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Afrika ans Netz!

Louisa Schaefer/ad28. Juni 2013

Google plant, mobile Telefonnetze in Afrika auszubauen, was das tägliche Leben der Menschen dort revolutionieren könnte. Skeptiker wittern dahinter eher eigennützige Motive: Afrika ist ein großer Markt.

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Afrikaner in traditioneller Kleidung telefonieren mit ihren Handys. Quelle: http://www.flickr.com/photos/ict4d/3067294391/ Lizens: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de +++CC/ICT4D.at+++
Bild: cc-by-sa-/ICT4D.at

Mobiler Netzanschluss ist in den Industrieländern schon längst eine Selbstverständlichkeit geworden. In vielen Gegenden der Welt ist das jedoch noch nicht der Fall, vor allem nicht in Afrika. Dies möchte Google nun in Angriff nehmen.

"In Afrika verfolgt Google das Ziel, das Internet zugänglicher und relevanter für die Menschen zu machen, und ein nachhaltiges Internet-Ökosystem zu stärken," sagte Lena Wagner von Google der DW.

Das Unternehmen arbeitet bei der Ausweitung des Netzes mit Regierungen und lokalen Behörden von afrikanischen und südostasiatischen Ländern zusammen.

Kein reiner Freundschaftsdienst

Brad Reed, ein Experte in kabelloser Technologie und Redakteur beim "Boy Genius Report" verdächtigt Google, mit dieser Strategie vor allem eigennützige Interessen zu verfolgen: "Das Unternehmen will sich die Kunden von morgen sichern," sagte er.

Ein Google-Testballon. (AP Photo/Jon Shenk)
Google testet Internet-BallonsBild: picture-alliance/AP

Der Journalist Carol Kopp schreibt im Wall Street Journal: "Die Investitionen von Google mögen zur Zeit nicht gerade gewinnbringend sein – aber in Zukunft könnte das anders aussehen. Ganze 87 Prozent der jährlichen Einnahmen von Google in Höhe von 50 Milliarden Dollar stammen aus der Werbung, also benötigt das Unternehmen zukünftig unbedingt mehr User," so Kopp unter der Rubrik "MarketWatch" des Wall Street Journal.

Und diese User kann man wohl nur noch in Afrika und Asien finden. Laut "MarketWatch" haben zur Zeit nur 16 Prozent der afrikanischen Bevölkerung Zugang zum Internet. In Asien und im Pazifischen Raum ist es etwa ein Drittel der Bevölkerung,

Wer zuerst kommt, sichert sich die Daten

Jetzt schon in diesen Regionen Fuß zu fassen, könnte sich also in der Zukunft als gute Idee erweisen, vor allem da der Markt für Handys rasant wächst. Schließlich stellen sie in Regionen ohne Festnetzanschlüsse eine preiswertere und einfachere Alternative dar.

"Das sind Hunderte von Millionen potentielle neue Kunden, die zum ersten Mal überhaupt durch Google ans Netz gelangen," meint Reed.

Der selben Ansicht ist auch Anthony Mullen, ein Telekommunikationsexperte bei Forrester Research. Er begrüßt das "selbstlose Element in Googles Vorhaben", allerdings komme einem das letztendliche Ziel von Google auch reichlich bekannt vor: "Es geht immer um die Daten. Darum, das Verhalten der Afrikaner zu beobachten und in diverse Systeme eingebunden zu werden, sodass Google auf Platz Eins bleibt, wenn es um Dateneinsicht weltweit geht," sagt Mullen.

Anpassung an die Umgebung

Google will Satelliten und Antennenanlagen auf Ballons und Luftschiffen verwenden, um den mobilen Breitbandanschluss in Afrika zu erweitern.

Afrikaner im Internetcafé AFP PHOTO ISSOUF SANOGO/Getty Images)
Nur wenige Menschen in Afrika haben einen traditionellen InternetzugangBild: AFP/Getty Images

"In unterschiedlichen Umgebungen benötigt man unterschiedliche Technologien," erklärt Mullen. Während sich Google Fiber (ein US-Projekt, das sich mit der Infrastruktur für Breitbandinternet beschäftigt, Anm. d. Red.) für die Industrienationen eigne, benötige man anderswo eine andere Technologie, die von der Erdoberfläche aus nach oben wirksam sei. "Daher verwendet man Luftschiffe mit geringer Reibung, da diese ohne bereits auf der Erde vorhandene Infrastruktur installiert werden können. Wenn man die Größe des afrikanischen Kontinents bedenkt, dann ist das ein wichtiger Gesichtspunkt," so Mullen.

Eine Technologie, die ungenutzte Funkfrequenzen nutzt, bietet enorme Vorteile, denn hierbei können Signale Mauern durchdringen und über viel weitere Strecken gesendet werden. Wi-Fi- oder Bluetooth-Radiofrequenzen, sowie traditionelle Mobilfunknetze, schaffen das nicht in dem Umfang.

Die Technologie eignet sich also ganz besonders für sehr entlegene Regionen auf dem afrikanischen Kontinent, wo es bislang keine stabilen, festen Breitbandanschlüsse gibt. Dortige Regierungsstellen erwägen deshalb, die Voraussetzungen für Breitbandzwecke mehr zu berücksichtigen.

Überspringen von Technik

Der Softwaregigant Microsoft will die Technologie der ungenutzten Funkfrequenzen in Kenia testen. Google experimentiert währenddessen mit kabellosen Breitbandsystemen an Schulen und Universitäten in Südafrika und Uganda. Damit will Google nachweisen, dass der Internetzugang auf der Basis ungenutzter Funkfrequenzen funktionieren kann, ohne Fernsehsignale zu stören.

Google-Logo REUTERS/Mike Blake/Files
Laut Experten gelingt Google die Mischung zwischen Engagement für die Armen und EigennutzBild: Reuters

"Traditionelle Unternehmen im Telekommunikationsbereich erzielen in Afrika Fortschritte, weil sie erkannt haben, dass in einigen Ländern gewisse Stadien der technologischen Entwicklung übersprungen werden. Das heißt, die Afrikaner benutzen gar nicht erst Desktops, sondern gehen direkt über zum mobilen Bereich," stellt Anthony Mullen von Forrester Research fest.

"Etwas Gutes für Afrika"

Egal, was die wahren Motive von Google in Afrika auch sein mögen: Mehr Internet in Entwicklungsländern, insbesondere in Afrika, könnte enorme Auswirkungen haben. Auf das wirtschaftliche Wachstum, auf Demokratiebewegungen, die Bekämpfung von Krankheiten sowie auf Erziehung und Bildung, bishin zur Unterstützung von Kleinbauern.

Unterm Strich kann also doch eine Win-Win-Situation entstehen: für den Internetkonzern sowie für den Kontinent. So sieht es auch Anthony Mullen vom Forrester Research: "Es ist etwas Gutes für Afrika - sowohl die Menschen als auch die Regierungen werden davon profitieren, und kleine und mittelständische Betriebe könnten sich auf eine bessere Infrastruktur verlassen."