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Umverteilung von Flüchtlingen hat begonnen

4. November 2015

Griechenland hat mit der Umverteilung von Flüchtlingen auf andere EU-Staaten begonnen. Nach Angaben der Grenzschutzagentur Frontex dürften in den kommenden Monaten jedoch noch sehr viel mehr Menschen kommen.

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Die sechs Familien auf der Gangway zum Flieger nach Luxemburg (Foto: dpa)
Die sechs Familien auf der Gangway zum Flieger nach LuxemburgBild: picture-alliance/Prime Ministers/A. Bonetti

Zehntausende Flüchtlinge sind derzeit in Griechenland - unter teils schlimmen Bedingungen. Nun hat dort die Umverteilung der ersten Flüchtlinge nach Westeuropa begonnen. Insgesamt 30 Menschen aus Syrien und dem Irak - flogen an Bord eines kommerziellen Fluges von Athen nach Brüssel. Sie sollen in Luxemburg aufgenommen werden, wie die Regierung in Athen mitteilte.

Die sechs Familien wurden am Flughafen von Regierungschef Alexis Tsipras, EU-Integrationskommissar Dimitris Avramopoulos, EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn verabschiedet. Tsipras sagte, die Flüchtlinge befänden sich auf dem "Weg zur Hoffnung". Er schlug erneut die Bildung von Registrierzentren in der Türkei vor. Von dort könnten dann die Menschen in Europa umverteilt werden.

Schulz und Tsipras wollten nach der Zeremonie weiter über die Flüchtlingskrise beraten. Am Donnerstag wollen die beiden Politiker die Insel Lesbos besuchen, auf der täglich von der Türkei aus über das Meer kommende Flüchtlinge landen.

Alexis Tsipras, Martin Schulz und Jean Asselborn in Athen (Foto: AP)
Alexis Tsipras, Martin Schulz und Jean Asselborn in AthenBild: picture-alliance/AP Photo/T. Stavrakis

Insgesamt sollen innerhalb der EU knapp 160.000 Flüchtlinge umverteilt werden, etwa 66.000 von ihnen aus Griechenland. Um die Umverteilung gab es zwischen den Mitgliedstaaten heftigen Streit. Vor allem osteuropäische Länder wehren sich dagegen. Aus Italien wurden bereits im Oktober erste Flüchtlinge nach Schweden und Finnland gebracht.

"Sehr schwierige Lage vor uns"

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex rechnet derweil mit einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen. Frontex-Chef Fabrice Leggeri sagte der "Bild"-Zeitung, in der Flüchtlingskrise sei der Höhepunkt "noch nicht überschritten". Die Grenzschutzagentur habe seit Jahresbeginn "mehr als 800.000 irreguläre Grenzübertritte" an den EU-Grenzen registriert, aber noch immer machten sich viele Menschen aus Krisenregionen auf den Weg.

"Die EU-Staaten müssen sich darauf vorbereiten, dass wir in den nächsten Monaten noch eine sehr schwierige Lage vor uns haben", sagte Leggeri und forderte die Mitgliedstaaten auf, Zuwanderer ohne Anspruch auf Asyl notfalls festzusetzen, um ihre Abschiebung zu gewährleisten. Nach EU-Recht seien bis zu 18 Monate Haft möglich, um die Abschiebung zu organisieren.

Schweden bremst

Schweden will derweil bei der EU eine teilweise Neuverteilung der bereits aufgenommenen Flüchtlinge erreichen. Die Regierung in Stockholm verlange eine Umverteilung der Flüchtlinge und ihre Aufnahme in anderen EU-Mitgliedstaaten, erklärte Ministerpräsident Stefan Löfven in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP. Es sei "an der Zeit, dass andere Länder ihre Verantwortung übernehmen", hieß es weiter. Zur Zahl der Flüchtlinge, die Schweden in anderen Ländern unterbringen will, äußerte sich der Regierungschef nicht. Schweden sieht sich laut der Nachrichtenagentur TT zur Aufnahme von 54.000 Menschen imstande. Das Land erwartet dieses Jahr jedoch bis zu 190.000 Flüchtlinge.

Flüchtlinge nach ihrer Ankunft auf Lesbos (Foto: dpa)
Flüchtlinge nach ihrer Ankunft auf LesbosBild: picture-alliance/dpa/A. Mehmet

Vor allem auf der griechischen Insel Lesbos herrschen zurzeit schlimme Zustände. Wegen eines seit Montag andauernden Streiks der Seeleute fielen am Mittwoch - am dritten Tag in Folge - alle Fährüberfahrten aus. Deshalb konnten keine Flüchtlinge von den Inseln zum Festland gebracht werden. Schätzungen von örtlichen Medien nach warteten allein im Hafen von Mytilini auf Lesbos mehr als 6000 Menschen auf die Überfahrt nach Piräus.

60 Tote in vier Tagen

Nach Angaben der griechischen Küstenwache kamen bei einem neuerlichen Bootsunglück in der Ägäis vier Flüchtlinge ums Leben, darunter zwei Kinder. Ihr Boot geriet am Dienstag bei der Überfahrt von der türkischen Küste zur Insel Lesbos in Seenot. Wie die Küstenwache weiter mitteilte, wurden etwa 40 Menschen gerettet. Binnen vier Tagen kamen in der Ägäis mindestens 60 Menschen um.

Seit Jahresbeginn kamen bereits 560.000 Flüchtlinge, darunter viele Syrer, über das Meer nach Griechenland. Hunderte Menschen starben beim Versuch der Überfahrt. Allein in der vergangenen Woche kamen zwischen der Türkei und Griechenland mehr als 80 Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder.

stu/kle (afp, dpa)