1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Höchste Anspannung in Sri Lanka

13. Mai 2019

Seit den verheerenden Osteranschlägen kommt der Inselstaat nicht zur Ruhe. Ausschreitungen gegen Muslime heizen die Stimmung an. Der Staat sperrte danach erst die sozialen Netzwerke und verhängt nun eine Ausgangssperre.

https://p.dw.com/p/3IQrl
Sri Lanka Colombo | Wache vor der Kirche St.Theresa
Wache vor der Kirche St.Theresa in der Hauptstadt Colombo Bild: Getty Images/AFP/L. Wanniarachchi

Die nächtliche Sperre gilt sechs Stunden lang und das im ganzen Land. Zunächst hatte die Polizei nur in den drei Bezirken eine Ausgangssperre verhängt, in denen Moscheen und muslimische Geschäfte angegriffen worden waren. Weil sich die Ausschreitungen auf weitere Teile des Landes ausweiteten, ist die Sperre nach Polizeiangaben im ganzen Land verhängt worden. Nach jüngsten Meldungen wurde ein Muslim tödlich verletzt: Ein Mob hatte den Handwerker in seiner Werkstatt mit scharfen Waffen angegriffen.

In der Stadt Chilaw war es am Sonntag als Reaktion auf die Facebook-Botschaft eines muslimischen Ladenbesitzers zu Ausschreitungen gekommen. "Hört auf zu lachen, eines Tages werdet ihr weinen", schrieb der Mann. Christliche Gruppen sahen darin eine Anschlagsdrohung. Sie attackierten daraufhin den Laden des Händlers und weitere Geschäfte. Zudem randalierten sie in einer Moschee. Die Polizei schritt ein und gab Warnschüsse in die Luft ab. Auch in anderen Gegenden kam es zu antimuslimischen Attacken. So wurden am frühen Montagmorgen Moscheen im Distrikt Kurunegala geplündert.

Kein Zugriff auf Social Media

In einer ersten Reaktion waren daraufhin soziale Medien wie Whatsapp und Facebook in Sri Lanka erneut blockiert worden. Die Ausschreitungen gingen auf Hetze im Internet zurück, argumentiert die Polizei. Der Mobilfunkanbieter Dialog Axiata ist nach eigenen Angaben zudem aufgefordert worden, auch die Zugänge zu Snapchat, Instagram und Youtube bis auf weiteres zu sperren. Bereits nach den Oster-Attentaten hatte die Regierung von Sri Lanka soziale Medien blockiert.

Sri Lanka - Ein muslimischer Mann in der Abbraar Masjid-Moschee nach einem Mob-Angriff in Kiniyama
Die geplünderte Abbraar Masjid-Moschee in Kiniyama Bild: Reuters/D. Liyanawatte

Am Ostersonntag hatten islamistische Terroristen bei Selbstmordanschlägen auf die katholischen Kirchen St. Anthony in Colombo, St. Sebastian in Negombo, die evangelikale Zion Kirche in Batticaloa sowie drei Luxushotels in Colombo mehr als 250 Menschen ermordet. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Anschläge für sich. Sri Lankas Regierung macht die Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) für den Terror verantwortlich, glaubt aber, dass sie Unterstützung aus dem Ausland hatte.

Schulen sind offen - doch viele Eltern trauen sich nicht

Am Montag waren nach einer Pause von drei Wochen erstmals wieder Grundschulen der Tropeninsel geöffnet, doch viele Klassen blieben leer, weil die Eltern sich weigerten, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hatten am Sonntag erstmals nach den Anschlägen Katholiken wieder öffentliche Gottesdienste abgehalten.

Mehr als 70 Prozent der Einwohner Sri Lankas sind Buddhisten, 12 Prozent sind Hindus, zehn Prozent Muslime. Christen machen gut sieben Prozent der Bevölkerung aus.

rb/jj (afp, kna, rtr)