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Medien und Frieden

Ulrike Mast-Kirschning4. Juni 2008

Im Krieg und oft auch danach ist die Wahrheit ein knappes Gut. Manchmal sind Medien Teil des Konflikts. Was aber zeichnet Journalismus für den Frieden aus? Darüber wurde am letzten Tag des Global Media Forums diskutiert.

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Journalist mit Kamera vor brennendem Ölfeld im Irakkrieg
Mittendrin statt nur dabei: Journalist mit Kamera während des IrakkriegsBild: AP

Gut recherchierte Hintergründe und sorgfältige Konfliktanalysen - solche Berichte über Kriegs- und Krisensituationen haben eine wichtige Funktion im globalen Medienzeitalter. Aber können sie auch die Konfliktparteien erreichen, sie tatsächlich zu einem friedlicheren Miteinander nach dem Krieg bewegen?


Paneldiskussion beim Global Media Forum (Quelle: DW/Per Henriksen)
Paneldiskussion beim Global Media Forum der Deutschen WelleBild: DW

Gefühle statt kalter Fakten

Das können Unterhaltungsformate besser, meint Hans Dembowski, Chefredakteur einer in Deutschland erscheinenden Publikation für Entwicklungszusammenarbeit. Wenn Ressentiments und Anfeindungen nach einem Krieg überwunden werden müssten, dann gehe es eher nicht um die Fakten. Über diese könnten sich die Menschen vielleicht sogar einig sein. Aber sie seien sich oft nicht darin einig, wie man die Fakten interpretieren soll. Dann spielten Lebensgeschichten eine Rolle, Gefühle und subjektive Sichtweisen. Wer Frieden schaffen will, so Dembowski, der müsse mit diesen Emotionen in Kontakt kommen.

John Marks, Präsident und Gründer von Search for Common Ground
John Marks, Search for Common GroundBild: GMF

Denn Emotionen sind es auch, die einen Krieg anheizen können, vor allem wenn ethnische und religiöse Konflikte eine Rolle spielen wie auf dem Balkan, in Ruanda oder in Sri Lanka. Krieg sei keine intellektuelle Angelegenheit, sagt John Marks, Präsident der international tätigen Nichtregierungsorganisation "Search for Common Ground", die genau dort ansetzt. In Nachkriegssituation gelte es Haltungen und Einstellungen vor allem über die Gefühle der Menschen zu verändern.

Friedensstiftende Seifenopern

Allein in Afrika initiiert und produziert die Organisation in zehn Ländern Programme für Hörfunk und Fernsehen. "In Burundi betreiben wir ein Rundfunkstudio, in dem Angehörige der Hutus und Tutsi arbeiten." Gemeinsam produzierten sie jeden Tag Nachrichten, Features, Dokumentationen und Soaps, erklärt Marks. Manche ihrer Soap-Operas erreichten 87 Prozent der Bevölkerung.

Flüchtlinge im bürgerkriegs-gebeutelten Burundi (Quelle: AP)
Flüchtlinge im bürgerkriegs-gebeutelten BurundiBild: AP

Die lokalen Produzenten reflektieren die Gründe der erlebten Konflikte und versuchen, das Publikum mit den Figuren und Dialogen auf friedliche Alternativen zu orientieren. Das ist der Rahmen, den die NGO vorgibt. Und es wirkt, sagt John Marks, wie das Beispiel Burundi zeige. Die Sendungen hätten das politische Vokabular im Versöhnungsprozess deutlich verändert, so das Ergebnis einer unabhängigen Evaluation.

Weltbank mit neuem Ansatz

Auch für die Vereinten Nationen und die Weltbank spielen Medien in so genannten Postkonfliktsituationen eine zunehmend entscheidende Rolle. Gerade in tief zerstrittenen Gesellschaften seien die Bürger auf Information und Dialog angewiesen, um den Demokratieaufbau überhaupt unterstützen zu können, sagt die Vertreterin der Weltbank, Henriette von Kaltenborn-Stachau.

Henriette von Kaltenborn-Stachau von der Weltbank
Henriette von Kaltenborn-Stachau, WeltbankBild: GMF

Mit einem neuen Konzept will ihre Institution vermehrt die Kommunikation zwischen Regierung, Zivilgesellschaft und Medienvertretern in Konfliktregionen fördern. Dieser Ansatz sei bislang weder in der Weltbank noch in den größeren Geberländern verfolgt worden, so Kaltenborn-Stachau. Mit dem neuen Programm "Communication for Governance and Accountability", kurz "Comm GAP", sollten Regierungen unterstützt werden, ihre Reformvorhaben zu kommunizieren und eine Öffentlichkeit zu schaffen. Durch unabhängige Medien könne eine gesellschaftliche Debatte ermöglicht werden.

Die Konzentration auf die Medienentwicklung allein reiche aber nicht aus, mahnt die Weltbankexpertin. "Wenn die Regierung die Rolle der Medien nicht anerkennt, und wenn ein Journalist die Rolle der Regierung nicht versteht, dann funktioniert es nicht." Man müsse Brücken zwischen ihnen bauen.