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Guttenberg spricht von Krieg

4. April 2010

Nach den schweren Kämpfen in Afghanistan könne man in Afghanistan nun von Krieg reden, meint Verteidigungsminister Guttenberg. Die Leichen der drei gefallenen Bundeswehrsoldaten sind inzwischen zurück in Deutschland.

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Guttenberg spricht (Foto: AP)
Der Verteidigungsminister meint, Deutschland müsse in Afghanistan bleibenBild: AP

Am Sonntagabend (04.04.2010) landete ein Regierungs-Airbus mit den Särgen der drei getöteten Fallschirmjäger auf dem Flughafen Köln/Bonn. Begleitet wurden die Gefallenen von Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP). Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte das Flugzeug in Köln erwartet. Der Verteidigungsminister hatte seinen Osterurlaub in Südafrika abgebrochen, um die Verwundeten im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz zu besuchen und den Familien der getöteten Soldaten aus dem Standort Seedorf in Niedersachsen bei der Ankunft der Särge beizustehen.

"Wir bleiben"

Forderungen nach einem Truppenabzug wies Guttenberg zurück. Das sei man auch den toten und verwundeten Soldaten schuldig, sagte Guttenberg am Sonntag in Bonn. "Wir bleiben in Afghanistan." Er distanzierte sich angesichts der Eskalation der Gewalt von der früheren Sprachregelung, wonach es sich in Afghanistan um einen Stabilisierungseinsatz handele. "Auch wenn es nicht jedem gefällt, so kann man angesichts dessen, was sich in Afghanistan, in Teilen Afghanistans abspielt, durchaus umgangssprachlich - ich betone umgangssprachlich - in Afghanistan von Krieg reden", sagte Guttenberg. Krieg "in juristischem Sinne" sei jedoch etwas anderes.

Sarg mit Fahne und daraufliegendem Helm (Foto: AP)
Der Sarg eines gefallenen Bundeswehrsoldaten während einer Trauerfeier in KundusBild: AP

Zwei Tage nach dem bislang schwersten Gefecht der Bundeswehr in Afghanistan hatten die Soldaten im Feldlager Kundus Abschied von ihren getöteten Kameraden genommen. "Wir haben alle gehofft, dass wir diesen Tag niemals erleben müssen, sagte der ISAF-Kommandeur für Nordafghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger. "Die Hoffnung wurde am 2. April jäh zerstört." Minister Niebel hatte seine Reise um einen Tag verlängert, um an der Trauerfeier teilnehmen zu können.

Tod beim Minenräumen

Die drei Soldaten im Alter zwischen 25 und 35 Jahren waren am Karfreitag bei Gefechten mit radikal-islamischen Taliban getötet worden, als eine Bundeswehr-Patrouille im Unruhedistrikt Char Darah nahe Kundus in einen Hinterhalt geraten war. Die Soldaten wurden beim Minenräumen mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten angegriffen. Bei den stundenlangen Gefechten waren drei deutsche Soldaten getötet und acht verletzt worden. Die ISAF-Truppen hätten auf Angriffe aus der Luft auch verzichtet, um die Zivilbevölkerung nicht zu gefährden, sagte Generalinspekteur Volker Wieker in Bonn. Am Rande der Kämpfe wurden zudem durch Bundeswehr-Beschuss sechs Soldaten der verbündeten afghanischen Armee irrtümlich getötet. Der Vorfall werde jetzt intensiv untersucht, berichtete Guttenberg.

Autor: Oliver Samson (dpa, ap)
Redaktion: Walter Lausch