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Maske: "Armutszeugnis für das IOC"

Melanie Last
27. November 2018

Dem Amateurbox-Weltverband AIBA droht das Olympia-Aus, weil er den zwielichtigen Funktionär Gafur Rachimov zum Präsidenten gewählt hat. Im DW-Interview spricht Henry Maske über die weitreichende Folgen der IOC-Sanktion.

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MDR Riverboat - Henry Maske
Bild: picture-alliance/dpa/T. Schulze

DW: Anfang November hat der Amateurbox-Weltverband AIBA den umstrittenen Funktionär Gafur Rachimov zum Präsidenten gewählt. Trotz allen Warnungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist der usbekische Geschäftsmann jetzt im Amt. Henry Maske, Sie selbst waren als Amateur erfolgreich, haben Olympisches Gold gewonnen, danach bei den Profis den Weltmeistertitel. Ein mögliches Olympia-Aus für den Boxsport - wie sehr würde Sie das persönlich treffen?

Henry Maske: Es würde mich stark treffen. Mein Sport ist olympisch! Und wenn wir in die Historie gehen, war außer dem Ringen kaum ein Sport früher da. Boxen gehörte und gehört einfach dazu!

Nun ist das IOC auf Kollisionskurs mit dem hoch verschuldeten Boxverband. Hintergrund: Rachimow soll in Heroin-Handel verwickelt sein und wurde vom US-Finanzministerium als einer der führenden Kriminellen Usbekistans bezeichnet. Das IOC hatte im Vorfeld gewarnt. Wäre die Maßnahme, den Verband und damit seine Boxer von den Olympischen Spielen 2020 auszuschließen, deshalb die richtige Konsequenz oder schlicht falsch?

Die Diskussion um unsere Sportart ist ja schon deutlich länger im Gange, aus unterschiedlichen Gründen. Oft ging es um die Verletzungsgefahr und um Fehlurteile. Glücklicherweise kam es nie zum Ausschluss, bis heute. Die Begründung, weswegen man jetzt wieder darüber nachdenkt, hat mit dem eigentlichen Sport überhaupt nichts zu tun. Deshalb habe ich als ehemaliger Boxer absolut kein Verständnis dafür. Das ist jedem einzelnen Sportler gegenüber nicht gerecht. Wenn es so weit kommt, dass man wegen einer Person den Boxern das bestmögliche Podium nimmt - und das sind die Olympischen Spiele - dann ist das eine unfassbare Ohrfeige für den gesamten Sport. Und es kann doch nicht sein, dass man das auf den Schultern der Sportler austrägt.

Was würde das IOC-Urteil für die Boxer und den Boxsport insgesamt bedeuten?

Ihnen würde ein Anreiz fehlen. Der Boxsport würde also ganz klar leiden. Konkret der Profiboxsport, weil ein Großteil der Amateure da ja hoch will. Man würde den Unterbau ganz klar kaputtmachen. Das wäre die Folge.

Dabei hat sich in den vergangenen 25 Jahren viel bewegt, Profiboxen genießt wieder Ansehen, ist attraktiv geworden. Wenn unser Sport jetzt wegen der Begründung, der Amateurbox-Weltverband AIBA habe den falschen Präsidenten, bei den Olympischen Spielen ausscheidet, ist das ein ganz klares Zeichen der Schwäche. Ich kenne die Vorwürfe an die AIBA nicht konkret. Aber wenn das IOC das auf dieser Ebene entscheidet, weil man keine anderen Gründe findet, dann ist das doch ein Armutszeugnis.

Was halten Sie von Wladimir Klitschkos Vorschlag, ein anderer Verband solle das Olympia-Turnier austragen? Konkret nannte er die World Boxing Association (WBA)?

Ich fände es gut, wenn es ein unabhängiger Verband übernehmen würde. WBA, WBC, WBO, IBF - alle anerkannten Profiverbände könnten das machen, wenn es dem Sport und dem Verbleib bei den Olympischen Spielen hilft.

Henry Maske wurde in der DDR geboren und feierte dort in den 1980er Jahren als Amateur große Erfolge. 1988 holte er Olympisches Gold. 1993 wurde er bei den Profis Weltmeister und verteidigte seinen Titel zehnmal. Maske sorgte damit für einen "Box-Boom" in Deutschland. Im November 1996 verlor er gegen den US-Amerikaner Virgil Hill. 2007 feierte Maske für einen Revanchekampf gegen Hill ein Comeback, gewann und verkündete anschließend endgültig sein Karriereende.

Das Interview führte Melanie Last.