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Gnade für italienische Fußballvereine

26. Juli 2006

Das Berufungsgericht im italienischen Fußball-Skandal hat die Strafen für Juventus Turin und drei weitere Top-Clubs teilweise erheblich abgemildert. Trotzdem ist die Affäre noch nicht ausgestanden.

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Juve-Präsident Cobolli Gigli geht in die BerufungBild: AP

Die großen "Gewinner" des Berufungsverfahrens sind Lazio Rom und der AC Florenz, die nun doch weiter in der 1. Liga spielen dürfen. Der AC Mailand kann an der Qualifikation zur Champions League teilnehmen. Dagegen muss Juve wie in erster Instanz entschieden in der nächsten Saison in die 2. Liga, bekommt aber lediglich 17 statt 30 Minuspunkte. Außerdem werden Juve die Meistertitel 2005 und 2006 aberkannt. Dies gab der Vorsitzende Richter Piero Sandulli am Dienstagabend (25.7.2006) in Rom bekannt.

Allerdings müssen auch Florenz und Lazio mit Strafpunkten in die Serie A starten, Florenz erhält 19 Minuspunkte, Lazio 11. Mailand werden in der Saison 2006/2007 nur noch 8 Punkte abgezogen.

Vereine erheben Einspruch

Juventus, Florenz und Milan kündigten noch am Abend einen Einspruch gegen das Urteil vor dem regionalen Verwaltungsgericht TAR in Rom an. Für diesen Fall würde der Start der Saison in der Serie A höchstwahrscheinlich für mehrere Wochen verschoben. "Wir werden alle möglichen Wege bestreiten, um dieses Urteil rückgängig zu machen", sagte Juve-Anwalt Cesare Zaccone. Der Präsident des AC Florenz will sich ebenfalls gegen das Urteil wehren. "Wir werden weiterkämpfen, bis wir wieder in der Champions League spielen dürfen", sagte Diego Della Valle.

Und dies vor allem auch deswegen, weil der vom Zwangsabstieg wiederum verschonte AC Mailand eine bemerkenswerte Reduzierung seiner Punktabzüge für die abgelaufene Saison erfuhr und nun sogar für die Qualifikation zur Champions League berechtigt ist. Denn mit nur 30 statt bisher 44 Punkten Abzug ist der Klub des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in der "bereinigten Tabelle" Dritter der Meisterschaft 2005/2006. Dafür muss Milan aber mit 8 Minuspunkten in die kommende Saison starten.

"Abwanderung" der Stars hat begonnen

Das Urteil in erster Instanz war wesentlich härter: Bei 30 Minuspunkten für den Rekordmeister wäre ein rascher Wiederaufstieg in die oberste Spielklasse höchst unwahrscheinlich geworden. Der AC Mailand hätte mit 15, Florenz mit 12 und Lazio in der Zweiten Liga mit 7 Minuspunkten in die neue Saison starten sollen. Außerdem war für Milan durch 44 Strafpunkte für die vergangene Saison die Teilnahme an der Champions League verwehrt.

Den Vereinen droht aber weitere Unbill. Die staatlichen Fahnder sind der "Fußball-Mafia" auf der Spur, offizielle Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind schon eingeleitet. Vom wirtschaftlichen Debakel vor allem für Juve und dem "Ausverkauf" der Stars beim Rekordmeister gar nicht zu reden. Allein bei Juventus stehen die Weltmeister Gianluigi Buffon, Mauro Camoranesi und Alessandro Del Piero unter Vertrag - doch längst schon hat die große Flucht der Stars begonnen. Den Anfang machte "Juve"- Trainer Fabio Capello, der zu Real Madrid ging.

Mildere Strafen für Juventus Turin und andere Clubs
Für ihn gab es keine Gnade: Juve-Manager Luciano MoggiBild: picture-alliance/ dpa

Bei dem italienischen Fußball-Skandal handelt es sich um die schlimmsten Spiel-Manipulationen, die jemals in der Fußball-Welt ans Licht der Öffentlichkeit kamen. Von "mafia-ähnlichen Strukturen" ist die Rede, von systematischer Schiebung unter Beteiligung von Schiedsrichtern und Funktionären. Im Mittelpunkt des Spinnennetzes saß den Ermittlungen zufolge "Big Luciano", Ex-Juve-Manager und Drahtzieher Luciano Moggi, der weiterhin mit einem fünfjährigen Berufsverbot bestraft wurde. (stl)