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Frauenfußball: Bayer 04 auf richtigem Weg

8. März 2021

Gesprächsthemen der Woche: Leverkusen spielt plötzlich oben mit, Ewa Pajor trifft erstmals nach ihrer Verletzung für Wolfsburg und die ehemalige First Lady Michelle Obama gratuliert US-Fußballerinnen zum Nachwuchs.

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Fußball | Frauen Bundesliga | Bayer 04 Leverkusen - Turbine Potsdam
Auf dem richtigen Weg: Die Frauen von Bayer LeverkusenBild: Tatjana Herzberg/ZUMAPRESS/picture alliance

Das ist ein seltener Anblick in der Fußball-Bundesliga der Frauen: Bayer Leverkusen hat sich nach 23 Punkten aus 14 Spielen auf Platz vier vorgearbeitet. Am Wochenende gelang ein souveräner und beeindruckender 4:2-Sieg gegen die Geburtstagskinder von Turbine Potsdam, auch dank eines Hattricks von Top-Torjägerin Milena Nikolić, die nun zehn Tore in 13 Partien erzielt hat.

Während Bayer Leverkusen im Männerfußball schon längst ein großer Name ist, konnten die Frauen bisher noch nicht an diese Erfolge anknüpfen. Die Frauenabteilung gibt es seit 2008 nach der Übernahme des benachbarten Sportvereins TuS Köln. Bis 2018 dauerte es dann, bis die Mannschaft in die Bundesliga kam, wo sie bislang eher gegen den Abstieg als um die Top-Plätze kämpfte.

Doch jetzt will Bayer 04 höher hinaus: Trainer Achim Feifel gab kürzlich den sechsten Platz als Ziel aus. Was hat sich also geändert?

Zum einen sind die meisten Schlüsselspielerinnen im Verein geblieben, so dass man keinen Qualitätsverlust kompensieren musste. Stattdessen kamen mit Verena Wieder, Nina Brüggemann und Victoria Pinther bundesligaerfahrende Spielerinnen hinzu. Und auch die Mischung aus Talent und Erfahrung scheint zu stimmen: Kristin Kögel, die aus der zweiten Mannschaft von Bayern München kam, hat sich schnell eingelebt und macht Hoffnung für die Zukunft.

Zum anderen hat Leverkusen in das Athletik- und Konditionstraining investiert und einen hauptamtlichen Athletiktrainer eingestellt. "Das zahlt sich jetzt richtig aus", sagt Trainer Feifel auf der Vereinshomepage und fügt hinzu: "Die Entwicklung im technisch-taktischen Bereich und in der Variabilität ist der nächste Schritt. Wir haben schon gezeigt, dass wir auch in Zukunft mit viel Ballbesitz spielen wollen. Das bedeutet aber auch, dass wir in einer gewissen körperlichen Verfassung sein müssen."

Die wird am kommenden Wochenende beim Tabellenzweiten Wolfsburg sicherlich wieder auf die Probe gestellt werden.

Michelle Obama gratuliert US-Spielerinnen

USA I Parteitag der Demokraten
Berühmtes Telefonat: Michelle ObamaBild: picture -alliance/AP/Democratic National Convention

Die US-Stars Alex Morgan und Sydney Leroux sowie die Wolfsburger Torhüterin Almuth Schult sind nur drei aktuelle Beispiele, die zeigen, dass es klappen kann, Mutter zu werden und eine professionelle Fußballkarriere fortzusetzen.

Die deutsche Nationalspielerin und heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gebar 1994, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, ein Kind - als erste aktive Profispielerin in Deutschland. Sie schaffte schnell ihr Comeback, erreichte 1995 das WM-Finale und wurde 1995 und 1997 als Mutter Europameisterin.

Nun hat die ehemalige First Lady der Vereinigten Staaten, Michelle Obama, den US-Nationalspielerinnen Ali Krieger und Ashlyn Harris gratuliert, die im Februar ihre Tochter bekamen: "Ich möchte euch dafür danken, dass ihr euer Leben laut lebt", ließ Obama das Paar auf Instagram wissen. "Ihr erweitert die Definition dessen, was es bedeutet, eine Frau und ein Mädchen in dieser Welt zu sein, was es bedeutet, geliebt zu werden, wie eine Familie aussieht. Danke, dass ihr diese Vorbilder für uns, dass ihr starke, kluge und fürsorgliche Frauen seid."

Die Kombination von Mutterschaft und Profifußballkarriere war in der Vergangenheit ein Tabuthema, da finanzielle Unterstützung nicht garantiert war und die Spielerinnen befürchteten, nicht mehr auf das Spielfeld zurückkehren und ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Spielerinnen waren lange Zeit gezwungen, sich zwischen ihrer Karriere und der Gründung einer Familie zu entscheiden.

Im November 2020 kündigte die FIFA "bahnbrechende Reformen" für Spielerinnen und Trainerinnen an, darunter ein Minimum von 14 Wochen bezahltem Mutterschaftsurlaub und verschiedene andere Maßnahmen zum Schutz des Arbeitsplatzes.

"Es ist eine sehr gute Entscheidung im weltweiten Maßstab", sagte Almuth Schult kürzlich in einem DW-Interview. "Aber auch hier müssen wir uns fragen: Ist der Mutterschaftsurlaub überhaupt das Thema oder liegt es vielleicht daran, dass die Spielerinnen nicht genug Geld verdienen, um ein Kind großzuziehen? Wir sind noch weit davon entfernt, dass sich jede Frau sicher fühlt, in jedem Land auf höchstem Niveau zu spielen. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein Zeichen, dass die FIFA die Dinge endlich ernst nimmt."

Fußball | Frauen Bundesliga | SV Meppen - VfL Wolfsburg
Mit einem Paukenschlag zurück: Wolfsburgs Ewa Pajor erzielt ihr erstes Liga-Tor seit 267 TagenBild: Oliver Baumgart/foto2press/picture alliance

Ewa Pajor erzielt erstes Liga-Tor seit 267 Tagen

Die Wolfsburgerin Ewa Pajor, die nach einer Knieoperation im September lange pausieren musste, konnte am Sonntag gegen Meppen endlich wieder ein Tor erzielen - ihr erstes in der Bundesliga seit 267 Tagen.

Pajor kam 2015 als 18-Jährige nach Wolfsburg und entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten Spielerinnen, ja sogar zu einer der besten Stürmerinnen der Welt. In 109 Spielen erzielte sie 67 Tore. Doch eine Verletzung drohte ihre Karriere zu stoppen.

Im Champions-League-Achtelfinale gegen den norwegischen Klub LSK Kvinner gab die polnische Nationalspielerin Mitte der Woche ihr Comeback, musste aber bis zum 4:0-Sieg gegen Meppen an diesem Wochenende warten, um wieder ins Tor zu treffen.

Pajors Comeback könnte für Wolfsburg, das im September Stürmerstar Pernille Harder an Chelsea verloren hat, von entscheidender Bedeutung sein. Die Wolfsburgerinnen liegen in der Tabelle nun auf Platz zwei hinter Bayern München, das Freiburg mit 5:1 besiegte und fünf Punkte Vorsprung hat.

Es wird ein Wunder brauchen, damit Meister Wolfsburg seinen Titel verteidigen kann, aber eine Stürmerin wie Pajor wieder im Kader zu haben, könnte für den Rest der Saison entscheidend sein.

Adaption: Tobias Oelmaier