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Generalprobe ein Jahr vor WM-Start

Andreas Sten-Ziemons15. Juni 2013

Ein Jahr vor Beginn der Fußball-WM in Brasilien beginnt der Confed Cup. In sechs Stadien spielen acht Teams um den Titel. Das Vorbereitungsturnier wird zur Nagelprobe - für Sportler und Organisatoren.

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Brasilien Fußball-Nationalmannschaft bei der Nationalhymne (Foto: FRANCK FIFE/AFP/Getty Images)
Bild: FRANCK FIFE/AFP/Getty Images

Es mag nur ein "Testlauf" für die WM im kommenden Sommer sein, nichtsdestotrotz ist der Confederations Cup, der am Samstag (15.06.2013) in Brasilien startet, ein richtiges und ernstzunehmendes Fußballturnier, eine Kontinentalmeisterschaft mit einigen Teams, die auch in zwölf Monaten bei der Vergabe des WM-Pokals ein gewichtiges Wort mitreden könnten. Neben Gastgeber Brasilien sind Welt- und Europameister Spanien, Asien-Champion Japan, Afrika-Cup-Sieger Nigeria, Südamerika-Meister Uruguay und Mexiko als Kontinentalmeister von Nord- und Mittelamerika dabei. Italien darf als Vize-Europameister ebenfalls teilnehmen, da Europameister Spanien auch Weltmeister ist – einzig Ozeanien-Meister und Exot Tahiti kommt als krasser Außenseiter zum Turnier.

Große Erwartungen

Gespielt wird in zwei Vierergruppen. In der etwas stärker einzuschätzenden Gruppe A treffen Brasilien, Mexiko, Italien und Japan aufeinander. Vermeintlich leichter ist Gruppe B mit Spanien, Uruguay, Nigeria und Tahiti. Die beiden Erstplatzierten beider Gruppen erreichen das Halbfinale. Großer Turnierfavorit ist Spanien. Auf die Darbietungen von Gastgeber Brasilien, dem man nachsagt, nur dann Leistung zu bringen, wenn es um etwas geht, darf man gespannt sein. In den vergangenen Monaten war die Kritik an der Seleçao recht laut geworden, da die Testspiel-Ergebnisse nicht immer stimmten.

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Wenigstens die Generalprobe am vergangenen Montag gegen Frankreich glückte: In Porto Alegre siegte das Team um die Bayern-München-Profis Dante und Luiz Gustavo klar mit 3:0. "Der Confed-Cup ist ganz wichtig für uns. Das ganze Land freut sich auf das Turnier. Das wird eine sehr, sehr harte Aufgabe", sagt Dante, der sich besonders auf das Duell mit Italien in seiner Heimatstadt Salvador de Bahia freut. "Ich denke schon seit geraumer Zeit an nichts anderes mehr. Fast meine gesamte Familie ist noch dort: meine Mutter, meine Geschwister, mein Vater wird aus Belém anreisen. Es ist gar nicht möglich, nicht daran zu denken."

Dante lächelt bei einer Pressekonferenz (Foto: dpa)
Brasiliens Nationalspieler Dante fiebert dem Start des Confed-Cups entgegenBild: picture-alliance/dpa

Neben Dante und Gustavo vertritt auch der Spanier Javi Martinez Champions-League-Sieger Bayern München beim Confed-Cup. Insgesamt sind 13 Bundesliga-Profis dabei, alleine acht im Kader von Japan. Die Erwartungshaltung im Land des Gastgebers ist enorm. Entsprechend hoch ist der Druck, der auf Mannschaft und Trainer Felipe Scolari lastet. Bislang hat ein erfolgreicher Confed-Cup dem fünffachen Weltmeister jedoch kein WM-Glück gebracht: 2005 und 2009 gewann Brasilien das Vorbereitungsturnier, scheiterte aber anschließend bei der WM.

Testlauf an sechs Spielorten

Deutschlands Nationalteam ist zwar beim Confed-Cup nicht beteiligt, dafür spielen "die Deutschen" für den Ausgang des Turniers auf anderer Ebene eine wichtige Rolle: Zum einen ist mit Felix Brych ein deutscher Schiedsrichter dabei, zum anderen werden die Unparteiischen beim Confed-Cup erstmals bei einem FIFA-Turnier durch Torlinientechnik unterstützt. Und die kommt ebenfalls aus Deutschland. Das Unternehmen GoalControl aus der Nähe von Aachen erhielt im April den Zuschlag. Das System stützt sich auf 14 Hochgeschwindigkeitskameras, die die Position des Balles kontinuierlich in drei Dimensionen erfassen und dem Schiedsrichter ein Signal geben, wenn der Ball die Torlinie in vollem Umfang überquert hat. Tore und Bälle müssen nicht präpariert werden.

Schiedsrichter Felix Brych (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)
FIFA-Schiedsrichter Felix Brych ist beim Confed-Cup der einzige deutsche TeilnehmerBild: picture-alliance/dpa

Präpariert werden muss allerdings noch die eine oder andere Arena für die Weltmeisterschaft. Die soll im kommenden Jahr an insgesamt zwölf Spielorten stattfinden. Die Stadien in Brasília, Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Fortaleza, Recife und Salvador, die schon jetzt beim Confed-Cup benutzt werden, sind fertig und wurden bereits offiziell bei Testspielen eingeweiht - auch wenn an der Infrastruktur im Stadionumfeld auch weiterhin gebaut wird. Die meisten der vorgegebenen Fristen wurden aber nicht eingehalten. "Bei der WM darf und wird es das nicht geben", warnte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke kürzlich. Vor allem das noch längst nicht fertige Eröffnungsstadion Itaquerão in São Paulo steht im Fadenkreuz der Organisatoren. Die letzte Deadline ist im Dezember 2013.

Rekordergebnis beim Ticketverkauf

Weitere Schwierigkeiten bei der Organisation gibt es in Sachen Sicherheit und Transport. Trotzdem geben sich die Organisatoren optimistisch und rechnen mit einem Erfolg, auch schon beim Confed-Cup. "Ich bin sicher, dass Brasilien glänzen wird, sowohl auf dem Fußball-Feld wie außerhalb", sagte Präsidentin Dilma Rousseff voller Zuversicht. "Ich bin sicher, dass alle, die kommen, sich verlieben werden und zur WM zurückkommen wollen."

Die brasilianische Nonchalance macht der FIFA dagegen Sorgen. Drei Tage vor Start des Confed-Cups warteten am Mittwoch noch 234.000 bestellte Tickets auf ihre Abholer. Fast 30.000 davon sind für das Spiel Italien gegen Mexiko am Sonntag (16.06.2013). Verstopfte Straßen und lange Schlangen an den Schaltern prägten das Bild rund um das Maracana. "Wer sich mit der Abholung bis zum Spieltag Zeit lässt, läuft Gefahr, nicht rechtzeitig ins Stadion zu kommen", warnt deshalb der Weltverband. Für die 16 Spiele bis zum 30. Juni wurden gut 690.000 der 835.000 angebotenen Eintrittskarten verkauft. Ein Rekordergebnis. Rund 60.000 werden beim Anpfiff der Auftaktpartie zwischen Brasilien und Japan im neuen Nationalstadion Mané Garrincha von Brasilia für den ersten Hauch von WM-Stimmung sorgen.