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Das IOC geht dahin, wo es willkommen ist

Alexander Drechsel14. April 2015

Vor einem Monat entschied der DOSB, Hamburg in die Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 zu schicken. Nun muss die Hafenstadt international und Kritiker in der eigenen Stadt überzeugen.

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Computeranimation Olympiastadion Hamburg Kleiner Grasbrook
Bild: Computeranimation: Gerkan, Marg und Partner (gmp), Büro Gärtner und Christ/dpa

Es ist die edelste Straße in Hamburg: An der Elbchaussee reihen sich über fast neun Kilometer beeindruckende Villen und großzügige Parkanlagen aneinander. Hier, direkt an der Elbe, wird Hamburgs Wohlstand offensichtlich, den Reeder, Kaufleute und andere über Generationen angehäuft haben.

In einer dieser schmucken Villen residiert - inmitten einer Parkanlage - der edle Hamburg Business Club. Ein paar geplatzte Farbbeutel an der weißen Fassade zeigen, dass es in der Stadt auch Widerstand gegen diese Art des gezeigten Wohlstands gibt - oder waren es Gegner der Hamburger Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024? Immerhin wollen sich hier Sportmanager, Politiker und Kaufleute treffen und über den Bewerbungsstand informieren.

Deutschland Olympia-Bewerbung Hamburg
Im Business Club Hamburg ist die Olympiabewerbung ein ThemaBild: DW/A. Drechsel

Blick auf 2024 in gediegener Atmosphäre

In der Villa sitzen auf dem Podium in Ledersesseln der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), Alfons Hörmann, und Hamburgs Erster Bürgermeister, Olaf Scholz, von den Sozialdemokraten. Durch die Fenster hinter ihnen flackern in der Dunkelheit die Hafenlichter. Etwas weiter stadteinwärts soll inmitten des Hafens die Olympic-City entstehen - sofern das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Jahr 2017 tatsächlich Hamburg den Zuschlag für die Spiele 2024 geben sollte.

Das IOC geht dahin, wo es willkommen ist

Bis dahin heißt es für Scholz und Hörmann, international für Hamburg als Austragungsort der XXXIII Olympischen Spiele zu werben. Immer wieder werden sie IOC-Mitglieder treffen - das nächste Mal am 23. April in Sotschi. Der DOSB sei das "sportpolitische Scharnier zum Weltsport" und von Hamburgs Konzept begeistert, sagt Hörmann. Dass sich vor einem Monat die Hafenstadt gegen den Mitwerber Berlin habe durchsetzen können, hat für den DOSB-Präsidenten einen Grund: In Berlin sei Olympia ein Thema gewesen; in Hamburg das Thema. Es sei in Hamburg spürbar gewesen, "dass die Bevölkerung, dass die politisch Verantwortlichen, dass all jene, die im Sport engagiert sind, mit unglaublicher Leidenschaft und Begeisterung und viel Vorfreude unterwegs sind. Das ist die beste Grundlage. Denn das IOC wird am Ende nur dort hingehen, wo es auch willkommen ist."

Deutschland Olympia-Bewerbung Hamburg
DOSB-Präsident Hörmann (li) und Hamburgs Bürgermeister ScholzBild: DW/A. Drechsel

Genau das wollen einige wenige aber verhindern. Die Initiative NOlympia will das IOC nicht in der Stadt haben. Das Komitee entmündige die Politik, verdiene selber Milliarden mit den Spielen, sei intransparent und korruptionsanfällig, so die Kritik. Für Alfons Hörmann sind diese Vorwürfe haltlos. Man müsse sachlich argumentieren, fordert der DOSB-Präsident. Der letzte Korruptionsskandal im IOC vor mehr als 20 Jahren ist nach seiner Auffassung sauber aufgearbeitet worden. Auch die Regeln des Kommitees seien vorbildlich. "Das IOC schüttet mehr als 90 Prozent nachweislich an die nationalen Verbände und den internationalen Weltsport aus", ergänzt Hörmann. Das könne man jedem Kritiker erklären. "Aber diejenigen, die auf der anderen Seite stehen, müssen auch bereit sein, die Argumente aufzunehmen."

Deutschland Olympia-Bewerbung Hamburg
Ist vom Hamburger Olympia-Konzept überzeugt: Alfons HörmannBild: DW/A. Drechsel

NOlympia ist Anfeindungen ausgesetzt

Den Olympia-Gegnern in Hamburg bläst der Wind ins Gesicht. Umfragen ergeben immer wieder, dass eine klare Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger die Spiele 2024 in die Stadt holen will. Endgültige Klarheit soll ein Volksentscheid im September geben. Bis dahin wollen die Gegner die Stimmung drehen, aber sie haben mit wachsenden persönlichen Anfeindungen zu kämpfen. Ganz offensichtlich wollen einige Hamburger keine offene Debatte über das Für und Wider.

Bürgermeister Scholz aber will mit den Gegnern den Dialog suchen. Allerdings weicht er der Antwort aus, ob er sich auch persönlich mit NOlympia-Aktivisten treffen würde. Er blickt viel mehr dem Volksentscheid entgegen, der Hamburgs Bewerbung voraussichtlich untermauern wird. Er rechne mit einem "sehr, sehr guten Ergebnis", sagt Scholz im Business Club Hamburg und bekommt dafür reichlich Applaus von den geladenen Gästen. Hier muss niemand überzeugt werden. Das weiß auch Scholz: "Hamburg ist eine sehr optimistische Stadt. Hier geht was voran. Und deshalb passt dieser Optimismus der Stadt auch sehr gut zu Olympischen und Paralympischen Spielen."