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Geheimdienstchef stirbt nach Anschlag

Joachim Held20. Juli 2012

Das staatliche syrische Fernsehen hat den Tod von Geheimdienstchef Hisham Ichtiyar bestätigt. Dagegen dementierte das Regime in Damaskus Berichte über angebliche Rückzugspläne von Staatschef Assad.

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Dunkle Rauchsäulen über Damaskus (Foto: AP)
Bild: Reuters

Der Geheimdienstchef Hisham Ichtiyar erlag nach offiziellen Angaben jetzt den Verletzungen, die er bei einem Attentat am Mittwoch erlitten hatte. Dabei waren auch Syriens  Verteidigungsminister Daud Radschha und sein Stellvertreter Assef Schaukat, ein Schwager von Staatschef Baschar al-Assad, getötet worden. Meldungen über einen bevorstehenden Rückzug Assads wurden vom syrischen Staatsfernsehen als völlig gegenstandslos bezeichnet. 

Nach der jüngsten Eskalation der Kämpfe in der Hauptstadt Damaskus meldeten staatliche Stellen, man habe die Kontrolle über das von Rebellen eingenommene Stadtviertel Midan (siehe Foto oben) inzwischen zurückerobert. Vertreter der Opposition erklärten, die Aufständischen hätten sich aus taktischen Gründen zurückgezogen. Man habe der Zivilbevölkerung einen weiteren Beschuss durch die syrische Armee ersparen wollen. 

Schwere Kämpfe in Syrien

Viele Tote bei Kämpfen

Heftige Kämpfe gab es auch um mehrere Grenzübergänge. Ein Übergang zur Türkei, Bab al-Hawa, befand sich in der Hand der Aufständischen. Er wurde von Regierungstruppen beschossen. Rebellen kontrollierten auch den Grenzübergang Abu Kamal zum Irak. Er wurde von irakischer Seite geschlossen.

Nach Darstellung der syrischen Opposition kamen in dem Konflikt allein am Donnerstag 310 Menschen ums Leben. 98 von ihnen seien Angehörige der Sicherheitskräfte gewesen. Eine unabhängige Überprüfung der Berichte ist nicht möglich.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks flohen binnen 48 Stunden rund 30.000 Syrer vor den Kämpfen in den Libanon. Angesichts der Gefechte in Damaskus ließ der Irak Hunderte seiner Bürger aus Damaskus ausfliegen. Bis zum Freitagmorgen seien bereits 750 Iraker per Flugzeug aus Syrien herausgebracht worden, sagte ein Pilot der staatlichen Fluggesellschaft Iraqi Airways.

Viele Syrer überqueren derzeit in Privatautos wie hier in Masnaa die Grenze zum Libanon (Foto: AP)
Viele Syrer überqueren derzeit in Privatautos wie hier in Masnaa die Grenze zum LibanonBild: dapd

Auch die Absetzbewegung aus den Streitkräften hielt an. In türkischen Regierungskreisen hieß es, am Freitag seien ein syrischer Brigadegeneral und 20 weitere Militärangehörige in die Türkei geflohen.

Nationalrat beruhigt Minderheiten

Im Hinblick auf Ängste der alawitischen und christlichen Minderheit vor einem Sturz Assads und vor einem Erstarken islamistischer Kräfte nach dem möglichen Ende des Regimes bemühte sich der Vorsitzende des oppositionellen syrischen Nationalrates, Abdelbasset Sida, um eine Beruhigung. Sida sagte in einem Interview der Deutschen Welle, die Ängste der Minderheiten seien "aufgrund der Propaganda des Assad-Regimes verständlich".

Sida, der selbst der kurdischen Minderheit angehört, fügte hinzu: "Die Muslimbrüder sind ein wichtiger Bestandteil der syrischen Opposition und des syrischen Nationalrats und sie haben sich verpflichtet, die Rechte der Minderheiten zu schützen. Das zukünftige Syrien wird pluralistisch, bürgerlich und demokratisch sein."

Es werde "keinen Platz für ideologischen, nationalistischen oder religiösen Extremismus geben", versicherte Sida. "Wir wollen hier beruhigend auf alle Bevölkerungsgruppen einwirken." Dies tue man nicht, "um der Weltgemeinschaft zu gefallen, sondern wir selbst sehen dies als nationale Notwendigkeit." Sida betonte: "Wir haben bereits ein Dokument verabschiedet, dass die Rechte aller Minderheiten garantiert.“

Der Vorsitzende des syrischen Nationalrats, Abdelbasset Sida, beruhigt die Minderheiten (Foto: Reuters)
Der Vorsitzende des syrischen Nationalrats, Abdelbasset Sida, beruhigt die MinderheitenBild: Reuters

Sida bittet um EU-Hilfsfonds

Zur Lage der Flüchtlinge in den Grenzregionen sagte Sida, Deutschland zeige eine "ausgezeichnete Haltung" und gebe viel Geld für humanitäre Hilfe. In dem Interview sagte er weiter: "Wir bitten die EU jetzt aber darum, einen Fonds zu gründen, um den Syrern zu helfen. Es gibt einen großen Bedarf an Lebensmitteln und Medikamenten. Die Hilfe muss direkt und unbürokratisch bei den Bedürftigen vor Ort ankommen.“

jh/gmf/kle/jh (dpa, ap, afp, rtr, kna, dw.de)