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Optimismus in Hannover

Karl Zawadzky, zzt. Hannover16. April 2007

Fünf Tage lang präsentieren 6400 Aussteller aus 60 Ländern Maschinen und Produktionsverfahren. Partnerland der weltgrößten Industrieschau ist in diesem Jahr die Türkei.

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Mann vor Flugzeugtriebwerk
Die Konjunktur brummtBild: AP

Die Hannover Messe profitiert in diesem Jahr von der weltweit guten Konjunktur sowie von den international diskutierten Themen Energie und Klimawandel. Hinzu kommt die wachsende Automatisierung aller Industrie-Bereiche. Dabei ist die Innovationsschau in ihrem sechzigsten Jahr längst keine rein deutsche Veranstaltung mit ausländischer Beteiligung mehr, sondern eine internationale Drehscheibe für Technologie und Geschäfte. Erstmals stammen mehr Aussteller aus dem Ausland als aus Deutschland.

Die Hannover Messe findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem sich der Aufschwung in Deutschland und Europa fortsetzt. Vor allem der Export der deutschen Industrie hat großen Anteil am weltweiten Wachstum. Das Partnerland Türkei ist mit mehr als 270 Ausstellern auf der Industrie-Messe in Hannover vertreten. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Türkei, wo die Nachfrage nach Maschinen aus dem Ausland um jährlich 15 Prozent zunimmt. Deutschland als wichtigster Maschinen-Lieferant der Türkei profitiert davon besonders. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Exporte in die Türkei um 12 Prozent auf fast 15 Milliarden Euro zugenommen. Die türkischen Exporte nach Deutschland beliefen sich auf neun Milliarden Euro.

Selbstbewusste Türkei

Die deutsche Wirtschaft ist mit Investitionen in der Türkei stark engagiert. 50.000 Menschen arbeiten bei deutschen Firmen in der Türkei. In Deutschland leben 2,5 Millionen Menschen türkischer Abstimmung, mehr als 60.000 von ihnen sind als Unternehmer tätig. Ministerpräsident Erdogan trat bei der Eröffnung der Hannover Messe selbstbewusst auf: "Die Türkei befindet sich unter den größten 20 Volkswirtschaften der Welt. Die dynamische türkische Wirtschaft ist aus der Sicht Europas unersetzlich. Und: Die Türkei kommt nicht, um Last zu werden, sondern um Lasten mit zu tragen."

Die Türkei befindet sich seit etwa fünf Jahren in einem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungsprozess. Durch die Reformen konnten erhebliche Fortschritte erzielt werden; einige Kriterien für die Beitrittsreife zur EU erfüllt die Türkei schon heute. "Die Türkei bezweckt mit dem angestrebten EU-Beitritt nicht nur, den Wohlstand der Bürger zu steigern, sondern sie bietet auch eine Brücke an zwischen der westlichen Welt und der islamischen Welt, die anderthalb Milliarden Menschen umfasst", sagte Erdogan.

Mangel an Fachkräften

Angesichts der guten Konjunktur ist wieder einmal der Mangel an hoch qualifizierten Fachkräften, besonders an Ingenieuren und Computerspezialisten, ein Thema auf der Hannover Messe - auch für Bundeskanzlerin Merkel: "Die Bundesregierung weiß, dass wir für hoch- und höchstqualifizierte ausländische Fachkräfte durchaus noch attraktiver werden könnten. Das Thema ist auf dem Tisch. Es wird behandelt. Deshalb müssen wir auch einige Aspekte unseres Zuwanderungsrechts überprüfen."

Aber es gilt nach den Worten der Kanzlerin auch, das vorhandene Potenzial an Arbeitskräften besser zu nutzen. Vor allem müsse lebenslanges Lernen zur Normalität werden. Hier sei ein Mentalitätswechsel nötig. Deutsche müssten im Alter von 40 oder 50 Jahren noch einmal auf die Schulbank. Die Begeisterung der Jugend für die Technik müsse wieder zunehmen. Und es bleibe beim Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2010 drei Prozent des Bruttoinlands-Produkts für Forschung und Entwicklung auszugeben.