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Gewinnrückgang bei Siemens

31. Januar 2018

Zur heutigen Hauptversammlung vermeldet Siemens einen Gewinneinbruch in der vor einem Stellenabbau stehenden Kraftwerks-Sparte. Konzern-Chef Joe Kaeser bringt indes eine Lösung für den Standort Görlitz ins Spiel.

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Bild: picture-alliance/dpa/J.Büttner

Protest: Hauptversammlung bei Siemens

Der Industriekonzern Siemens hat zum Start ins Geschäftsjahr nur dank des Verkaufs seiner Osram-Aktien und der Effekte aus der US-Steuerreform seinen Gewinn gesteigert. Im Kraftwerksgeschäft, in dem tausende Jobs gestrichen und auch Werke geschlossen werden sollen, kämpft Siemens hingegen weiter mit Problemen. Seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2017/18 (30. September) bekräftigte das Unternehmen.

Der Gewinn nach Steuern legte zwischen Oktober und Dezember um zwölf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwoch in München zur Hauptversammlung mitteilte. Der Auftragseingang stieg von Oktober bis Dezember um 14 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro. Ohne die Übernahme des spanischen Windkraft-Konzerns Gamesa und negative Währungseffekte hätte der Zuwachs bei sieben Prozent gelegen. Auch der Umsatz wurde von ungünstigen Wechselkurseffekten beeinträchtigt. Er stieg trotzdem um drei Prozent auf 19,8 Milliarden Euro. "Das erste Quartal unterstreicht die Stärke unseres Hauses", sagte Vorstandschef Joe Kaeser. "Wir nutzen die Wachstumsimpulse des globalen Aufschwungs."

Gewinneinbruch um die Hälfte

In der Kraftwerks-Sparte Power & Gas brach der operative Gewinn um die Hälfte ein, der Umsatz um ein Fünftel. Der Einbruch im Markt für konventionelle Kraftwerke, für die Siemens große Gas- und Dampfturbinen liefert, sei nicht nur eine vorübergehende Eintrübung, so Kaeser. Weil der Markt wegen der Energiewende in den kommenden Jahren massiv schrumpfen werde, sei der Handlungsbedarf "notwendig, ja sogar dringlicher geworden". Damit verteidigt der Konzernchef den geplanten Abbau von 6900 Stellen in diesem Bereich und die angekündigten Standortschließungen.

"Behauptungen, dass unsere Werke in Offenbach, Erfurt, Mülheim oder auch Görlitz voll ausgelastet und sogar profitabel seien, sind ein Mythos oder Stimmen aus der Vergangenheit", sagte Kaeser. "Mit der Realität heute haben sie jedenfalls nichts zu tun." Görlitz und Leipzig sollen geschlossen, Erfurt nach Möglichkeit verkauft werden.

Görlitz als Industriecluster?

Siemens-Chef Kaeser brachte eine mögliche Lösung für den von der Schließung bedrohten Standort im sächsischen Görlitz ins Spiel. Man erwäge ein "Industriekonzept Oberlausitz", sagte er anlässlich der Hauptversammlung in München. Vorstellbar wäre etwa, dass das Werk eigenständiger werde, dabei aber zunächst unter dem Dach von Siemens verbleibe. In einigen Jahren könnte der Standort dann in einem Industriecluster aufgehen. Um solche Erwägungen umzusetzen, bedürfe es allerdings der Mitwirkung der Bundes- und Landesregierung sowie anderer Beteiligter, sagte Kaeser. Siemens will wegen Nachfrageflaute und Preisdruck im Kraftwerksgeschäft Tausende Jobs streichen und hatte auch die Schließung von Werken angekündigt, darunter auch in Görlitz. Erst kürzlich hatte Kaeser den Beschäftigten des Standortes Hoffnung gemacht. "Wir werden Görlitz nicht fallen lassen", hatte der Siemens-Chef am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos gesagt. "Wir werden diesen Menschen helfen, wir geben ihnen eine Zukunft."

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zdh/hb (rtr, dpa)