1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Herausforderer Caruana überrascht den Weltmeister

Holger Hank
10. November 2018

Keine leichte Partie für Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen: Auch in der zweiten Runde der Schach-WM haben er und Fabiano Caruana aus den USA die Punkte geteilt. Doch der Herausforderer zeigte das bessere Schach.

https://p.dw.com/p/382Gu
UK Schach-WM in London
Magnus Carlsen greift mit den weißen Steinen an - und gerät bald in die DefensiveBild: Imago/Bildbyran/F. Varfjell

Diesmal hatten es die besten Schachspieler der Welt eilig: Schon nach dreieinhalb Stunden reichten sich Herausforderer Fabiano Caruana und der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen die Hand zum Unentschieden. Eine weitere Marathonpartie über sieben Stunden wie am Vortag wollten sich die besten Schachspieler der Welt in Runde zwei dieser WM nicht noch einmal zumuten. Der diesmal bestens vorbereitete Caruana war in London sehr gut aus den Startlöchern gekommen und überraschte den Weltmeister schon im 10. Zug mit einem unscheinbaren Turmzug. "Oh, Mist" habe er an dieser Stelle gedacht, gestand Carlsen bei der Pressekonferenz nach der Partie ein. Schließlich hatte sich der Champion monatelange mit seinen Helfern und unterstützt von hochgerüsteten Computern vorbereitet, um derartige unliebsame Überraschungen in den ersten Zügen zu vermeiden. Doch Caruana hatte offenbar eine Lücke in der Vorbereitung aufgedeckt.

Carlsen im Rückwärtsgang

In der Folge verbrauchte der Norweger daher viel Zeit, bekam die Stellung aber nie mehr so richtig in den Griff und büßte in der Folge einen Bauern ein. "Ich habe irgendetwas falsch berechnet“, meinte Carlsen anschließend, "und musste dann schon um das Remis kämpfen". Wie schon in der ersten Runde landeten die Spieler schließlich in einer Stellung, in der nur noch wenige Figuren auf dem Brett übrig waren.

UK Schach-WM in London | Fabiano Caruana
Ist jetzt gut im Match angekommen: Fabiano Caruana (USA) setzt den Weltmeister unter DruckBild: Imago/Bildbyran/F. Varfjell

Zum Glück für Carlsen war auf beiden Seiten jeweils ein Turm mit von der Partie, was seine Verteidigungschancen erhöhte. "Turmendspiele sind immer Remis", lautet ein geflügeltes Wort in der Schachszene. So sah das offenbar auch Fabiano Caruana, der sich recht schnell mit einem Unentschieden zufrieden gab und sich so immerhin als moralischer Sieger dieser Partie fühlen durfte. Denn Caruana und seinem Team ist es in der zweiten Runde zum ersten Mal gelungen, den Weltmeister unter Druck zu setzen.

Hochklassiger Titelkampf auf Augenhöhe

Mit dem Zwischenstand von 1:1 zeichnet sich jetzt in London einer der hochklassigsten Titelkämpfe der letzten Jahrzehnte ab. Magnus Carlsen und Fabiano Caruana spielen wie erwartet auf Augenhöhe und gehen mit offenem Visier in die Partien. Während Carlsen in den letzten drei WM-Titelkämpfen immer der klare Favorit gewesen war, ist dies 2018 anders. Experten wie der deutsche Schach-Bundestrainer Dorian Rogozenco sahen Caruana vor dem Match sogar etwas im Vorteil: "Carlsen hat es nicht ganz geschafft hat, in den letzten Partien seine Bestform zu erreichen." Ob der Norweger seine Bestform noch rechtzeitig findet, zeigt sich vielleicht schon in der dritten Runde. Nach einem Ruhetag werden die beiden Schachprofis am Montag (12.11.2018) in London wieder am Brett sitzen.