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Freiwillige Treibstoffsteuer

Matthias Lemme19. Dezember 2006

Wer für die Folgen seiner Flugreise die volle Verantwortung übernehmen will, muss nicht auf die Kerosinsteuer oder den Emissionshandel im Flugverkehr warten: Er kann freiwillig eine Treibstoffsteuer zahlen.

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Eine Frau sonnt sich im Bikini am Strand.
Urlaub in der Sonne - ganz ohne schlechtes GewissenBild: picture-alliance/dpa

Wer sich auf die Seiten von "atmosfair.de" oder "climatecare.org" klickt, kann mit einem Emissionsrechner die verursachten Klimagase seiner letzten Urlaubsreise ausrechen. Das ist erstmal ganz lustig – so ähnlich wie beim Kohlenhydratrechner oder beim ganz persönlichen Online-Horoskop. Wo das Horoskop noch erbauliche Nichtigkeiten ausspuckt, tut der Diätrechner meistens schon ein wenig weh. Die nüchterne Diagnose kann eines besonders gut: ein schlechtes Gewissen erzeugen.

So ähnlich ist das auch mit dem Emissionsrechner. Köln-Madrid, Hin- und Rückflug, schlägt mit 0,7 Tonnen Kohlendioxid zu Buche. Das ist etwas weniger, als der durchschnittliche Inder pro Jahr an Emissionen zu verantworten hat. Köln-Shanghai: 6,1 Tonnen Kohlendioxid. Das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen liegt nach Angaben der gemeinnützigen Organisation "atmosfair.de" bei drei Tonnen. Nach China also bloß aller zwei Jahre. Wenn dann aber zu lesen ist, dass der eigene Mittelkassewagen pro Jahr etwa zwei Tonnen Kohlendioxid in die Straßen pustet, wird schnell klar: Das kommt alles nicht hin mit der ganz persönlichen Öko-Bilanz.

Gutes tun, gut fühlen

Das wissen die Anbieter der so genannten Offset-Schemata natürlich ganz genau. Darum bieten sie guten Menschen die Möglichkeit, eine freiwillige Treibstoffsteuer zu zahlen. Für den Trip nach Madrid wären das 16 Euro, für den Chinaurlaub 123 Euro. Mit dem Geld soll der Schaden, der beim Urlaubsflug an der Umwelt entsteht, wieder gut gemacht werden. Indem beispielsweise Solarküchen in Indien, eine Biogasanlage in Thailand oder der Bau einer modernen Müllverwertungsanlage in Brasilien unterstützt wird. Mit diesen Projekten wird die Entstehung von Kohlendioxid in den genannten Ländern soweit verringert, dass die Differenz gut geschrieben werden kann.

Ob man mit den paar freiwillig gezahlten Euros den Klimawandel aufhalten kann? Dass es ein Anfang dafür sein kann, sich bewusst zu machen, wie viel Treibhausgase man ganz persönlich am Stecken hat, ist einsichtig. Dass sich aber der Spanientrip damit ein wenig unbeschwerter genießen lässt, ist ziemlich wahrscheinlich.