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"Jeden Tag dutzende Omrans in Aleppo"

20. August 2016

Das Bild des kleinen Omran ist zum Gesicht des Syrien-Krieges geworden. Hilfsorganisationen betonen, es gebe tausende Geschichten von verletzten oder getöteten Kindern. Dort versuchen sie, unter Lebensgefahr zu helfen.

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Kämpfe in Aleppo (Foto: Getty Images/AFP/A. Alhalbi)
Bild: Getty Images/AFP/A. Alhalbi

Rund 3,7 Millionen syrische Kinder wurden nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 geboren. Sie haben noch nichts anderes kennengelernt als von Aufruhr, Kämpfen und Angst geprägte Zeiten. Insgesamt sind 8,4 Millionen Kinder, das sind 80 Prozent aller Kinder im Land, vom Bürgerkrieg betroffen, entweder in Syrien oder als Flüchtling in einem anderen Land.

Ein kleiner Junge wird zum Symbol des Krieges

Das bewegende Bild des kleinen Jungen Omran, der blutend, staubbedeckt und benommen in einem Rettungswagen in Aleppo sitzt, wurde zum jüngsten Symbol des Syrien-Krieges. Medien aus aller Welt berichteten über den Fünfjährigen, der nach einem Luftangriff aus den Trümmern gerettet wurde und sich mit seiner Hand durch sein blutverschmiertes Gesicht fährt.

Ein verstörendes Video

Omran und seine Familie überlebten und hatten Glück, sagt Ibrahim al-Hadsch von der oppositionsnahen Hilfsagentur "Weißhelme" der Deutschen Presse-Agentur im Interview. "In derselben Nacht mussten wir kleine Kinder unter den Trümmern im Osten Aleppos herausziehen." Sie hätten kein Glück gehabt und seien gestorben, sagt al-Hadsch.

"Job wird immer härter"

Er und seine Kollegen müssen Bilder von verletzten oder getöteten Kindern permanent mitansehen. "Ich kann der Welt nur sagen, dass es jeden Tag Dutzende Omrans in Aleppo gibt", sagt der ehrenamtliche Helfer. "Unser Job wird mit jeder Stunde härter."

Laut der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die der syrischen Opposition nahesteht und sich auf ein großes Netz an Informanten stützt, wurden seit 2011 mehr als 14.700 Kinder in dem Bürgerkrieg getötet. Die meisten starben bei Bombenangriffen, viele verhungerten oder starben wegen der mangelnden Gesundheitsversorgung in den belagerten Gebieten. Andere wurden durch Giftgasangriffe getötet. Nach Angaben der Hilfsorganisation "Save the Children" sind 35 Prozent der Opfer in der belagerten Stadt Aleppo Kinder.

Helfen unter Lebensgefahr

Die Hilfsorganisation "Weißhelme" hat al-Hadsch zufolge vier Hauptstützpunkte in Aleppo, von denen sie rund um die Uhr zu Rettungseinsätzen ausrückt. Die Mitarbeiter verständigen sich untereinander über Walkie-Talkies, weil Mobilfunk-Verbindungen extrem schlecht sind. An Tagen, an denen die Stadt bombardiert werde, flögen Kampfjets für gewöhnlich mehr als 40 Angriffe, so al-Hadsch.

Situation in Aleppo (Foto: Getty Images/AFP/B. Al-Halabi)
Bild: Getty Images/AFP/B. Al-Halabi

Oft seien die Helfer dabei auch in Lebensgefahr, erzählt er. 47 der Weißhelme seien im Einsatz bereits getötet worden, 95 hätten Verletzungen erlitten. Und die Notfälle führten sie auch zu zerstörten Häusern in der Stadt, die sie sehr genau kennen - weil es ihre eigenen sind.

Hoffnung auf 48-stündige Feuerpausen

Helfer und die rund 300.000 im Osten der Stadt eingeschlossenen Zivilisten hoffen auf eine von Russland angekündigte Waffenruhe. Moskau hatte vorgeschlagen, die Forderung der Vereinten Nationen nach einer wöchentlichen 48-stündigen Waffenruhe ab kommender Woche umzusetzen. Bislang hatte Russland eine tägliche Feuerpause von drei Stunden Dauer angekündigt. Wirklich umgesetzt wurde diese aber nie.

rk/ml (dpa, afp,)