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Gesicht von Pharao Amenophis I. enthüllt

Silke Wünsch
29. Dezember 2021

Erstmals seit gut 3000 Jahren ist das Gesicht des Pharao Amenophis I. zu sehen. 1881 wurde die Mumie entdeckt, doch "ausgepackt" wurde sie erst jetzt. Mit digitaler Hilfe.

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Der Schädel des Amenophis I.
Computertomografie-Scan des PharaonenkopfesBild: cc-by-Saleem and Hawass

Vor 140 Jahren bereits hatten Archäologen die Mumie von Pharao Amenophis I. zusammen mit anderen in Deir el Bahari in Südägypten entdeckt. Wegen der unversehrten Gesichtsmaske und Umwicklungen entschied man sich, die Mumie das Pharaos ohne weitere Eingriffe oder Untersuchungen aufzubewahren.

Die Mumie des Pharao auf einem historischen Stich aus dem Jahr 1888
Die Mumie des Pharao auf einem historischen Stich aus dem Jahr 1888Bild: Sunny Celeste/Bildagentur-online/picture alliance /

Nachdem in den 1930er Jahren lediglich ein paar Röntgenbilder von Pharao Amenophis gemacht worden waren, haben sich die Radiologin Sahar Saleem von der Universität Kairo und der Archäologe Zahi Hawass dem altägyptischen Pharao nun per Computertomografie genähert. So konnten sie an seinem Körper viele Details entdecken: "Er war 1,69 Meter groß, beschnitten und hatte gute Zähne", sagt Saleem.

Er habe keine tödliche Krankheit oder Verletzung erlitten - und sein Alter konnten die Forschenden ziemlich genau auf 35 Jahre festlegen. Dass er so gut erhalten ist, verdankt die Wissenschaft einer Gruppe von Amun-Hohepriestern von damals: Sie hatten um 1100 v. Chr. die beschädigte Mumie zusammen mit anderen Königsmumien aus ihren ursprünglichen Gräbern geholt und an einem anderen Ort versteckt, um sie vor Grabräubern zu schützen.

König Amenhotep I. , Totenmaske
Die Gesichtsmaske des Pharao AmenophisBild: cc-by-Saleem and Hawass

Liebevoll restauriert - vor 3000 Jahren

Grabräuber suchten gerne nach Schmuckstücken und Amuletten. Dabei gingen sie nicht zimperlich vor und hinterließen oftmals stark lädierte Mumien. Das könnte die postmortalen Verletzungen erklären, die Saleem und Hawass an Amenophis' Leiche gefunden haben. Ihm waren bei seiner Einbalsamierung bis auf Herz und Gehirn sämtliche Organe entnommen und durch Amulette ersetzt worden. Grabräuber hatten den Schmuck entnommen. Die Amun-Priester haben die Mumie neu einbalsamiert und mit Schmuckstücken gefüllt.

König Amenhotep I., Seitenansicht des Schädels und der Maske
Im Sarkophag geschrumpftBild: cc-by-Saleem and Hawass

"Wir können zeigen, dass die Hohepriester die Verletzungen, die die Grabräuber ihm zugefügt hatten, liebevoll restaurierten und seiner Mumie zu altem Glanz verhalfen: mit herrlichen Juwelen und Amuletten", berichtet Saleem. Die 30 Amulette, die den Pharao im Jenseits beschützten sollten, sind noch gut erhalten, darunter auch das Herzamulett und zwei im Bauchraum platzierte Schmuckstücke. Die Amulette zeigen Motive wie das Auge des Horus, Skarabäen, Schlangenköpfe und eine Doppelfeder. 

Ebenfalls erhalten ist eine Kette aus 34 goldenen Perlen, die der tote Pharao quer über den unteren Rücken geschlungen trug. 

Karnak, Barkenkapelle Amenophis I., helles kleines Gebäude
Die Alabasterkapelle von Karnak wurde in Amenophis' Auftrag gebaut und diente als BegegnungskioskBild: Bildarchiv Steffens/akg/picture alliance

Ein friedlicher Pharao

Amenophis I. bestieg den Thron im Jahr 1525 v. Christus. Damit begann eine Blütezeit für Ägypten, das vorher lange von Kriegen erschüttert war. Kleinere Feldzüge im Grenzgebiet sind überliefert, vor allem aber diente die Armee dazu, Teile der Bevölkerung - vor allem in Nubien - ruhigzustellen. Seine weitgehend friedliche Regentschaft nutzte Amenophis vor allem, um neue Tempelanlagen zu errichten, darunter einige in Karnak, einer Ortschaft in der Nähe von Luxor. 1504 v. Chr. starb der Pharao.

Speyer  Ausstellung "Ägyptens Schätze entdecken" Amenophis I.
Diese Statue Amenophis' gehört zu den berühmtesten Gesichtern der 18. DynastieBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

Der junge König regierte zunächst an der Seite seines Vaters, dann wurde ihm seine Mutter Ahmose Nefertari zur Seite gestellt. So wurde seine Mutter auch zur Königsgemahlin. Später heiratete Amenophis eine seiner sechs Schwestern. Er und seine Mutter aber sind über 800 Jahre lang als Schutzgottheiten verehrt worden. 

König Amenophis I. und Gemahlin
Pharao Amenophis und seine "Große königliche Gemalhin", seine Mutter Ahmose Nefertari auf einem Holzschnitt von ca. 1888Bild: Sunny Celeste/Bildagentur-online/picture alliance /

Einen großen Auftritt hatte der Pharao in diesem Jahr bereits. Im April 2021 ist er in einer feierlichen Prozession zusammen mit 21 weiteren Königsmumien durch Ägyptens Hauptstadt Kairo gefahren worden, in extra für die Parade angefertigten goldenen Pharaonenwagen. Die 18 Pharaonen und vier Königinnen, darunter auch Amenophis' Mutter, lagen seit mehr als einem Jahrhundert im Ägyptischen Museum am Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo. Ihr künftiges Zuhause ist das neu errichtete Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation (NMEC) im Süden der Stadt.

 

Ägypten Kairo Mumien Prozession Kairo: Der goldene Prunkwagen des Amenophis
Der prachtvolle Wagen des Amenophis I.Bild: AP Photo/picture alliance