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Herpes-Viren bleiben ein Leben lang

Gudrun Heise
13. Dezember 2022

Herpes-Viren sind unberechenbar. Wer sich infiziert hat, trägt sie ein Leben lang im Körper. Das gilt für Lippenherpes, aber auch für Genital-Herpes. Übertragen wird er meist schneller als man denkt.

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Herpes Virus
Bild: Imago/Science Photo Library

Herpes-Viren sind weit verbreitet. Das gilt vor allem für Lippenherpes, verursacht durch das Herpes simplex-Virus Typ 1, kurz HSV 1. Bei 90 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland finden sich Antikörper gegen dieses Virus im Blut. Die Viren verbleiben das ganze Leben über in den Nervenganglien, oft auch als Nervenknoten bezeichnet. Sie können jederzeit wieder aktiv werden. Das gilt auch für das Herpes simplex-Virus Typ 2, HSV 2. Es ist Auslöser für Genitalherpes. 

Das Herpes simplex-Virus Typ2 ist für Genitalherpes verantwortlich 

Herpes-Viren werden vor allem durch Haut- oder Schleimhautkontakt übertragen. Die Viren nisten sich regelrecht ein. 80 bis 90 Prozent der genitalen Infektionen werden durch das Herpes simplex-Virus Typ 2 ausgelöst. Aber das Problem habe sich durch die veränderten Sexualaktivitäten und Sexualpraktiken verlagert, sagt Norbert Brockmeyer vom Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin in Bochum. "Immer häufiger sehen wir Herpes Simplex 1 auch im Genitalbereich und Herpes Simplex 2 an der Lippe. Das passiert mittlerweile häufiger als das früher der Fall war. Der Oralverkehr hat also vermutlich Einfluss auf die Lokalisation dieser Herpes Simplex Typen."

Wenn es juckt und kribbelt

Erste Symptome für eine Infektion mit dem Herpes-Virus Typ 2 sind Schmerzen, Juckreiz und Kribbeln, die Lymphknoten schwellen an. Brennen und Ausfluss können ebenfalls auf eine Infektion mit Genitalherpes deuten. 

"Herpes-Viren verursachen fast immer Läsionen an der Haut", erklärt Brockmeyer, Experte für sexuell übertragbare Infektionen, STI. Schon kurz nach einer Ansteckung bilden sich im Genitalbereich kleinere gruppiert stehende Bläschen. Sie siedeln sich in der Scheide und am Penis an, aber auch Harnröhre und Enddarm können betroffen sein.

Die Bläschen sind empfindlich und platzen im späteren Verlauf der Erkrankung auf. Danach bilden sich an diesen Stellen Krusten. Sie sind ebenfalls ansteckend. "Bei einer Erstmanifestation kann es sehr schwere Krankheitsbilder geben", sagt Brockmeyer. "Auch die Augen können von Herpes Simplex betroffen sein."

Herpes-Viren bleiben im Körper

Die Herpes-Viren wird man nicht wieder los, es kommt immer wieder zu Rezidiven. "Manche Menschen haben einmal im Jahr eine Episode oder alle zwei Jahre. Im Kontext mit der Regelblutung kann bei Frauen Herpes-Simplex auch alle vier Wochen immer wieder auftreten."

Herpes-Simplex-Viren können auch dann freigesetzt werden, wenn keine offensichtlichen Symptome vorhanden sind. "Die Betroffenen haben keine Läsionen, aber das Virus ist trotzdem in den Schleimhäuten vorhanden und kann auch übertragen werden", erläutert Brockmeyer. Zu den meisten Infektionen aber kommt es über sexuellen Kontakt. 

Um die Diagnose anhand dieser äußerlichen Symptome zu sichern, nimmt der Arzt meist einen Abstrich. Im Labor können dann die Erreger genau bestimmt werden. Die Symptome heilen meist innerhalb von etwa zwei Wochen wieder ab. Starke Sonneneinstrahlung, aber auch Stress, direkte mechanische Reizungen beim Geschlechtsverkehr oder ein nicht funktionierendes Immunsystem können das Virus aktivieren. Herpes Simplex-Viren sind unberechenbar, und das gilt für beide Typen. 

Mutter mit Neugeborenem im Arm
Das Herpes-Virus kann während der Geburt übertragen werdenBild: Remo Casilli/REUTERS

Eine Übertragung von der Mutter auf das Kind ist möglich

Ist die werdende Mutter mit dem Herpes-Virus 2 infiziert, kann es passieren, dass sie das Virus bei der Geburt auf ihr Kind überträgt. "Wenn Läsionen da sind, sollte man die Mutter vor der Geburt therapieren, sodass es zu einer Unterdrückung der Viren kommt", rät Brockmeyer. Etwa die Hälfte aller Babys mit infizierten Müttern werden während der Geburt angesteckt. Die einzige Möglichkeit, das zu vermeiden, ist ein Kaiserschnitt. 

Es gibt keine Heilung, aber eine wirksame Therapie

Eine Impfung gibt es nicht. Mediziner können die Symptome bei Genitalherpes behandeln, das Virus im Körper aber nicht abtöten. Ärzte therapieren die Erkrankung mit virushemmenden Medikamenten. Solche Medikamente können im akuten Stadium die Abheilung fördern und zumindest die Gefahr verringern, dass sich die Viren vermehren. "Bei häufigen Rezidiven sollte auch eine Dauertherapie über mehrere Wochen und Monate erwogen werden", empfiehlt Brockmeyer.

Bis die Bläschen abgeheilt sind, sollten Berührungen der entsprechenden Körperstellen vermieden werden und dann gilt in jedem Fall: Sex nur mit Kondom!

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 23.11.2018 publiziert und am 12.12.2022 aktualisiert.