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Rufschädigung vor G8?

Bernd Gräßler5. Juni 2007

1000 Verletzte bevor der Gipfel überhaupt offiziell losgegangen ist: Die gewaltbereiten Demonstranten schaden den legitimen Anliegen der Globalisierungskritiker, meint Bernd Gräßler.

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Bild: DW

Das Dröhnen des Polizeihubschraubers signalisiert es immer wieder: Rostock und die Bewegung der Globalisierungskritiker, sie werden den "schwarzen Block" nicht los. In Mecklenburg-Vorpommern gibt sich die gewaltbereite autonome Szene Europas ein Stelldichein. Ministerpräsident Harald Ringstorff wird vielleicht den Tag verfluchen, an dem er Ja zum Gipfel in seinem schönen Bundesland sagte. Er will mehr Tourismus und hat stattdessen die Gewalttouristen bekommen. Sie wollen ein Tänzchen mit der Polizei, im Vertrauen auf die Freiräume, die ihnen die Demokratie bietet.

Hartes Vorgehen der Polizei richtig

Doch die Randalierer helfen tatkräftig mit, Toleranz und Demokratie hierzulande zu zerstören, was ihnen vermutlich egal ist. Sie liefern nicht nur die nachträgliche Rechtfertigung für den Bau des makabren zwölf Kilometer langen Zaunes um Heiligendamm. Sie dürfen sich auch nicht wundern, wenn der in Deutschland bisher eher verpönte "Vorbeugegewahrsam" von verdächtigen Gewalttätern nun Einzug in den Alltag hält. Das Gesetz erlaubt dies längst.

Die vermummte Schar von meist jungen Steinewerfern scheint von Freude an der Gewalt, Hass auf den Staat und Frust gegenüber der Welt, wie sie ist, getrieben. Gerade für jene, die in Rostock friedlich für eine andere Welt streiten, ist das Ergebnis verheerend. Sie müssen sich Vorwürfe für ihre Blauäugigkeit gefallen lassen, radikale Gruppen in ihre Proteste integrieren und zur Gewaltlosigkeit bekehren zu wollen. Die schon jetzt oft als hoffnungslose Träumer belächelten Globalisierungskritiker werden künftig einen noch schwereren Stand haben, wenn sie Menschen zum Mitmachen gewinnen wollen.

Schlechtes Omen für den Gipfelstart

Die für den Auftakt des G8-Gipfels am Mittwoch (7.6.2007) angekündigten Sitzblockaden auf den Zufahrtswegen vom Flughafen drohen ebenfalls aus dem Ruder zu laufen. Seit der Anti-Atomkraftbewegung zählte es sozusagen zum Standardrepertoire zivilen Ungehorsams in Deutschland, sich von Polizisten wegtragen zu lassen. Das ging meist glimpflich ab. Diesmal muss man in der aufgeheizten Atmosphäre nach der Straßenschlacht zwischen Autonomen und Polizei Schlimmes befürchten.

Das Motto der in und um Rostock versammelten G8-Gegner, die teilweise von weither anreisten um ein phantasievolles und buntes Festival des Protests zu feiern, heißt: Eine andere Welt ist möglich. Doch die hehren Ziele von Attac und all der anderen Weltverbesserer gehen in den Schlagzeilen über 1000 Verletzte, brennende Autos und im Streit über richtige oder falsche Polizeitaktiken unter. Zu fürchten ist, dass sich viele Menschen in Rostock und nicht nur hier, künftig vor allem eine Welt ohne solche Demonstrationen wünschen.