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Handball-Legende ist 60

Calle Kops (sid/dpa)26. Juli 2012

Er ist das Gesicht des deutschen Handballs: Heiner Brand. Als Erster in seiner Sportart wurde er sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister. Jetzt hat der Gummersbacher sein 60. Lebensjahr vollendet.

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Heiner Brand (r.) steht neben zwei Fans, die sich mit einem Heiner-Brand-Schnauzbart und Krone verkleidet haben (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Man muss sich nicht unbedingt für Handball interessieren, um Heiner Brand zu kennen. Das Aussehen des Gummersbachers ist markant: Dank seines buschigen Schnauzers ist er es, der den Menschen oftmals im Gedächtnis blieb und nicht unbedingt der Ausgang der vielen Spiele, die er bestritt oder betreute. Horst Bredemeier, der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), lag völlig richtig als er feststellte: Heiner Brand ist "das Gesicht des deutschen Handballs". Am Donnerstag (26.07.2012) ist die Handball-Legende 60 Jahre alt geworden.

Keine andere Chance als Handball

Die Sportart war Brand quasi in die Wiege gelegt worden. Weil auch seine beiden älteren Brüder für den VfL Gummersbach auf Torjagd gingen, blieb dem jungen Heiner keine Wahl. Bereits mit sieben Jahren trat er dem Handballverein bei. "Ich wäre bestimmt auch ein ganz guter Fußballer geworden. Aber in Gummersbach und in meiner Familie hatte man keine andere Chance", erinnert sich Brand.

Das war in den 1970er Jahren, und es sollte der Anfang einer eindrucksvollen Handballer-Karriere sein: Mit dem seinerzeit in Europa dominierenden VfL gewann er sechs deutsche Meisterschaften, viermal den DHB-Pokal und zweimal den Europacup der Landesmeister, der heute Champions League heißt. Den VfL verließ er während seiner Sportlerkarriere nie. Und dann war da selbstverständlich der Triumph mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 1978 in Dänemark, der Brand mit in die Eliteliga des Handballs einreihte.

Als Trainer zum zweiten WM-Titel

Auch als Trainer riss die Erfolgsserie nicht ab: Zweimal deutscher Meister mit Gummersbach, einmal mit Wallau-Massenheim und Olympia-Zweiter als Co-Trainer der DHB-Auswahl 1984. Nach seinem Amtsantritt als Bundestrainer 1997 läutete Heiner Brand die medaillenträchtigste Zeit im deutschen Männer-Handball ein. Mit der sogenannten goldenen Generation um Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer, Henning Fritz, Daniel Stephan und Markus Baur heimste Brand EM-Gold 2004, jeweils Silber bei Olympia 2004, der EM 2002 und der WM 2003 ein.

Bundestrainer Heiner Brand wird nach dem Gewinn des Weltmeistertitels von seinen Spielern durch die Halle getragen (Foto: dpa)
Nach dem Gewinn der WM 2007 wird DHB-Trainer Heiner Brand von seinen Spielern durch die Halle getragenBild: picture-alliance/dpa

Der Höhepunkt seiner Trainerkarriere folgte bei der WM 2007 im eigenen Land. Die ganze Nation saß gebannt am Fernsehschirm, als die deutsche Mannschaft das Wintermärchen verwirklichte und den Titel holte. Brand triumphierte damit als erster Handballer sowohl als Spieler (1978) als auch als Trainer. 20.000 Fans feierten in der Köln Arena und in ganz Deutschland, oft mit angeklebten Schnurrbärten. Die Anhänger trugen so dazu bei, dass Brand wegen seines Schnauzers zum Bartträger des Jahres gewählt wurde. "Obwohl ich immer gesagt habe, die Erfahrungen als Spieler sind intensiver, hatte der WM-Titel direkt vor meiner Haustür in Köln schon einen besonders hohen Stellenwert für mich", sagt Brand: "Vor allem die ganze Euphorie, die wir mit dieser Veranstaltung ausgelöst haben."

Und immer noch im Dienst des Handballs

Seit gut einem Jahr ist es in der Öffentlichkeit ruhiger geworden um ihn. Amtsmüde hatte Brand im vorigen Sommer nach mehr als 14 Jahren Abschied als Bundestrainer genommen und war auf den neu geschaffenen Posten des Sportmanagers im DHB gewechselt. In dieser Position ist er nun verantwortlich dafür, dass der gut ausgebildete männliche wie weibliche Nachwuchs noch besser wird und vor allem der Anschluss der Talente an die Spitze gelingt.

Doch in seinem Leben geht es Heiner Brand um mehr als nur Sport. Seit vielen Jahren engagiert sich der Gummersbacher für seinen Freund und früheren Mitspieler Joachim "Jo" Deckarm, der 1979 bei einem Handballspiel verunglückte, 132 Tage im Koma lag und seither schwerbehindert ist. "Das war das Schlimmste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Den Unfall habe ich bis heute eigentlich nie so richtig verdaut", betont Brand immer noch. Für sein Engagement hatte Brand im vorigen Jahr als Erster den Joachim-Deckarm-Preis erhalten.