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Die deutsche WM-Gruppe

6. Mai 2010

Drei Siege gelangen Deutschland bei der Fußball-WM 2006 im eigenen Land in der Vorrunde gegen Costa Rica, Polen und Ecuador. In Südafrika heißen die Gegner auf dem Weg ins Achtelfinale Australien, Serbien und Ghana.

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Deutsche Fans beim Public viewing während der EM 2008 (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Der dreimalige Weltmeister Deutschland (1954, 1974, 1990) ist klarer Favorit auf Platz eins in der Vorrundengruppe D. Zum 15. Mal in Folge und zum 17. Mal insgesamt nimmt eine DFB-Auswahl an einer WM-Endrunde teil - und noch nie kam das Aus nach der Vorrunde. Viel Erfahrung bei großen Turnieren besitzen Kapitän Philipp Lahm, Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger von Bayern München sowie Lukas Podolski aus Köln. In der WM-Qualifikation setzte sich die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw als Gruppenerster durch, gewann unter anderem beide Spiele gegen den stärksten Konkurrenten Russland.

Steigert sich die Turniermannschaft auch diesmal?

Bundestrainer Joachim Löw gibt seinem Team letzte Anweisungen (Foto: AP)
Die Deutschen wollen den ErfolgBild: AP

Deutschland hat sich in der Vergangenheit einen Namen als Turniermannschaft gemacht, wusste sich meist im richtigen Moment zu steigern. Angesichts der zuletzt gezeigten durchwachsenen Leistungen ist solch eine Steigerung erneut nötig. Besonders die Abwehr, in der es keine echte Stammformation gibt, muss besser spielen, wenn der Traum vom vierten Titelgewinn in Erfüllung gehen soll.

Bundestrainer Joachim Löw ist aber optimistisch, dass seine Mannschaft in Bestform ins Turnier gehen wird: „Wenn es los geht, dann wird die Uhr auf null gestellt. Da spielt es keine Rolle mehr, was in der Vorbereitung oder in der Qualifikation war. Dann zählt´s!“ Vor der WM war es aber gerade der Trainer selbst, der für Unruhe sorgte. Nach geplatzten Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung ist die Zukunft von Bundestrainer Löw und Manager Oliver Bierhoff auf den bisherigen Positionen über die WM hinaus alles andere als sicher.

Australien - Der Keeper spricht deutsch

Viele Spieler der australischen Nationalelf sind in Europa aktiv (Foto: AP)
Australien setzt auf den ÜberraschungsfaktorBild: AP

Erster Gegner des DFB-Teams ist am 13. Juni in Durban die Mannschaft aus Australien. Die „Socceroos“ haben es zum dritten Mal zu einer WM-Endrunde geschafft. 1974 trafen sie in der Vorrunde auf Deutschland und die DDR, schieden ohne Sieg aus. Vor vier Jahren überraschte Australien in Deutschland dann positiv. In der Vorrunde ließ man Kroatien und Japan hinter sich, unterlag dann im Achtelfinale unglücklich mit 0:1 durch ein Gegentor in der letzten Minute der Nachspielzeit per Elfmeter gegen den späteren Weltmeister Italien. Dieses Mal soll es nun besser laufen – der Traum vom Viertelfinale lebt.

Australiens niederländischer Trainer Pim Verbeek ist seit Dezember 2007 im Amt. Er bleibt aber nur noch bis zum Ende der WM, wechselt dann nach Marokko. Zuvor aber freut er sich besonders auf das Spiel gegen Deutschland. „Das ist super, dass wir gegen meine Nachbarn spielen. Für mich persönlich wird das sehr schön“, war Verbeeks Reaktion nach der Auslosung.

In seinem Kader hat der 54-Jährige viele erfahrene Spieler aus europäischen Topclubs - zum Beispiel Tim Cahill vom FC Everton und Harry Kewell von Galatasary Istanbul. Ein weiteres Plus neben großem Teamgeist ist die starke Defensive der Australier: Sieben Spiele in Folge blieb man in der Qualifikation ohne Gegentor.

Großen Anteil daran hatte auch Torhüter Mark Schwarzer. Der 37-Jährige vom FC Fulham ist der einzige im Team mit deutschen Wurzeln. Seine Eltern wuchsen in Süddeutschland auf, er selbst spielte schon mit Dresden und Kaiserslautern in der Bundesliga. Kein Wunder, dass der Keeper dem Auftaktspiel entgegenfiebert: „Gegen das Land meiner Eltern zu spielen bei der WM, das ist ein Traum. Hoffentlich können wir es Deutschland so schwer wie möglich machen, dass sie keine drei Punkte holen.“

Der 23 Jahre alte Dario Vidosic vom Zweitligisten MSV Duisburg steht anders als Schwarzer erst am Beginn seiner Länderspielkarriere, hofft auf seine ersten WM-Einsätze.

Serbien - Erfahrung kann sich auszahlen

Beim Länderspiel gegen Serbien im Mai 2008 schoss Ballack das 2:1 für Deutschland (Foto: dpa)
Länderspiel Deutschland - Serbien im Mai 2008Bild: Picture-Alliance /dpa

Am 18. Juni trifft Deutschland in seinem zweiten Vorrundenspiel in Port Elizabeth auf Serbien, das zum ersten Mal als eigenständiges Land bei einer WM dabei ist. Vor vier Jahren in Deutschland lief es als Staatengemeinschaft mit Montenegro nicht wirklich rund: Mit null Punkten musste man nach der Vorrunde die Heimreise antreten - Argentinien, Niederlande und Elfenbeinküste hießen damals die starken Gegner.

