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Energieeffizienz in Indien

21. November 2008

Indiens Wirtschaft wächst rasant – und mit ihr der Energiebedarf des Landes. Was aber, wenn die eigenen Energievorkommen nicht reichen, um den Bedarf zu decken? Dann muss gespart werden!

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Energiesparendes Autofahren will gelernt sein
Energiesparender Fahrstil auf dem PrüfstandBild: DW / Ballweg

Ravi Datt sitzt hinter dem Lenkrad seines alten Busses und steuert das Gefährt durch den indischen Straßenverkehr - vorbei an Autos, Rikschas und dem einen oder anderen Ochsenkarren. Ravi wird beobachtet. Neben ihm sitzt Supervisor Umed Singh Chouhan und macht Notizen. Er achtet auf Datts Fahrweise, darauf, ob er den Motor zu hochtourig fährt und Benzin verschwendet. Denn Datt nimmt an einem Seminar teil, bei dem es um „Energiesparendes Autofahren“ geht.

Beim Autofahren Geld sparen

Straßenverkehr Chaos in Indien
Sparen beim AutofahrenBild: AP

Das Seminar wird von der "Petroleum Conservation Research Association", kurz PCRA veranstaltet. Bei den Teilnehmern kommt das gut an. Viele von ihnen haben nie zuvor gehört, dass man beim Autofahren Benzin und damit auch Geld sparen kann. „Ich habe mir das Autofahren selbst beigebracht“, sagt Ravi Datt. „Und deswegen weiß ich gar nicht, wie man benzinsparend und vor allem effizient fährt.“ Das werde aber immer wichtiger, weil das Benzin während der vergangenen Jahre so unglaublich teuer geworden sei, klagt er.

Ohne Energie kein Wirtschaftswachstum

Auch die indische Regierung hat die Notwendigkeit eines maßvollen Umgangs mit vorhandenen Energien erkannt. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2002 eigens das "Büro für Energieeffizienz" (BEE) gegründet. Das Büro unterstützt große Unternehmen darin, ihre Energiekosten zu senken. Es berät die Arbeiter in der Landwirtschaft. Und es will bei jedem einzelnen Verbraucher ein Bewusstsein für Energiesparen wecken.

Sterne weisen den Weg zur Energie-Effizienz
Fünf-Sterne-Aufkleber für beste EnergieeffizienzBild: DW / Ballweg

Energieeffizienz klinge kompliziert, sagt Saroubh Kumar, ein Mitarbeiter im BEE, sei aber eigentlich ganz einfach. Jeder einzelne könne bei ganz kleinen Dingen anfangen und Energiesparlampen statt normaler Glühbirnen verwenden, oder neue, energiesparende Elektrogeräte statt alter Geräte, die viel Energie verschwenden. Um für Ideen wie diese zu werben, hat das BEE vor ein paar Monaten damit begonnen, in Elektro-Geschäften auf Kühlschränken oder Klimaanlagen Aufkleber mit Sternen anzubringen, die über die Energieeffizienz informieren. Ein Stern bedeutet, dass das Gerät viel Strom schluckt, fünf Sterne stehen für optimale Energienutzung.

Energiesparen rund ums Haus

Mit Ideen wie diesen will die Regierung das Thema Energiesparen in den Köpfen der Menschen verankern. Aber dabei alleine soll es natürlich nicht bleiben. Sowohl Regierung als auch Forschungsinstitute versuchen, das Thema viel breiter umzusetzen. Energiesparhäuser etwa werben für neue oder ungewöhnliche Technologien, mit denen sich der Energieverbrauch reduzieren lässt. Der Prototyp eines solchen Energiesparhauses steht etwas außerhalb von Indiens Hauptstadt Neu Delhi. Für die Klimaanlage haben sich Architekten und Ingenieure hier eine besonders umweltfreundliche Variante einfallen lassen: einen Erde-Luft-Tunnel.

Klimatisieren auf natürliche Art

Um zu erfahren, wie das Gebäude klimatisiert wird, steigen wir in den Keller hinab. In der Wand befindet sich ein Loch von gut einem Quadratmeter. Aus diesem Loch ragt das Ende eines Tunnels in den Raum. „Der Tunnel ist 75 Meter lang und liegt vier Meter unter der Oberfläche“, sagt Tanmei Sharma, der Besucher durch das Energiesparhaus führt. „Unsere Idee basiert auf der Tatsache, dass vier Meter unterhalb der Eroberfläche die Durchschnittstemperatur während des gesamten Jahres konstant bleibt. Egal, ob es im Sommer 48 Grad heiß ist und im Winter 10 bis 15 Grad, die Durchschnittstemperatur unter der Oberfläche liegt um die 25 Grad.“ Und die Luft, so erklärt der junge Inder, wird das ganze Jahr über in die Zimmer geblasen. Im Winter heizen also die 25 Grad das Gebäude, im Sommer kühlen sie es.

Traditionelle Vorbilder

Doch nicht für alle Umwelt-Experten ist dieser Tunnel wirklich innovativ. Chander Bushan vom "Centre for Science and Environment" (SCE) in Delhi meint etwa, dass man auch schon früher darauf geachtet habe, Häuser zu bauen, die im Sommer nicht zu heiß würden. Und die meisten der traditionellen Häuser schnitten beim Energieverbrauch besser ab als die modernen Gebäude, selbst wenn diese mit moderner Technologie ausgestattet seien. Statt also lediglich mit neuen Ideen und Technologien zu kommen, sollte man beim Thema Energieeffizienz auch das traditionelle Wissen berücksichtigen. Vielleicht besteht ein nachhaltig erfolgreiches Konzept ja darin, Tradition und Innovation zu verbinden.


Autoren: R.S. Yadav und Silke Ballweg
Redaktion: Peter Koppen