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Ghana kämpft gegen Produktpiraterie

Isaac Kaledzi / tk20. April 2015

Eine Sonderkommission in Ghana beschlagnahmt und verbrennt gefälschte Textilien aus China. Die billige Schmuggelware gefährdet das Geschäft heimischer Hersteller.

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Textilien aus Ghana Foto: Isaac Kaledzi (DW)
Bild: DW/Isaac Kaledzi

Auf dem berühmten Makola-Markt in Ghanas Hauptstadt Accra türmen sich farbenfrohe Stoffe mit verschiedenen Mustern und von unterschiedlicher Qualität. Etwas ganz Besonderes ist der in Ghana produzierte Kente-Stoff. Früher durfte er nur von Königen getragen werden, heute kleiden sich die Ghanaer in das Seiden- und Baumwoll-Mischgewebe nur zu ganz besonderen Anlässen.

Einer der führenden Hersteller in Ghana ist Akosombo Textiles (ATL). Wie viele andere ghanische Textilproduzenten hat das Unternehmen mit billigen Fälschungen aus China zu kämpfen. John Amoah ist bei Akosombo Textiles für den Markenschutz zuständig. Das Logo seiner Firma werde in China nachgedruckt und auf gefälschten Stoffen angebracht, die anschließend nach Ghana geschmuggelt würden, erzählt er. "Der Käufer bekommt einen Stoff mit dem ATL-Logo und weiß nicht, dass er nicht das Original kauft." Die Flut an Fälschungen hat die ghanaische Textilindustrie so stark getroffen, dass einige Unternehmen bereits pleite gegangen sind - sie konnten mit den billigen Produkten 'Made in China' nicht mithalten.

Sonderkommission gegen Produktpiraterie

Um diesen Trend zu stoppen, hat die Regierung eine Sonderkommission ins Leben gerufen. Sie soll dafür sorgen, dass die Fälschungen beschlagnahmt und verbrannt werden. Die Maßnahmen stehen in Einklang mit den Richtlinien der Welthandelsorganisation.

Bei den ghanaischen Textilhändlern gehen die Meinungen hierzu jedoch weit auseinander. Faustina Amoakwah ist eine der Verkäuferinnen, die billige Fälschungen aus China den heimischen Produkten vorzieht. Sie kann nicht verstehen, warum ausgerechnet Stoffe beschlagnahmt werden: "Wir importieren alle möglichen Produkte. Selbst die Stühle im Parlament sind aus China." Nora Asiedu, eine andere Verkäuferin, hat hingegen noch nie Stoffe aus China verkauft. Ihr ist es wichtig, die ghanaische Textilproduktion und den Export von Stoffen 'Made in Ghana' zu fördern.

Razzia auf einem Textilmarkt in Ghana Foto: Von wem: Isaac Kaledzi (DW)
Bei Razzien auf Textilmärkten werden die Fälschungen beschlagnahmt und anschließend verbranntBild: DW/Isaac Kaledzi

Der ATL- Markenschutzbeauftragte John Amoah ist Teil der Sonderkommission. Er sagt, ihr Ziel sei nicht, das Geschäft von lokalen Händlern zu ruinieren, sondern den Diebstahl von geistigem Eigentum heimischer Hersteller zu verhindern. Dabei gehe es auch um die Gesundheit der Konsumenten, so Amoah. Denn die staatliche Aufsichtsbehörde für Markenstandards kontrolliere zwar Produkte auf dem lokalen Markt, etwa auf die bei der Herstellung verwendeten Chemikalien. Bei importierter Ware sei das jedoch nicht der Fall.

Neue Technologie zur Erkennung von Fälschungen

Kritiker der Einsatzgruppe halten das Beschlagnahmen und Verbrennen von Stoffe für wenig effektiv. Deshalb arbeitet nun das ghanaische Technologieunternehmen mPedigree mit Unterstützung der Textilfirma Premium African Textiles (PAT) an einem neuen System: Die sogenannte GoldKeys-Technologie soll Händlern und Käufern dabei helfen, Fälschungen zu erkennen. Zukünftig sollen die Markenlogos mit einer Rubbelmarke, die einen zwölfstelligen Code enthält, versehen werden. Diese Nummer soll man dann per SMS an eine kostenfreie Telefonnummer schicken können. Die Nachricht würde umgehend beantwortet werden und die Echtheit des Produkts werde entweder bestätigt oder es werde als Fälschung deklariert, erklärt Stephen Badu von Premium African Textiles. Die Hoffnungen in das neue System sind groß - dennoch wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis die gefälschten Kente-Stoffe komplett vom Makola-Markt in Accra verschwunden sein werden.