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Gesellschaft

"Großer Regenschirm" über Notre-Dame

20. April 2019

Nach dem Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame gehen die Aufräumarbeiten los. Doch angekündigte Gewitter gefährden die Stabilität des beschädigten Dachs. Architekten haben bereits eine Idee, um das Problem zu lösen.

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Frankreich, Paris: Bauerarbeiter und Feuerwehr inspizieren Notre Dame
Bild: Getty Images/AFP/L. Bonaventure

Die französische Hauptstadt war in den Tagen nach dem Feuer weitgehend von Regen verschont geblieben. In der kommenden Woche erwarten die Meteorologen allerdings Gewitter. Die Kathedrale solle daher mit einem "großen Regenschirm" geschützt werden. Dabei handele es sich um eine gewaltige Plane, die über dem Gebäude angebracht werde, sagte die Präsidentin der Architektenvereinigung für historische Gebäude, Charlotte Hubert.

Die Konstruktion müsse größer sein als das ursprüngliche Dach, damit die Handwerker darunter arbeiten können, so die Expertin. Bereits das Löschwasser hatte in der Kathedrale großen Schaden angerichtet. Regen könnte das Gebäude weiter beschädigen. Kulturminister Franck Riester hatte erklärt, dass es besonders gefährlich wäre, wenn sich Wasser auf dem Dach der Kathedrale ansammeln würde. Das erhöhe die Einsturzgefahr, warnte er.

Louvre als Zwischenlager für Gemälde

Am Freitag begann außerdem der Abtransport der großen Ölgemälde aus der Kathedrale. Kulturminister Riester hatte bereits zuvor erklärt, dass diese wohl eher einen Rauch- als einen Brandschaden erlitten hätten und ins Louvre-Museum gebracht werden sollten. Notre-Dame musste erst abgesichert werden, bevor der Kunst-Transport beginnen konnte.

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Beschädigtes Dach: Regenfälle könnten für weitere Verwüstung sorgenBild: Getty Images/AFP/A. Blin

Unterdessen warnte der französische Umweltschutzverein Robin des Bois vor giftigen Abfällen in der Kirche. Diese seien zum Beispiel auf das Schmelzen von Blei in der Turmabdeckung und auf dem Dach während des Brandes zurückzuführen, hieß es in einer Mitteilung. Die Bewohner des betroffenen Gebiets könnten mehrere Monate oder gar Jahre beim Atmen Bleistaub ausgesetzt sein, hieß es.

Sperrzone Notre-Dame

Frankreich erwartete am Samstag auch wieder Proteste der "Gelbwesten"-Bewegung. Die Pariser Polizeipräfektur hat Demonstrationen rund um Notre-Dame verboten. Das gilt zum einen für die Île-de-la-Cité auf der Seine, auf der sich die Kathedrale befindet und auf der bereits in weiten Teilen ein Sicherheitsbereich eingerichtet wurde. Zum anderen darf auch in der unmittelbaren Umgebung nicht protestiert werden - besonders am linken Seine-Ufer. Auch rund um die Prachtmeile Champs-Élysées sind Demonstrationen verboten - hier war es in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Ausschreitungen gekommen.

Paris Notre Dame Feuerwehrleute
Notre-Dame abgeriegelt: Die "Gelbwesten" dürfen nicht in der Nähe der Kathedrale demonstrierenBild: picture-alliance/AP Photo/M. Euler

Die "Gelbwesten" demonstrieren seit Mitte November gegen die Reformpolitik von Emmanuel Macron. Der Präsident wollte am Montag eigentlich Maßnahmen zur Beruhigung des politischen Klimas verkünden - sagte seine TV-Ansprache aber wegen des Brandes ab. Nun sollen die Pläne am kommenden Donnerstag vorgestellt werden.

Für das Osterwochenende hatten einige Führungsfiguren der zersplitterten Bewegung bereits vor Wochen zu Protesten aufgerufen und mobilisiert. "Wir fordern alle unsere Bürger auf, auf unfriedliche und gelbe Weise nach Paris zu reisen", heißt es in einem aktuellen Aufruf der Bewegung auf Facebook. 

Ärger um Milliardärsspenden

Wut unter den "Gelbwesten" haben auch die hohen Spenden für den Wiederaufbau der Notre-Dame-Kathedrale ausgelöst. Nach dem Feuer hatten französische Milliardärsfamilien immense Summen versprochen. "Schön, dass die Milliardäre eine Milliarde Euro für Notre-Dame finden konnten, aber 140.000 Obdachlose interessieren niemanden", heißt es in dem Facebook-Aufruf weiter.

Paris Empfang Feuerwehrleute Notre Dame Einsatz bei Macron
Präsident ehrt Feuerwehrleute: Emmanuel Macron empfängt die Einsatzkräfte, die Notre-Dame löschtenBild: Reuters/C. Petit Tesson

Unklar war weiterhin, was das Feuer ausgelöst hatte. Zu Medienberichten, wonach der Brand durch einen Kurzschluss ausgelöst wurde, hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, dass "derzeit keine Hypothese ausgeschlossen" werde. Die Anhörungen von Zeugen wurden fortgesetzt, wie die Staatsanwaltschaft berichtete. Unter den Zeugen sind Arbeiter, die vor dem Feuer an Renovierungsarbeiten beteiligt waren.

pgr/fw (dpa, afp)