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Wirbelsturm-Opfer Haiti

4. September 2008

Gustav, Hanna und jetzt Ike - die schweren Wirbelstürme treffen vor allem das ärmste Land Amerikas: Haiti. Bisher kamen durch die Stürme allein dort mindestens 160 Menschen ums Leben.

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Familie watet durch die Fluten (3.9.2008, Quelle: AP)
Weite Teile Haitis sind überschwemmtBild: AP

In Haiti hat Tropensturm "Hanna" mehr als 60 Menschen getötet und ganze Landstriche verwüstet. Die Stadt Gonaïves im Zentrum des Landes war am Donnerstag (04.09.2008) wegen schwerer Überschwemmungen kaum zu betreten, berichteten örtliche Medien. Während sich die Menschen in Notunterkünfte oder auf die Dächer ihrer Häuser flüchteten, entwickelte sich über dem Atlantik Wirbelsturm "Ike" auf seinem Zug in Richtung Karibik zum Hurrikan der Stufe vier auf der fünfteiligen Skala.

Frau vor Hütte (2.9.2008, Quelle: AP)
Die Schäden der beiden Stürme sind verheerend - und es droht bereits der nächsteBild: AP

Allein in Gonaïves, der drittgrößten Stadt des Landes mit 300.000 Einwohnern, forderte "Hanna" nach Angaben des Zivilschutzes mindestens 27 Opfer. Mehr als 4000 Menschen seien in Notunterkünfte geflüchtet. "Wir können derzeit nur zum Teil sagen, welche Schäden es gibt", sagte der Bürgermeister von Gonaïves, Stephen Moïse, den örtlichen Medien. "Im Moment ist es unmöglich, die Stadt zu betreten." In der Umgebung rissen über die Ufer getretene Flüsse Brücken mit sich und zerstörten Getreidefelder, berichtete der Radiosender "Métropole". Außerdem meldeten einige Regionen Ernteausfälle bis zu 75 Prozent.

"Angespannt bis verheerend"

Auch die Welthungerhilfe bezeichnet die Lage auf Haiti als kritisch. "Erst hatten wir den Hurrikan 'Gustav' im Süden des Landes und nun 'Hanna' im Norden. Damit ist das gesamte Land betroffen", sagte Michael Kühn, Regionalkoordinator der Hilfsorganisation. Kühn bezeichnete die Situation als "angespannt bis verheerend" und rief eindringlich zu Spenden auf. Noch sei es nicht möglich, den Umfang der Schäden abzuschätzen, denn zahlreiche Brücken und Straßen seien zerstört. Mitarbeiter der Welthungerhilfe und anderer Organisationen versuchten derzeit, in abgeschnittene Ortschaften vorzudringen. "Die bereits vorliegenden Daten lassen Schlimmstes befürchten", betonte Kühn.

Menschen wten durch die Fluten (3.9.2008, Quelle: AP)
Am stärksten betroffen ist die Stadt Gonaives - mehr als 4000 Menschen flüchteten in NotunterkünfteBild: AP

"Wir benötigen dringend Lebensmittel, Wasser und Notunterkünfte", sagte Kühn. Die Notvorräte seien bereits nach "Gustav" aufgebraucht worden. Durch den starken Regen seien zudem zahlreiche Gärten zerstört und Vieh umgekommen. Viele Menschen seien obdachlos.

Steigende Lebensmittelpreise programmiert

Langfristig befürchtet Kühn eine zunehmende Abhängigkeit Haitis von Lebensmitteleinfuhren und damit weiter steigende Preise. Dabei war es in dem verarmten Karibikstaat erst im vergangenen April zu gewalttätigen Hungerprotesten gekommen. "Die Abhängigkeit von

Importen wird zunehmen", sagte Kühn zu den Folgen der Hurrikane.

Seit Mitte August sind in Haiti durch die Wirbelstürme "Fay", "Gustav" und "Hanna" mehr als 160 Menschen ums Leben gekommen. "Hanna" steuert derzeit auf den Südosten der USA zu. In Florida wird bereits vor gefährlichen Unterströmungen an der Küste gewarnt. Unterdessen wächst die Angst vor "Ike". Wann und wo der Hurrikan auf Land treffen wird, ist nach Angaben des US-Hurrikanzentrums derzeit noch nicht abzusehen. In New Orleans kehrten derweil immer mehr Menschen in ihre Häuser zurück, nachdem Hurrikan "Gustav" die Stadt Anfang der Woche weitgehend verschont hatte. (mag)