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Hamburger SV weiter plan- und führungslos

Jan-Hendrik Raffler
15. November 2016

Der Bundesliga-Dino HSV kämpft mehr denn je um das sportliche Überleben. Die Führungsriege gibt dabei ein katastrophales Bild ab. Allen voran: Klubchef Dietmar Beiersdorfer. Nun schmeißt auch der Marketing-Vorstand hin.

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Dietmar Beiersdorfer
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Der Hamburger Sportverein wird mehr und mehr zu einem Chaosklub. Sportlich geht es für den HSV seit Jahren nur noch um den Nichtabstieg aus der Bundesliga - aktuell ist man sechs Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Ein Konzept für mehr Kontinuität sucht man beim HSV vergeblich. Nun ist es auch Marketing-Vorstand Joachim Hilke genug: Nach HSV-Stiftungsgeschäftsführer Stefan Wagner und Mediendirektor Jörn Wolf schmeißt er beim HSV hin, die Nachricht platzte mitten in die unrühmliche Sportdirektoren-Suche. 

Nach der Absage von Christian Hochstätter gerät diese zur Farce. Beiersdorfer hatte sich am zäh verhandelnden VfL Bochum die Zähne ausgebissen. Für HSV-Wunschkandidat Hochstätter, der bei dem Zweitligisten erst im September bis 2020 verlängert hatte, verlangte der Zweitligist einen siebenstelligen Betrag. In Beiersdorfers Augen viel zu viel - der einst als Heilsbringer gefeierte Funktionär holte sich einmal mehr eine blutige Nase ab. Immer noch ohne neuen Sportdirektor gibt der HSV-Klubchef ein äußerst unglückliches Bild ab, auch wenn Beiersdorfer selbst das natürlich ganz anders sieht: "Ist eine beendete Verhandlung ein Rückschlag, weil der HSV den absurden Forderungen eines anderen Klubs nicht folgt? Aus meiner Sicht nicht", sagte der 52-Jährige den Vereinsmedien des Hamburger SV.

Fußball 1. Bundesliga VfL Bochum - HSV Christian Hochstätter
Bleibt nun doch beim VfL Bochum: Manager Christian HochstätterBild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Beiersdorfer noch zu halten?

Einen noch bittereren Beigeschmack bekommt das Ganze, wenn es stimmt, was Hans-Peter Villis, Aufsichtsratschef des VfL Bochum, dem "Hamburger Abendblatt" verriet. Demnach sei Beiersdorfer gar nicht persönlich beim Zweitligisten wegen Hochstätter vorstellig geworden, sondern hätte als Vertreter den Finanzvorstand des HSV nach Bochum geschickt. 

Der Aufsichtsrat stärkt dem 52-Jährigen weiter den Rücken: Beiersdorfer soll bis zur Verpflichtung eines Sportdirektors weiter in Doppelfunktion tätig sein, beschloss das Gremium bei seiner Sitzung am Montagabend.

Doch Beiersdorfer sollte sich mit der Verpflichtung nicht mehr allzu lange Zeit lassen. Trotz dieses Treuebekenntnisses scheint die Geduld des Gremiums nicht endlos. Auch, weil doch allen Beteiligten klar sein muss, dass der noch sieglose Traditionsklub dringend weiteren Input benötigt, um Schritte aus der Krise zu machen.

Neuer Sportchef eine C- oder D-Lösung

Fußball 2. Bundesliga Karlsruher SC vs. VfB Stuttgart Jens Todt
Könnte für den HSV zur D-Lösung werden: Jens TodtBild: picture-alliance/Pressefoto Baumann

Diesen Input hätten - vor dem Tauziehen um Hochstätter - schon andere Namen liefern sollen: Doch weder Gespräche mit Nico-Jan Hoogma (Heracles Almelo), als auch mit dem früheren Schalke-Manager Horst Heldt führten zu einer Einigung. Dazu, wie sollte es beim HSV derzeit auch anders sein, lieferte sich Beiersdorfer mit Hoogma anschließend ein öffentlich über die Medien ausgetragenes Scharmützel darum, wer wem zuerst abgesagt hat.

Nun wird der HSV-Aufsichtsrat mit großem Interesse hinhören, welche Kandidaten Beiersdorfer noch in der Hinterhand hat. Möglicherweise wird Jens Todt vom Karlsruher SC noch einmal ein Thema. Egal welcher Kandidat es am Ende sein wird: Der neue Sportchef wird definitiv mit dem Makel behaftet sein, eine B-, C- oder sogar D-Lösung zu sein. Auch wenn Beiersdorfer hier mal wieder widerspricht.

Sein Klub suche und brauche "grundsätzlich den richtigen" Kandidaten und habe trotz der sehr schwierigen Lage eine "extrem reizvolle Aufgabe" zu bieten. "Wir könnten morgen problemlos einen Sportdirektor präsentieren", sagte Beiersdorfer: "Es geht aber um die Wahl des richtigen Mannes in unserer Situation." Ein Fingerzeig könnte die aktuelle Entwicklung beim Karlsruher SC sein: Der bstiegsbedrohte Tabellen-16. der 2. Fußball-Bundesliga trennte sich am Donnerstag mit sofortiger
Wirkung von Sportdirektor Jens Todt getrennt. Auch dieser wurde als ein Kandidat für den Posten des HSV-Sportdirektors gehandelt. Ob der 46 Jahre alte ehemalige Profi nun zu dem abstiegsgefährdeten Erstligisten wechseln wird, ist allerdings offen.