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Modeln für Euro statt Dollar

Jutta Wasserrab8. November 2007

Das Top-Model ist verstimmt. Sie verdient 33 Millionen Dollar im Jahr. Das ist nicht wenig, könnte aber mehr sein - wenn sie Euro anstatt Dollar bekäme. Würden Notenbanken ähnlich denken, hätte das weitreichende Folgen.

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Nachdenklich angesichts der Wechselkurse: Gisele Bündchen (Quelle: AP)
Nachdenklich angesichts der Wechselkurse: Gisele BündchenBild: AP

Sie ist jung, sie ist schön und genau deshalb ist sie reich. Doch wegen der Dollarschwäche hat das brasilianische Super-Model Gisele Bündchen dieses Jahr umgerechnet 2,5 Millionen Euro Verlust gemacht. Und zählt damit zu dem wachsenden Kreis von Prominenten, die dem Dollar gerne den Laufpass geben und auf den Euro umschwenken wollen, das jedenfalls behauptet das amerikanische Wirtschaftsmagazin "Forbes".

Das Model als Modell für Zentralbanken?

Der starke Euro: Heiß begehrt von der Prominenz (Quelle: AP)
Der starke Euro: Heiß begehrt von der ProminenzBild: AP

Bündchens Entscheidung werde den Dollar zwar nicht unter Druck bringen, glaubt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, aber denkbar wäre, dass sie nur die Spitze des Eisberges ist. Zentralbanken, die auf sehr hohen Dollarreserven säßen, und das seien asiatischen Zentralbanken, könnten sich auch so verhalten, mahnt der Wirtschaftswissenschaftler. "Sie könnten ihre Devisenreserven in Euro umschichten, ihm so weiteren Auftrieb geben und den Dollar damit weiter schwächen."

Sollten asiatischen Notenbanken ihre Dollar-Reserven gegen Euro tauschen, dann ginge es nicht mehr nur um Peanuts wie bei Gisele Bündchen. Dann ginge es um viele, viele Milliarden US-Dollar. Gerade in den letzten Jahren sind die Währungsreserven vieler Notenbanken rapide angeschwollen. Zwischen 2001 und 2006 haben die globalen Devisenreserven um 150 Prozent auf rund 5.000 Milliarden US-Dollar zugelegt. Die asiatischen Notenbanken halten zwei Drittel davon.

Finanzexperte rät zur Gelassenheit

Angst vor einer massiven Umschichtung in Euro müsse US-Notenbankchef Ben Bernanke allerdings trotzdem nicht haben, sagt Krämer. In der Vergangenheit hätten die meisten Zentralbank-Manager den Dollar gekauft, wenn er stark gefallen war. Das habe verhindert, dass der Dollar weiter gepurzelt sei. "Also offensichtlich verhalten sich die Verwalter der Zentralbank-Reserven genau anders herum als Gisele Bündchen", so Krämer.

Todesstoß für die Leitwährung?

Ist der US-Dollar dem europäischen Geld unterlegen? (Quelle: AP)
Ist der US-Dollar dem europäischen Geld unterlegen?Bild: AP

Die asiatischen Notenbanker werden demnach nicht für Druck auf den Dollar sorgen. Die fallenden Preise auf dem Immobilienmarkt der USA und weitere Zinssenkungen der US-Notenbank FED - die nächste könnte möglicherweise schon im Dezember anstehen - könnten den Dollar allerdings weiter schwächen. Schon diese Woche knackte der Euro die Marke von 1,47 Dollar. Und auch gegenüber anderen Währungen, wie dem chinesischen Yuan oder dem britischen Pfund notiert der Dollar Tiefststände. Angesichts solcher Wechselkurse sieht der ein oder andere sogar schon das Ende des Dollar als Leitwährung.

Doch Chefvolkswirt Krämer winkt nochmals ab: "Absolut Unwahrscheinlich." Der Dollar verteidige ungefähr einen Anteil von zwei Dritteln an den internationalen Währungsreserven. Der Euro habe sich dort eigentlich wenig nach oben bewegt. Das läge nicht an einer schlechten Politik der Europäischen Zentralbank. "Es liegt einfach daran, dass der amerikanische Kapitalmarkt viel, viel größer ist als der immer noch fragmentierte europäische."

Gisele ist auf dem Holzweg

Krämer ist fest davon überzeugt, dass der Dollar auf längere Sicht wieder Boden gutmachen wird, und die Euro-Stärke nur vorübergehend ist. Von daher ist Gisele Bündchen gut beraten, wenn sie bei ihren Verträgen mit Euro-Bezahlung darauf achtet, dass die Laufzeiten nicht allzu lange sind.