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Gefahr aus dem Netz

27. Mai 2009

Von der Cannabis-Aufzuchtstation über halluzinogene Pilze bis hin zu Kokain ist alles im Internet zu bekommen. Der illegale Drogenhandel im Netz boomt und ist vor allem für immer mehr Jugendliche eine große Gefahr.

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Zwei Päckchen der Droge Spice (Foto: AP)
Drogen wie Spice können Jugendliche im Internet bestellenBild: AP

Auf rasante Techno-Beats bis zum Morgengrauen durchtanzen, Wochenende für Wochenende von einer Party zur nächsten hoppen - für einige Jugendliche ist das nur möglich, wenn aufputschende und zugleich gefährliche Drogen mit im Spiel sind. Amphetamine, etwa in Speed, Ecstasy oder Kokain werden vielfach auf Partys konsumiert - oft genug bis zum Kreislaufkollaps oder Horrortrip.

"Im Prinzip können Jugendliche alle möglichen Arten von Drogen über das Internet bekommen", sagt Stefan Kahl, Drogen-Experte beim Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen. "Leider ist inzwischen ein schwunghafter Handel entstanden. Das Netz ist eben weltumspannend und wenn irgendeiner aus einem anderen Land etwas anbietet, dann können wir nicht verhindern, dass sich auch jemand aus Deutschland einwählt und etwas bestellt."

Wirkung nicht abschätzbar

Computermaus (Foto: DW)
Ein Klick und fertigBild: DW

Grundsätzlich scheint der jugendliche Leichtsinn in Sachen Drogen weit verbreitet. Cannabis etwa ist zur Modedroge Nummer eins avanciert und wird meist für harmlos gehalten, obwohl der durch Züchtungen stark gestiegene THC-Gehalt gerade bei jungen Menschen schwere und bleibende Folgeschäden anrichten kann. Aber auch so genannte biogene Drogen wie "Magic Mushrooms" - Pilze mit halluzinogenen Wirkstoffen - suggerieren Jugendlichen oft eine gewisse Harmlosigkeit, obwohl sie LSD-ähnliche Horrortrips mit schlimmen Folgen auslösen können.

Dass jugendliche Konsumenten per Mausklick an alle möglichen Drogen gelangen können, sieht Drogen-Experte Stefan Kahl besonders kritisch: "Bei Drogen, die im Internet verkauft werden, ist es ja so, dass die Wirkung überhaupt nicht abschätzbar ist. Ist das jetzt eine hohe oder eine geringe Dosierung? Das ist im Prinzip 'Russisches Roulette'." Da es so leicht sei, im Internet an Drogen heranzukommen, suggeriere das zudem eine gewisse Harmlosigkeit.

Illegale Seiten mit Passwort

Cannabis-Pflanze
Von der Cannabis-Aufzuchtstation ...Bild: Fotofinder

Zudem bietet das World Wide Web die Möglichkeit, sich über alle möglichen Varianten der illegalen Drogen zu informieren - vom hochgefährlichen Sekret der Aga-Kröte bis hin zu wundersamen Kakteen. In so genannten "Smart Shops" werben kriminelle Drogendealer unverhohlen mit seltsamen Kräutermischungen, Bruttaschen für Zauberpilze oder "natürlichem Ecstasy" - und machen vermutlich eine Menge Geld damit. Gerade für Jugendliche aber ist das mit hohen Risiken verbunden.

Ein Griff ins virtuelle Regal kann schon einmal mit einem tagelangen Horrortrip enden. Das weiß auch der 19-jährige Marcel. "Ich hab mir mal Spice im Internet gekauft. Das war zu der Zeit, als es noch legal war und da konnte man sich aus allen Spice-Sorten was aussuchen. Und dann hat man das zugeschickt bekommen, nachdem man bezahlt hatte." Es gebe Webseiten, die regelrecht darauf spezialisiert seien, solche Drogen zu verkaufen. Außerdem sei es auch möglich, an Pilzsporen und andere Dinge zum selbst Anbauen und sofortigen Konsum zu kommen.

Manche illegalen Webseiten, so Marcel weiter, seien nur mit einem Passwort zugänglich, das man vorher von jemandem bekommen habe. Legales Zubehör wie Pflegeanleitungen für Hanfsamen oder diverse Beleuchtungstechniken für die Cannabis-Zucht seien allerdings schon bei bekannten Seiten zu bekommen.

1200 Ermittlungsverfahren

Eine Hand macht Kokain zurecht (Foto: AP)
... bis hin zu Kokain ist alles online verfügbarBild: AP

Für die Polizei ist der Drogenhandel im Internet eine echte Herausforderung. Zum einen ist die Gesetzeslage in den verschiedenen Ländern unterschiedlich, zum anderen ist das Internet grenzenlos, so dass auf ausländischen Seiten alle möglichen Drogen geordert werden können. Trotzdem hat das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen schon einige Erfolge gegen den illegalen Drogenhandel im Internet erzielt. Wir haben Hinweise auf jemanden gehabt, der im Internet Drogen verkauft und auch per Post versandt hat", sagt Stefan Kahl. "Durch unser Ermittlungsverfahren haben wir seine Kunden gefunden und daraufhin 1200 Ermittlungsverfahren gegen Erwerber in ganz Deutschland eingeleitet."

Aber nicht nur der Handel zwischen Drogendealern und Konsumenten boomt. Kriminelle Drogenhändler nutzen zunehmend Schlupflöcher im internationalen Handel, um das Rohmaterial für ihre Drogenlabore zu beschaffen. Das Internet sei durch die Koordinierung des illegalen Drogenhandels zu einer großen Bedrohung geworden, warnen Experten. Um der Gefahr entgegenzuwirken, fordern sie künftig ein weltweit koordiniertes Vorgehen.

Autorin: Ulrike Hummel
Redaktion: Andreas Ziemons/Julia Kuckelkorn