Nach der verpassten Teilnahme an der Europameisterschaft 2008 übernahm Trainer Radomir Antic die Verantwortung für die sogenannten „Weißen Adler“. Und die überraschten dann in der Qualifikation zur WM 2010 mit reihenweise guten Leistungen. Am Ende verwies man sogar Vize-Weltmeister Frankreich auf Platz zwei in der Gruppe. Kein Wunder, dass nun nicht tiefgestapelt wird. Zwar seien die Gruppengegner allesamt Spitzenteams, aber man habe eine realistische Chance aufs Achtelfinale, so Antic nach der Auslosung der WM-Gruppen.

Auch Bundestrainer Joachim Löw zollte dem Gruppengegner Deutschlands Respekt: „Das ist eine sehr spielstarke Mannschaft.“ Serbien hat eine ganze Reihe Spieler zur Verfügung, die Leistungsträger bei europäischen Spitzenmannschaften sind. Allen voran der Weltklasse-Verteidiger Nemanja Vidic von Manchester United. Ein weiterer Abwehrspieler ist aus der Bundesliga bestens bekannt: Neven Subotic stand bei Borussia Dortmund in jeder Partie der abgelaufenen Saison in der Startelf.

Serbiens Kapitän ist der bereits 32 Jahre alte Mittelfeldspieler Dejan Stankovic von Inter Mailand. Im Sturm ist Milan Jovanovic gesetzt, der im Sommer von Lüttich zum FC Liverpool wechselt. Eine Schwäche könnte die Situation von Torhüter Vladimir Stojkovic sein: Er kam bei seinem Verein Wigan Athletic in England in der abgelaufenen Saison kaum zum Einsatz. Gojko Kacar von Hertha BSC, Zoran Tosic vom 1. FC Köln und der Stuttgarter Zdravko Kuzmanovic stehen ebenfalls im serbischen Aufgebot.

Ghana - Nutzen die Black Stars den „Heimvorteil“?

Mittelfeldspieler Michael Essien spielt beim FC Chelsea (Foto: dpa)
Ghanas Star Michael EssienBild: dpa

Im vielleicht entscheidenden Spiel um den Einzug ins Achtelfinale wartet als letzter Vorrundengegner am 23. Juni in Johannesburg das Team aus Ghana auf die DFB-Elf. Die Afrikaner erreichten bei ihrer ersten WM-Teilnahme überhaupt 2006 in Deutschland als einziges Team vom schwarzen Kontinent das Achtelfinale. Dort mussten sie sich aber Brasilien mit 0:3 geschlagen geben. In diesem Jahr marschierten die Black Stars beim Afrika-Cup in Angola ins Endspiel, verloren dort gegen Ägypten mit 0:1.

Unangefochtener Star ist Michael Essien. Der defensive Mittelfeldspieler ist Teamkollege von Michael Ballack in Chelsea. Allerdings fällt der 27-Jährige wie Ballack verletzt aus. Damit sinken auch Ghanas Chancen auf die Qualifikation fürs Achtelfinale erheblich.

Trainer Milovan Rajevac versprühte vor Turnierbeginn jedoch Optimismus: „Wir haben die nötige Stärke, um weit zu kommen“, sagte der Serbe mit Blick auf so erfahrene Spieler wie Stephen Appiah, Asamoah Gyan oder Matthew Amoah, die alle bereits bei der WM 2006 auf dem Feld standen. Bundestrainer Löw schätzt Ghana zusammen mit Algerien und der Elfenbeinküste als stärkstes afrikanisches Team bei der WM ein: „Sie haben Klassespieler, die auf Topniveau spielen.“ Hinzu kommen einige junge Nachwuchskräfte, die im vergangenen Jahr mit Ghana die U20-WM gewonnen haben. Australiens Torhüter Mark Schwarzer sagte mit Blick auf die Vorrundenpartie gegen Ghana am 19. Juni in Johannesburg: „Die haben sehr gute Spieler und wir wissen, dass es ein sehr schwieriges Spiel wird.“

Stellte Ghana in Deutschland noch die jüngste Mannschaft des Turniers, könnte sich jetzt der Vorteil der größeren Erfahrung positiv für die Afrikaner auswirken. Zudem könnte ihnen entgegen kommen, dass die WM auf dem eigenen Kontinent stattfindet - die Anfeuerung durch die afrikanischen Fans dürfte ihnen in den entscheidenden Momenten sicher sein.

Läuft alles nach Plan, dürfte Deutschland Platz eins in dieser Gruppe nicht zu nehmen sein. Aufgrund des größeren spielerischen Potentials dürfte dann Ghana die besten Chancen auf Platz zwei haben - vorausgesetzt, Leistungsträger wie Essien sind fit und im Vollbesitz ihrer Kräfte. Doch selbst dann bleiben Serbien und Australien ernstzunehmende Gegner, die für die ein oder andere Überraschung sorgen können. Oder, um es mit den Worten von Franz Beckenbauer zu sagen: „Ich würde sagen, es ist nicht die leichteste Gruppe. Zurücklehnen darf man sich nicht.“

Autor: Uli Petersen
Redaktion: Joachim Falkenhagen