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Geisterspiel zwischen Nord- und Südkorea

Stefan Nestler mit dpa, sid, rtr
15. Oktober 2019

Erstmals seit 29 Jahren spielen in Pjöngjang die Nationalmannschaften Nord- und Südkoreas gegeneinander Fußball. Doch die Tribünen bleiben so gut wie leer. Immerhin - ein prominenter Zuschauer ist dabei.

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Nordkorea   Südkorea Fußball
Bild: picture-alliance/dpa

So trist wie das Ergebnis war die Atmosphäre. Nur wenige Menschen verfolgten im 50.000 Zuschauer fassenden Kim-Il-Sung-Stadion die historisch Partie, in der sich die Fußball-Nationalmannschaften Nord- und Südkoreas im Qualifikationsspiel für die WM 2022 torlos 0:0 trennten. Südkorea verteidigte damit die Tabellenführung in der Asien-Gruppe H vor den punktgleichen Nordkoreanern. Es war das erste Fußballspiel der beiden Teams in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang seit 29 Jahren.

Spiel auf DVD

Weder Fans noch Journalisten aus Südkorea hatten Einreisegenehmigungen zu der Partie erhalten. Warum offenbar auch keine nordkoreanischen Fans zugelassen wurden sei unklar, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Fußballverbands KFA. Auch eine Live-Übertragung des Spiels nach Südkorea blieb aus. Nordkorea habe versprochen, der KFA-Delegation eine Aufzeichnung der Partie auf DVD mitzugeben, hieß es. 

Nordkorea   Südkorea Fußball
Keine Zuschauer, keine Tore im Kim-Il-Sung-Stadion in PjöngjangBild: picture-alliance/dpa/YNA

Vor dem Anpfiff waren die Nationalhymnen beider Länder gespielt und die Nationalflaggen gehisst worden. Zwei frühere WM-Qualifikationsspiele zwischen Nord- und Südkorea hatten in die chinesische Metropole Schanghai verlegt werden müssen, weil sich die kommunistische Führung geweigert hatte, die südkoreanische Hymne abspielen zu lassen. Unter den wenigen Zuschauern in Pjöngjang war nach Angaben der KFA auch Gianni Infantino. Der Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA hält sich zu einem Besuch in Nordkorea auf. 

Annäherung über den Sport

Nord- und Südkorea befinden sich seit dem Ende des Koreakriegs im Jahr 1953 völkerrechtlich noch im Kriegszustand. Bis heute ist kein Friedensvertrag geschlossen worden. In den vergangenen Jahren waren sich beide Seiten vor allem über den Sport nähergekommen. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang waren die Athleten aus Nord- und Südkorea gemeinsam ins Stadion eingezogen. Bei den Spielen war ein gemeinsames Frauen-Eishockeyteam angetreten. Auch bei der Tischtennis-WM im April 2018, den Asienspielen im August 2018 und der Handball-WM im Januar 2019 hatte es gesamtkoreanische Mannschaften gegeben. Die Verhandlungen über eine gemeinsame Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2032 laufen. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter