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Comic: "Geschichten aus dem Grandhotel"

Stefan Dege19. April 2016

In Comic-Reportagen erzählen Studenten der Hochschule Augsburg über das Leben im "Grandhotel Cosmopolis", das Flüchtlinge, Künstler und Reisende beherbergt. Entstanden ist ein eindrückliches Buch.

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Geschichten aus dem Grandhotel (Foto: Grandhotel Augsburg)
Bild: Grandhotel Augsburg

Mitten in der Nacht zwingen Schleuser einen Flüchtling, vom Schiff ins offene Meer zu springen. Die Flucht, für die der Mann viel Geld bezahlt hat, scheint zu Ende. Doch wie durch ein Wunder trifft ihn der Lichtkegel eines Hubschraubers. Hayder – so heißt der Flüchtling - wird gerettet. Heute lebt Hayder im "Grandhotel Cosmopolis" in Augsburg. Designstudent Wolfgang Speer hat seine Fluchtgeschichte nachgezeichnet, in klaren, eindrücklichen Bildern. Auf den 14 Seiten seines Kurz-Comics spart er auch dramatische Details nicht aus.

So bunt wie das Leben in dem einst von Künstlern und ehrenamtlichen Helfern gegründeten Hotel, so verschieden sind die "Geschichten aus dem Grandhotel". Design-Studenten der Hochschule Augsburg haben sie recherchiert und zusammengetragen. So ist das gleichnamige Buch mit Comic-Reportagen entstanden, erschienen im Augsburger Wißner-Verlag. Jede der acht Geschichten wirft ein eigenes Schlaglicht auf das aktuelle Flüchtlingsthema - hier das Leid der Geflohenen, dort die Angst der Augsburger vor Fremden. Auch das Zusammenleben von Flüchtlingen und Nichtflüchtlingen lieferte Comic-Stoff.

„Die Idee für das Buch ist vor drei Jahren entstanden“, sagt Design-Professor Mike Loos. Im "Grandhotel" entdeckte er eine Fundgrube menschlicher Geschichten. Der Dozent machte das Flüchtlingsheim zum Thema seines letztjährigen Comic-Workshops. "Ich war nicht sicher, wie die Studenten reagieren würden", sagt er im DW-Gespräch, "ob sie vielleicht zögern, aber dann waren alle bereit, sich zu öffnen." Am Ende gaben acht von 14 Studierenden verwendbare Beiträge ab. "Jeder mit einem eigenen Schwerpunkt und einem eigenen künstlerischen Ansatz", freut sich der Design-Professor.

Vom Altersheim zum Flüchtlingsprojekt

Früher war das "Grandhotel Cosmopolis" ein Altersheim. Aber seit 2013 leben hier Flüchtlinge, Künstler und Hotelgäste unter einem Dach. Das macht das Hotel zum Modellprojekt, zum Ort voller Geschichten. Mal erzählen die "Geschichten aus dem Grandhotel" von der Heimatsehnsucht eines Palästinensers - Studentin Marte Negele hat sie in ihrer Bildfolge "Meine stärkste Erinnerung an Zuhause" illustriert -, mal geht es um das, was das Hotel so besonders macht: "Manche der Gäste reisen mit der Bahn an", stellt der Held in Paul Rietzls Comics "Welcome to Utopia" lakonisch fest, "und andere eben mit einem Schlepperboot über das Mittelmeer."

Eine Flüchtlingsfamilie steht auf einem abbröckelnden Felsen: Buchcover von "Geschichten aus dem Granhotel". (Foto: Wißner-Verlag)
Buchcover von "Geschichten aus dem Grandhotel"Bild: Wißner-Verlag

"Bei der Recherche für meinen Comic habe ich viel über das Leben meines Gesprächspartners erfahren", stellt Marte Negele fest. "Die 25-Jährige studiert seit drei Jahren und will einmal Illustratorin werden. "Ich hoffe, mein Comic wird seiner Lebensgeschichte gerecht." Nachwuchsillustrator Wolfgang Speer, Zeichner des heimatlosen Hayder, sagt: "Jeder hat eine Meinung über Flüchtlinge und viele auch jede Menge Vorurteile." Doch keiner spreche mit den Leuten. "Man hat nur Angst vor etwas", glaubt Speer, "das man nicht kennt."

Die "Geschichten aus dem Grandhotel" erscheinen im Augsburger Wißner-Verlag. Der Comic-Band kostet 12,80 Euro.