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Museum will Raubkunst an Afghanistan zurückgeben

20. November 2018

Das 2013 ersteigerte Wandpaneel sollte nach dem Einmarsch der Sowjetarmee in Afghanistan eingelagert werden, wurde aber offenbar gestohlen. Das Museum für Kunst und Gewerbe bemüht sich seit 2014 um die Rückgabe.

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Hamburg: Raubkunst? Das Marmorpaneel aus Ghazni im Museum für Kunst und Gewerbe
Bild: IsIAO archives Ghazni/Tapa Sardar Project 2014

"Auch wenn es bis heute noch keine belastbaren Hinweise gibt, wann und wie das Paneel in den internationalen Handel gekommen ist, ist der Tatbestand der Raubkunst unstrittig", sagte Museumsdirektorin Sabine Schulze am Dienstag (20. November) in Hamburg. Das Museum für Kunst und Gewerbe bereitet derzeit die Rückgabe des afghanischen Wandpaneels vor, das zu einem Fries aus dem 12. Jahrhundert gehört und seinen Ursprung in einem Königspalast in der Stadt Gasni, im Osten des Landes, hat.

Das Museum hatte das Paneel 2013 beim französischen Auktionshaus Boisgirard-Antonini erstanden, seine Provenienz schien damals angesichts der vorliegenden Kenntnisse unbedenklich. Nachforschungen ergaben später, dass Archäologen aus Afghanistan und Italien das Marmorpaneel zwischen 1957 und 1966 bei Ausgrabungen entdeckt hatten. Danach befand sich das Paneel in der Sammlung des Rawsa Museum of Islamic Art in der Stadt Gasni.

Hamburg: Raubkunst? Das Marmorpaneel aus Ghazni im Museum für Kunst und Gewerbe
Transportfertig: das Paneel in der Ausstellung "Raubkunst?" im MKG HamburgBild: MKG/M. Hille

"Forschungsauftrag erfüllt"

Nach dem Einmarsch der Sowjetarmee in Afghanistan 1979 war die Sammlung in einem Kunstlager untergebracht worden. Dabei wurde das Paneel gestohlen. Anfang der 1990er Jahre tauchte es im Pariser Kunsthandel wieder auf. Einzelheiten über den zwischenzeitlichen Verbleib sind bis heute offen.

Bereits seit 2014 bemüht sich das Hamburger Museum um die Rückgabe. "Mit der Provenienzforschung hat das Museum seinen Forschungsauftrag erfüllt", sagte Direktorin Sabine Schulze. Die weiteren Schritte der Rückgabe müssten nun von den Behörden geregelt werden. Der Kulturgutschutz Deutschland und das Auswärtige Amt sind in die Rückgabe einbezogen. Im Sommer 2018 kam es zum ersten Gespräch zwischen dem Museum für Kunst und Gewerbe, Vertretern der afghanischen Botschaft in Berlin und deutschen Behörden.

Das Museum hat das Paneel in seine aktuelle Ausstellung "Raubkunst?" eingebunden: Es steht halb verpackt und bereit für die Rückgabe, zwischen zwei Vitrinen.

tla/rbr (dpa, mkg-hamburg.de)