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Musik

DW-Chor setzt in Griechenland auf Aussöhnung

Klaus Krämer
2. Oktober 2016

Unvergessen sind die Gräueltaten, die die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges verübte. Mehr als 70 Jahre später möchten DW-Chormitglieder einen Beitrag zur deutsch-griechischen Versöhnung leisten.

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Griechenland Kalavryta - Auftritt des DW-Chors
Bild: R. Ukkermann

Gleich das erste Ziel der siebentägigen Reise hat es in sich. Kalavryta im Norden der Halbinsel Peloponnes war einst Schauplatz einer großen Tragödie: Vor 73 Jahren erschossen am 13. Dezember 1943 Wehrmachtssoldaten fast alle männlichen Einwohner der Kleinstadt. Es gilt als eines der schlimmsten Kriegsverbrechen, das von der Wehrmacht an Zivilisten verübt wurde. Unterschiedliche Quellen sprechen von 650 bis 1400 Opfern.

Gedenkstein für die Opfer des Wehrmachts-Massaker in Kalavryta (Foto: Picture Alliance)
Gedenkstein für die Opfer des Wehrmachts-Massaker in KalavrytaBild: picture-alliance/AP Photo/P. Giannakouris

DW-Redakteurin Irene Anastassopoulou hat die Chor-Reise geplant. Für sie steht der Besuch unter dem Begriff der Aussöhnung. Neben einem Konzertauftritt in Kalavryta werden die 50 Sänger aus über 20 Nationen das Holocaustmuseum und das Mahnmal des Massakers besichtigen. Eine besondere Bedeutung soll den Begegnungen mit Schülern und Lehrern eines nahe gelegenen Gymnasiums sowie mit einem mehr als 90-jährigen Zeitzeugen zukommen. Idee und Konzept dieser Hellas-Tour stießen beim DW-Chor von Anfang an auf großes Interesse.

Erinnerung, Toleranz und Dialog

Einen weiteren Auftritt organisierte Irene Anastassopoulou auf der Ägäis-Insel Milos. Dort hatte sie auf einer Privatreise ein kleines Museum entdeckt - mit Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. Weitere Recherchen führten sie auf die Spur eines deutschen Arztes, der 1943 von Partisanen getötet worden war. Zuvor hatte er vielen kriegsverletzten Einheimischen das Leben gerettet. Zufällig konnte Anastassopoulou den Sohn des Arztes ausfindig machen, ausgerechnet in Köln, wo sie selbst wohnt. "Diese Begegnungen brachten den Stein erst ins Rollen, mit dem DW-Chor nach Griechenland zu reisen", sagt die Deutsch-Griechin.

Irene Anastassopoulou, Redakteurin des griechischen Programms, Foto: DW
Irene Anastassopoulou organisierte federführend die ReiseBild: DW

Dabei wollen die Sänger nicht nur musikalische Botschafter sein. Irene Anastassopoulou sieht in der Chor-Reise "einen kleinen, aber feinen Beitrag zur Pflege des deutsch-griechischen Verhältnisses." Die Schuldenkrise und die in Griechenland umstrittene Rolle der deutschen Bundesregierung hätten einst mühsam zugeschüttete Gräben wieder aufgerissen, die Beziehungen beider Länder "stark belastet". Da komme der Deutsche Welle-Chor wie gerufen. Die DW-Journalistin, die sich im griechischen Programm vorwiegend politischen Themen widmet, ist überzeugt, "dass wir mit unserem Besuch positive Akzente setzen können."

Gute Tradition

Mit der Hellas-Tour, die die Sänger auch nach Athen führen wird, setzt der Deutsche Welle-Chor seine Konzertreisen ins Ausland fort, die ihn bereits nach Jerusalem, Barcelona, Wien und Warschau führten. Einmal mehr geht es bis zum 4. Oktober um Erinnerung, Toleranz und Dialog - und um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutsch-griechischen Beziehungen.

kk, sh/nw (DW)