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Grenzüberschreitendes Krankheitsbild Diabetes

14. Oktober 2010

Beim "World Health Summit" in Berlin kamen alle zusammen: Mediziner, Politiker, Führungskräfte aus Industrie und Wirtschaft. Im Zentrum standen drängende globale Gesundheitsfragen und die gemeinsame Suche nach Lösungen.

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Blaue und rote Pillen (Foto: Picture alliance)
Bild: picture-alliance/ dpa

Über 285 Millionen Diabetiker gibt es, das sind 6,4 Prozent der Weltbevölkerung. In den letzten Jahren hat die Zahl der Erkrankten sowohl in den Industrieländern, als auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern rasant zugenommen. Doch Diabetes ist nicht zu unterschätzen, es ist ein schweres chronisches Leiden, das unbehandelt zum Tod führt. Weltweit sterben ebenso viele Menschen an den Folgen von Diabetes wie an den Folgen des HI-Virus. Und die Wissenschaftler prognostizieren für die Zukunft eine weiter steigende Zahl von Diabeteskranken.

Ob Fast Food, zucker- und fettreiche Lebensmittel oder mangelnde Bewegung, die ungesunden Ess- und Lebensgewohnheiten der Industrienationen haben mittlerweile auch die Entwicklungs- und Schwellenländer erreicht. Dieser Lebensstil hat ein fatales Ergebnis: Diabetes verbreitet sich epidemieartig in Ländern, in denen es das Problem vorher kaum gab.

Denn trotz der effektiven Medikamente sind die Bedingungen für eine optimale Behandlung in ärmeren Ländern sehr schwierig. Oft fehlt die Infrastruktur. Es gibt zu wenige Krankenhäuser, zu wenige Ärzte und zu wenige Labore. Außerdem ist die Versorgung der Patienten teuer.

Blutzucker wird mit Gerät gemessen (Foto: AP)
Zuckerkranke müssen mehrmals täglich ihren Blutzuckerspiegel messenBild: AP

Auch die Gene sind schuld

Falsche Ernährung und äußere Umwelteinflüsse sind nicht die einzigen Gründe für die weltweit steigende Zahl der Diabetiker.

Forscher haben mehrere Gene, Genkombinationen und Faktoren entdeckt, die mitverantwortlich sein könnten, dass der Körper kein Insulin produziert oder dass Zellen das lebenswichtige Insulin nicht aufnehmen können.

Insulin versorgt die Zellen mit Glukose (Zucker) und steuert den Blutzuckerspiegel. Bei Diabetikern versagt diese Steuerung. Wird Diabetes nicht behandelt, werden Nieren, Augen, Nerven und Gefäße geschädigt. In den Industrienationen gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten. In Entwicklungsländern haben es Patienten weitaus schwerer. Ein Kind in Afrika mit Diabetes hat ohne Versorgung eine Überlebenschance von eineinhalb Jahren. Ein Kind, das in einem reichen Land aufwächst, hat eine fast normale Lebenserwartung.

Vorbeugen statt Heilen

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums und der Uniklinik München vermuten, dass Diabetes vererbbar ist. In einer Studie untersuchten sie etwa 1600 Kinder, deren Vater oder Mutter diabeteskrank war. Die Wissenschaftler kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis: schon vor dem Ausbruch ist die Krankheit im Blutbild zu erkennen.

Eine andere Forschergruppe am Helmholtz Zentrum testet nun, ob sie Diabetes bei gefährdeten Kindern verhindern kann. Eine tägliche Dosis Insulin soll nicht den Blutzucker senken, sondern das Immunsystem stimulieren. Die Wissenschaftler hoffen, dass sich die Krankheit dadurch verzögert oder überhaupt nicht ausbricht. Sollten sie mit ihrem Modell Erfolg haben, wäre das ein Meilenstein im Kampf gegen die Volkskrankheit.

Autor: Alex Reitinger

Redaktion: Nicole Scherschun