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Grill gut im thüringischen Gotha

18. Mai 2010

Langsam stellt sich in Deutschland Grillwetter ein. Doch wie grillt man eigentlich richtig? Das wussten die 33 Grillteams bei den 15. Deutschen Meisterschaften im thüringischen Gotha.

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Gefüllte Grillwürstchen der besonderen Art (Foto: Stefan Noebel-Heise)
Bild: Stefan Noebel-Heise

Wochenende. Grillwetter fühlt sich irgendwie anders an. Ein Thermometer am Gothaer Marktplatz zeigt ungemütliche acht Grad Celsius und kalter Wind, graue Wolken ziehen über die Stadt im Westen Thüringens. Doch die 130 Juroren der 15. Deutschen Grillmeisterschaft, die sich vor dem alten Rathaus versammelt haben, stört das wenig. Sie sind bester Laune, als sie um kurz vor 10 Uhr den Eid ablegen, "eine faire und objektive Bewertung" vorzunehmen. Chefköche sind unter ihnen, Catering-Spezialisten genauso wie einfache Hobby-Griller. Aus ganz Deutschland sind sie ins beschauliche Gotha gereist, einige sogar extra aus dem Ausland gekommen. Gemeinsam wollen sie den deutschen Grillmeister küren. Doch bevor es soweit ist, müssen sie sich erst einmal durch ein 5-Gänge-Menü kämpfen. Der Klassiker, die Bratwurst, steht ebenso auf dem Speiseplan wie Lachs, Spareribs, Rinderhüfte und zum Schluss ein Dessert, natürlich ebenfalls vom Grill.

Die Jury-Mitglieder erheben die rechte Hand zum Eid (Foto: Stefan Noebel-Heise)
Der Eid der JuryBild: Stefan Noebel-Heise

Während die Jurymitglieder noch die letzten Worte ihres Eides sprechen, herrscht nur ein paar Meter weiter bereits Hochbetrieb. 33 Teams, hübsch nebeneinander aufgereiht und über den gesamten Gothaer Altstadtmarkt verteilt, bereiten die ersten Gänge vor. Jeder Grillplatz darf nicht größer sein als fünf mal sechs Meter, bei bis zu acht Mitgliedern pro Mannschaft kann es da schon mal eng werden.

Bratwurstspirale mit Klößen

Stephan Rössner grillt Würstchen auf einem Grill mit zwei Etagen (Foto: Stefan Noebel-Heise)
Griller Stephan RössnerBild: Stefan Noebel-Heise

Am Stand der 1. Deutschen Grill- und Barbecue-Schule aus Erfurt liegen bereits die ersten Bratwürste auf dem Rost. Mathias Steube, sauber mit Schürze und Kochmütze bekleidet, wacht über das Bratgut. Es duftet lecker, was da auf seinem Grill liegt, allerdings versteckt unter einem riesigen Deckel. Kurz darf geschaut werden, drunter liegt eine Wurstspirale, gedreht aus einer Original Thüringer Bratwurst. "Wir dürfen bloß nicht so lange auflassen, damit die Würste auch ja mit einer gleichmäßigen Temperatur gegart werden." Fehler können wertvolle Punkte kosten, das verstehen die Neugierigen. In 19 Minuten muss das Team um Mathias Steube seine Bratwurstkreation bei der Jury abgeben, aufwändig garniert mit Thüringer Klößen. Noch wirkt der junge Mann relativ entspannt.

Blindverkostung aus Plastikboxen

120 Jurorinnen und Juroren waren mit der Bewertung beschäftigt (Foto: Stefan Noebel-Heise)
120 Jurorinnen und Juroren waren mit der Bewertung beschäftigtBild: Stefan Noebel-Heise

Bei anderen Teams geht es bereits etwas hektischer zu, sie müssen gleich ihren ersten Gang am Jury-Stand abgeben. Der Chef hier heißt Claus Paffenholz, ist seit vielen Jahren bei den Grillmeisterschaften dabei. Penibel überwacht er die Abgabe der einzelnen Gänge. Vier gleiche Gerichte für jeweils vier Juroren muss jedes Team an ihn übergeben, in einer neutralen Plastikbox. Die wird mit einer Nummer versehen, die nur Paffenholz kennt, die Jury nicht. "Das ist eine Blindverkostung. Die Jury soll unabhängig bewerten können, so ist das ganze Fair", erklärt der Standchef.

Während Claus Paffenholz den Ablauf erklärt, passiert etwas Wunderbares. Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Wolkendecke und es sieht ganz danach aus, als würde Gotha am Nachmittag noch bestes Grillwetter abbekommen. Im Minutentakt werden nun Boxen bei Paffenholz abgegeben, nebenan in einer kleinen Halle kosten Dutzende Juroren die Gerichte. Maik Mainema, Jurymitglied und Caterer von Beruf, sitzt gerade vor einer Bratwurst. Der Holländer ist nur mäßig begeistert. "Leider hat es mit der Beilage nicht ganz geklappt, die ist zu salzig. Aber die Qualität vom Würstchen gefällt mir schon." Als Gesamtnote vergibt er ein "Gut", sechs von möglichen zehn Punkten.

Jury satt, Gewinner glücklich

Chefgriller Frank Huhnke von der ersten deutschen Grillschule Erfurt präsentiert den Sieger-Nachtisch (Foto: Stefan Noebel-Heise)
Chefgriller Frank Huhnke von der ersten deutschen Grillschule ErfurtBild: Stefan Noebel-Heise

Auf dem Gothaer Markplatz drängen sich mittlerweile unzählige Besucher, 50 bis 60 Tausend schätzen am Ende die Veranstalter. Überall wird verkostet und bewertet, Musik schallt über den Platz. Die Teams kämpfen sich durch ihre Menüs, grillen kiloweise Lachs, Spareribs und Rinderhüften und bringen anschließend ihre Portionen zum Jurystand. Nach fast sechs Stunden ist es geschafft, auch die letzten Teams haben ihre Portionen abgegeben. Die Juroren sind satt, jetzt müssen sie die Punkte auszählen und die Gewinner ermitteln. Unterschieden wird nach Profis und Amateuren, erklärt Harald Hölzer, der oberste Jurychef. Bei den Amateuren hat das Team "South Side BBQ” gewonnen, ein Newcomer." Auch bei den Profis gibt es einen glücklichen Gewinner: die 1. Deutsche Grill- und Barbecue-Schule aus Erfurt. Ein knappes Ergebnis, so Harald Hölzel. "Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen, und das Dessert vom Grill war am Ende ausschlaggebend."

Am Ende nicht nur ein glückliches Team aus Erfurt, sondern viele aus allen Teilen Deutschlands. Dazu eine herzliche Stimmung unter den Besuchern. Und ein Thermometer am Marktplatz, welches sagenhafte 17 Grad anzeigt. Besser kann es zum Grillen eigentlich kaum laufen.

Autor: Ronny Arnold

Redaktion: Conny Paul