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Gladbachs Sieg gegen RB, Eberl und Rose

17. September 2022

Angespannte Stimmung beim Bundesliga-Spiel zwischen Gladbach und RB Leipzig: Mit Ex-Coach Marco Rose sitzt eine Reizfigur auf der RB-Bank. Außerdem werden die Borussen-Fans wegen der Personalie Max Eberl ausfallend.

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Marco Rose schaut ernst und kratzt sich am Handgelenk
Leipzigs Trainer Marco Rose erlebte keine angenehme Rückkehr an seine alte WirkungsstätteBild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance

Max Eberl war bei Borussia Mönchengladbach ein Held. Als Sportdirektor rettete er den Verein einst vor dem Sturz in die 2. Liga und war anschließend der Hauptverantwortliche für den Aufstieg des Klubs von der Fahrstuhl- zur Spitzenmannschaft - zwei Teilnahmen an der Champions League inklusive. Wie tief Helden fallen können, ist im Vorfeld und während der Partie der Gladbacher gegen RB Leipzig deutlich geworden. Das Spiel, das mit einem klaren und verdienten 3:0 (2:0)-Erfolg der Borussia endete, wurde begleitet von lautstarken und teilweise geschmacklosen Protesten und Schmähungen gegenüber Eberl und Ex-Trainer Marco Rose, der seit kurzer Zeit bei den Leipzigern auf der Bank sitzt. Gellende Pfiffe gegen Rose, dazu ein nicht zitierbares Transparent gegen Eberl und RB Leipzig, auf das sogar der Schiedsrichter reagierte. Über den Stadionsprecher ließ er ausrichten, dass das Banner zu entfernen sei, wenn das Spiel fortgesetzt werden solle.

Gladbach-Fans: "Deine Aussagen waren gelogen"

Ende Januar hatte Eberl seinen Posten als Borussia-Sportdirektor in einer tränenreichen Pressekonferenz aufgegeben. Der Grund: totale Erschöpfung, Gefahr für die eigene Gesundheit und der Wunsch, "mit Fußball nichts mehr zu tun zu haben". Jetzt, knapp acht Monate später, ist es nur noch eine Frage von Tagen, wann bekannt gegeben wird, dass Eberl eine neue Aufgabe gefunden hat. Im Fußball. Als Sportdirektor. Bei RB Leipzig. "Ausgerechnet bei RB Leipzig", sagen die Gladbach-Fans, die den neureichen Verein verachten, der erst vor 13 Jahren gegründet wurde und sich dank der Millionen der Red Bull GmbH binnen kürzester Zeit zum Spitzenverein entwickelte. Die Borussia-Fans sehen in diesem "Konstrukt" einen abartigen Auswuchs der geldgetriebenen Fußballbranche.

Gladbach-Fans entfernen auf der Tribüne ein Banner mit einer Beleidigung gegen Ex-Sportchef Max Eberl und RB Leipzig
Das Banner muss weg! Gladbachs Fans beleidigen ihren ehemaligen Sportdirektor auf üble Art und WeiseBild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance

Auch Eberl hatte RB in seiner Zeit in Gladbach stets kritisiert und ein angebliches Interesse an einem Wechsel nach Leipzig im Januar bei seinem Abgang aus Mönchengladbach deutlich zurückgewiesen. Entsprechend tief sitzt der Stachel nun bei der Gladbacher Fangemeinde.

"Wir glauben einfach nicht mehr, dass du uns gegenüber am Ende deiner Amtszeit bei Borussia aufrecht und ehrlich aufgetreten bist", hieß es am Dienstag in einem offenen Brief der organisierten Fanszene. Darin bezichtigen die Anhänger ihren früheren Sportchef der Lüge. Seinen Rückzug Anfang des Jahres hatte Eberl damit begründet, mental müde zu sein und eine Pause zu brauchen. "Heute wissen wir nicht nur, dass es eben keine Gerüchte und deine Aussagen gelogen waren, sondern auch, dass dein Wechselwunsch zu diesem Konstrukt schon vor deinem öffentlichen Abgang feststand."

Gladbachs aktueller Trainer Daniel Farke hatte Eberl auf der Pressekonferenz vor dem Spiel noch verteidigt: "Wenn der Mensch Max Eberl in den Job zurückkehren kann, ist das doch eine fantastische Nachricht. Ich habe große Achtung, wenn sich jemand eine Auszeit nimmt, und maße mir nicht an zu beurteilen, ob er dafür länger Zeit braucht oder nicht", sagte Farke, wollte den möglichen Wechsel zu Leipzig aber nicht kommentieren: "Das steht mir nicht zu."

Eberl ab Januar bei Leipzig?

Wie das Fachmagazin "Kicker" am Donnerstag schrieb, wird Eberl im Januar bei RB anfangen. Einen sofortigen Dienstbeginn hatte der 48-Jährige aufgrund der vielen Englischen Wochen vor der WM in Katar im November und Dezember offenbar abgelehnt. Der Wechsel soll aber in den Tagen nach dem Spiel am Samstag bekanntgegeben werden - sobald sich die beiden Klubs auf eine Ablöse geeinigt haben. Sie soll bei etwa fünf Millionen Euro liegen. Schließlich ist Eberl trotz seines Rücktritts noch immer bis 2026 bei Gladbach angestellt - sein Vertrag ruht lediglich.

Max Eberl und Marco Rose bei dessen Präsentation als neuer Trainer bei Borussia Mönchengladbach
Max Eberl (l.) und Marco Rose (r.) standen bei den Fans von Borussia Mönchengladbach mal höher im KursBild: Roland Weihrauch/dpa/picture alliance

Kurz nach dem Sieg von RB im DFB-Pokal im vergangenen Mai hatte Eberl eine Anfrage aus Leipzig offenbar abgelehnt. Jetzt ist er offenbar gewillt, das Angebot anzunehmen. "Wir sind auf der Zielgeraden und gehen davon aus, dass wir mit Gladbach eine Einigung erzielen", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff vor dem Spiel bei Sky über den Stand der Verhandlungen: "Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen eine finale Entscheidung haben." Auch Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus sprach von "Verhandlungen auf der Zielgeraden". 

Rose-Rückkehr unter Pfiffen

Mit der brisanten Personalie Max Eberl rückte eine andere in den Hintergrund - wenn auch nicht vollständig. Denn auch Marco Rose, Leipzigs neuer Trainer, hat eine Gladbacher Vergangenheit, ist dort aber kein gerne gesehener Gast mehr. Dabei war auch Rose bei der Borussia einst ein Held. Zur Saison 2019/2020 von Eberl verpflichtet, führte er die Gladbacher direkt auf Rang vier und in die Champions League und dort in der Saison darauf bis ins Achtelfinale gegen Manchester City.

Der "Heldensturz" folgte, als Rose bereits im Februar 2021 seinen Wechsel zu Borussia Dortmund ankündigte. Die Borussia verlor danach sieben Pflichtspiele in Folge, darunter das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den BVB. Gladbach wurde am Ende jener Saison nur Achter. Jetzt kehrte Rose erstmals als RB-Trainer zurück - und wurde mit gellenden Pfiffen empfangen und später mit Gesängen beschimpft. Er ertrug es stoisch. Viel mehr wird den ehrgeizigen Trainer ohnehin die 0:3-Niederlage geschmerzt haben.