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Aufwärtstrend trotz Zinstief

Klaus Deuse3. Juli 2015

Die sozial-ökologische Gemeinschaftsbank GLS verbucht trotz der historisch niedrigen Zinsen neue Einlagen von 350 Millionen Euro. Immer mehr Bundesbürger setzen bei der Geldanlage auf Sinn statt Zins.

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GLS-Bank Logo Foto: Julian Stratenschulte dpa/lnw
Bild: picture-alliance/dpa

Die Niedrigzinsphase bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Ertragslage großer deutscher Banken und der Sparkassen. Mit dem Kreditgeschäft, so der durchgehende Tenor in der Branche, lasse sich kaum noch etwas verdienen. Die Folgen der Reduzierung der Zinsmarge bekommen mit Blick auf die Erträge auch alternative Geldinstitute in der Bundesrepublik zu spüren. "Die Aussicht auf Überschüsse für zukünftige Investitionen ist geringer", stellt Andreas Neukirch, Finanzvorstand der Gemeinschaftsbank GLS, nüchtern fest. Dennoch gibt es für die erste sozial-ökologische Universalbank der Republik keinen Grund zur Klage. Denn der Geldfluss ist nicht ins Stocken geraten. Obwohl es nur noch eine minimale Verzinsung gibt, stiegen die Kundeneinlagen bei der GLS im vergangenen Jahr um 350 Millionen Euro.

Das habe damit zu tun, dass Geldanleger in dieser quasi zinslosen Zeit immer stärker die Sinnentscheidung bei der Geldanlage in den Vordergrund stellten, so GLS-Banker Neukirch. Deren Devise laute: "Wenn ich schon keine Zinsen kriege, dann möchte ich aber erst recht sicherstellen, dass mit dem Geld etwas Sinnvolles gemacht wird."

Die beiden Vorstände der GLS-Bank, Andreas Neukirch (l.) und Thomas Jorberg Foto: Oliver Berg/dpa
Die beiden Vorstände der GLS-Bank, Andreas Neukirch (l.) und Thomas JorbergBild: picture-alliance/dpa

Trotz schwieriger gewordener Rahmenbedingungen hält der Aufwärtstrend der GLS-Bank an. Allein im vergangenen Jahr wechselten pro Monat rund 1800 neue Kunden zu dem Geldinstitut. Inzwischen hat die Bank bundesweit mehr als 188.000 Kunden.

Nicht nur mit dieser Zahl ist man bei der GLS-Bank mehr als zufrieden. So stiegen die Einlagen auf 3,6 Milliarden Euro, das Kreditvolumen beläuft sich auf rund zwei Milliarden Euro. Unter dem Strich steht eine Bilanzsumme von 3,9 Milliarden Euro. Gut 40 Prozent aller laufenden Kredite entfallen auf die Bereiche ökologische Landwirtschaft und regenerative Energien, etwa 20 Prozent auf soziale Wohnprojekte.

Ausreichend Eigenkapital

Obwohl sich die Zinsen weiter auf niedrigstem Niveau befinden, besteht für Finanzvorstand Neukirch keine Veranlassung, auf die Kreditbremse zu treten. Denn neben den zufließenden Mitteln, die man für Kredite benötigt, stimme auch die Risikotragfähig. Und vor allem stehe ausreichend Eigenkapital zur Verfügung. "Unser Eigenkapital wächst überproportional", so Neukirch. Damit sei die Kreditfähigkeit der Bank nicht bedroht. Schon in den ersten fünf Monaten dieses Jahres vergaben die GLS-Banker neue Kredite in Höhe von 72 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von fast vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Für nachhaltige Projekte mangelt es nicht an Geld. Schließlich besitze die GLS-Bank eine solide Basis, sagt Neukirch. "Im Unterschied zu vielen Banken, die sich an den Kapitalmärkten oder über andere Banken refinanzieren, sind wir unmittelbar von unseren Kunden bis zu 90 Prozent finanziert, weil sie uns Einlagen zur Verfügung stellen."

Solarpanele und Windräder auf einer Wiese
Die GLS-Bank will die ökologische Erneuerung in Deutschland und anderen europäischen Ländern voranbringenBild: VRD - Fotolia

Darüber hinaus bietet das größte sozial-ökologische Geldinstitut der Bundesrepublik Investoren neue Produkte an, die wiederum Geld in die Kasse bringen. Zum Beispiel Fonds, die man entweder selbst zusammenstellt oder von Partnern entwickeln lässt. Dabei handelt es sich meist um sogenannte "Grüne Fonds", mit denen man die ökologische Erneuerung nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern voran bringen will. Andere Fonds sind auf die Stärkung des Mikrofinanzgeschäftes zugeschnitten, wobei auch osteuropäische Länder zunehmend in den Fokus rücken. In einigen Bereichen arbeitet die GLS-Bank auch mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zusammen.

Honorierung statt Zinsen?

Bei diesen Fonds können Anleger mit etwa drei Prozent Zinsen rechnen. Es bestehe für die GLS zwar kein wirtschaftlicher Druck, die Geschäftspolitik zu ändern, doch angesichts der anhaltenden Rahmenbedingungen auf dem Finanzmarkt könne man auch nicht tatenlos abwarten. "Wir geben uns zwei Jahre Zeit, um uns insgesamt besser aufzustellen, um weniger von den Zinsen abhängig zu sein", so Neukirch. Zu diesen Überlegungen gehöre es auch, statt der Vergütung durch Zinsen unter anderem auf eine Honorierung von Leistungen der Bank zu setzen und diese von den Kunden bezahlen zu lassen - zum Beispiel bei der Beratung und Betreuung von Privatinvestoren, die eine Direktinvestition suchen. "Wir haben ja die Wahl, eine Zinsabrechnung zu machen oder den Service für dieses Interesse darzustellen. Und dann würden wir dafür honoriert."

Sozial-ökologische Banken wie die GLS oder ethische Geldinstitute wie die Bank für Kirche und Diakonie haben das Zinstief bislang unbeschadet überstanden. Auch wenn sie wie größere Banken oder Sparkassen für liquiditätsnahe Produkte, also etwa für Tages- oder Festgeld, praktisch kaum noch Zinsen gewähren, überzeugt doch offenbar immer mehr Kunden deren Geschäftsprinzip: dass das angelegte Geld gezielt in nachhaltige Projekte fließt.