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Hamburger SV wird zum Pyro-Pionier

Stefan Nestler mit dpa, sid, DFB
4. Februar 2020

An diesem Samstag wird erstmals im deutschen Profifußball kontrolliert Pyrotechnik abgebrannt. Der DFB gibt grünes Licht für die geplante Aktion des HSV vor dem Spiel gegen Karlsruhe. Es ist ein Test.

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Fußball 2. Bundeslliga Pyrotechnik FC St. Pauli - Hamburger SV 2:0
Bild: picture-alliance/nordphoto/Witke

"Fanbelange" - so war die Pressemitteilung des Deutschen Fußball-Bunds überschrieben. Durchaus überraschend erlaubte der DFB dem Hamburger SV, im Rahmen eines Spiels erstmals kontrolliert Pyrotechnik abzubrennen. Vor dem Anpfiff des Zweitliga-Duells gegen den Karlsruher SC an diesem Samstag würden unter Beteiligung von zehn Fans "zehn Rauchtöpfe außerhalb der Zuschauerbereiche unter Aufsicht einer Fachfirma kontrolliert" abgebrannt, informierte der DFB. Ein Pyrotechniker werde die Fans einweisen und die Aktion überwachen. Feuerlöscher und Löscheimer stünden bereit. Der DFB wies ausdrücklich darauf hin, dass sich um eine "einmalige Ausnahmegenehmigung auf Basis der behördlichen Zustimmung" handele. Je nach Wetterbedingung könne die Feuerwehr die Aktion am Samstag auch noch absagen.

"Strafenkönig" will neue Wege gehen

Der DFB sieht den ersten kontrollierten Pyro-Einsatz im deutschen Fußball als Test. Er soll die Frage beantworten, ob die Fans sich mit dieser abgespeckten und überwachten Variante anfreunden können und künftig auf den unkontrollierten Einsatz von Feuerwerk im Zuschauerbereich verzichten. Der Hamburger SV musste in den vergangenen beiden Spielzeiten mehr Strafen für das Abbrennen von Pyrotechnik im Fanblock zahlen als jeder andere deutsche Profiverein. Erst vor wenigen Tagen hatte das DFB-Sportgericht den HSV eine Strafe von 140.000 Euro verhängt, weil beim Stadtderby gegen den FC St. Pauli wieder gezündelt worden war. St. Pauli muss 90.000 Euro zahlen.

"Die in den vergangenen Jahren ergriffenen Maßnahmen und härteren Sanktionen wie Geldstrafen, Kollektivstrafen, Verbot von Fan-Utensilien oder überzogene Einlasskontrollen haben nachweislich nicht dazu geführt, dass Pyrotechnik in Stadien weniger zum Einsatz gekommen ist", sagte Cornelius Göbel, Leiter der Abteilung Fankultur beim HSV: "Wir sind der Meinung, dass es erforderlich ist, neue Wege zu gehen." Der Verein, so Göbel, begreife Pyrotechnik "als Teil der Fankultur".

Pyrotechnik auf den Rängen bleibt verboten

Der DFB machte klar, dass die Aktion keine Abkehr vom Pyrotechnik-Verbot auf den Rängen bedeute. Die bis zu 2500 Grad heißen Pyro-Artikel können zu schweren Verletzungen führen. Auch der HSV grenzt sich ganz klar von jenen Anhängern ab, die im Block mit dem gefährlichen Feuerwerk hantieren. "Wir verstehen uns bei der Pyro-Diskussion nicht als Anwälte dieser 20 durchgeknallten Straftäter, denen Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen egal ist, wenn sie unkontrolliert Pyro zündeln", sagte HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann bei der Mitgliederversammlung im Januar: "Um das klar zu sagen: Hier gilt eine absolute Null-Toleranz-Politik."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter