1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bahn bekommt Konkurrenz

1. November 2009

Mal eben mit dem Bus von Dortmund nach Hamburg. Geht nicht. Ein altes Gesetz sichert der Bahn ein Monopol für den Fernverkehr innerhalb Deutschlands. Doch das will die neue Bundesregierung ändern.

https://p.dw.com/p/KJOI
Busbahnhof in Hamburg(Foto: dpa)
Reisen in Deutschland soll billiger werdenBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Private Busunternehmen dürfen bald Verbindungen innerhalb Deutschlands anbieten. Bisher ist das nur auf ganz wenigen Strecken erlaubt, die meist ein Überbleibsel des ehemaligen Transitverkehrs durch die ehemalige DDR sind. Eine dieser Verbindungen ist der Bus von Berlin nach Düsseldorf. Die Fahrt dauert neun Stunden. Der ICE braucht gut vier Stunden für dieselbe Strecke. Vor allem für junge Reisende ist der Bus eine gute Alternative: "Busfahren ist billiger als die Bahn," sagt eine junge Frau. "Die Schnäppchen-Angebote der Bahn sind meistens vergriffen." Ein anderer meint: "Ich denke, der Bus ist flexibler, nicht an Schienen gebunden, aber eben nicht so bequem. Konkurrenz kann nicht schaden."

Billige Tickets übers Internet

Die Fahrt Berlin-Düsseldorf kostet im Bus ab 33 Euro. Der ICE kostet ohne Bahncard 100 Euro. Bus fahren wird in den meisten Fällen deutlich günstiger sein, sagt Verkehrsforscher Dr. Robert Malina von der Universität Münster: "Wir schätzen, dass der Bus im Schnitt um rund 50 Prozent günstiger sein wird als die Bahn. Zielgruppe für die Fernbusse sind vor allem Studenten, aber auch Leute mit Monatseinkommen bis 1500 Euro."

Tickets wird es vor allem übers Internet geben. Ähnlich wie bei den Billigfliegern werden die Unternehmen einen Teil der Tickets zum Lockpreis verkaufen.

Eine Chance für mittelgroße Städte

Leute steigen in Bus ein (Foto: dpa)
Busse sind in der Ökobilanz nicht schlechter als die BahnBild: DW

Wahrscheinlich ist, dass vor allem Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern Busanschluss bekommen werden. Vor allem da, wo es keine schnellen Bahnverbindungen gibt oder man mit dem Zug oft Umsteigen müsste - zum Beispiel auf Ost-West-Verbindungen wie Köln – Erfurt. Verschiedene Unternehmen stehen in den Startlöchern, darunter die Deutsche Touring, die zum spanischen Fernbusbetreiber Eurosur gehört. Das Unternehmen will im ersten Schritt vor allem Großstädte und Ballungsräume verbinden.

Ökologisch sinnvoll?

Der Bus kann durchaus umweltfreundlich sein. Wenn er voll besetzt ist schneidet er nicht schlechter als die Bahn ab: "Bus und Zug sind von der Ökobilanz vergleichbar gut. Sie verursachen deutlich weniger Umweltkosten als der PKW oder das Motorrad. Es hängt aber stark von der Auslastung ab", sagt Malina.

Verbände wie der ADAC, aber auch der bahnfreundliche Verkehrsclub Deutschland (VCD) befürworten private Buslinien. Der VCD sieht im Bus auch einen sozialen Faktor, weil dadurch auch Leute mit weniger Geld mobil sein können.

Wann die ersten innerdeutschen Fernbusse rollen, ist noch unklar. Als erstes muss der Bundestag das entsprechende Gesetz ändern.

Autor: Till Opitz
Redaktion: Annamaria Sigrist