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Hallo Herr Nachbar!

Joscha Weber19. Juni 2014

Die Nacht von Santo André ist ziemlich dunkel, aber keineswegs ruhig. Um die Pension von DW-Reporter Joscha Weber wimmelt es nur so vor tierisch verdächtigen Geräuschen. Aber wer steckt dahinter?

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Krallenaffe (Foto: Joscha Weber/DW)
Bild: DW/J. Weber

Etwas mulmig war mir anfangs schon. Als sich erstmals nach unserer Ankunft die Nacht über unsere kleine Pousada in Santo André legte, wurde es unheimlich. Um uns herum kein Licht, kein Haus, keine Straße. Nur schwarz. Etwas abgelegen vom gerade einmal 800 Einwohner zählenden Ort, der zurzeit die deutsche Nationalmannschaft beherbergt, steht unsere kleine Pension mitten im Wald, in den nur ein schmaler Weg führt und vor unserem Haus endet.

Wenn das Auge keine Informationen liefern kann, schärft sich der Hörsinn. Und der erfasste schnell: Wir sind hier nicht allein. Rascheln im Gebüsch, Quiek-Laute aus der Distanz, Gurren etwas näher und Piepen aus der Mitteldistanz. Was zum Teufel ist das, frage ich mich. Die schwarze Nacht gibt mir keine Antwort, erst das Tageslicht. Flink huscht am Morgen ein ziemlich großer, brauner Gecko über unsere Terrasse in einen Strauch - aha, da ist das Rascheln wieder. Das wäre also geklärt.

Brasilien Fußball WM DW-Reporter Joscha Weber (Foto: Peter Wozny/DW)
DW-Reporter Joscha WeberBild: DW/P. Wozny

Das Quieken aber kam aber von weiter oben. Der Blick geht in die Bäume, ich sehe erst mal nichts. Dann plötzlich eine Bewegung, ein Ast wippt hin und her. Dann sehe ich den Verursacher: ein kleines Äffchen. Langer gestreifter Schwanz, buschiges Fell und ein weißes Gesicht, das mich neugierig mustert. Schnell schieße ich ein Foto. Doch das Geräusch des Auslösers schlägt den kleinen Baumbewohner in die Flucht. Weg ist er, mit ein paar gekonnten Sprüngen im Astwerk der Bäume verschwunden.

Wer steckt hinter dem Gurren und dem Piepen?

Das Internet verrät mir später: Es handelt sich wohl um einen Weißkopf-Büschelaffen, der zur Gattung der Marmosetten gehört und hier im Naturschutzgebiet von Guaiu sehr verbreitet ist. Gerne hätte ich meinen neuen Nachbarn mal näher kennengelernt, aber gut, kann ja noch kommen, wir sind ja hoffentlich noch eine Weile hier - wenn die Nationalelf mitspielt. Zwei nächtliche Geräusche sind also identifiziert. Wer aber steckt hinter dem Gurren und dem Piepen? Ich bleibe an der Sache dran.