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Ermittler belauschen Sarkozy

7. März 2014

Bis vor kurzem lief es noch gut für den ehemaligen französischen Präsidenten Sarkozy. Genüsslich befeuerte er Spekulationen über ein mögliches politisches Comeback. Jetzt gerät der 59-Jährige schwer unter Druck.

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Nicolas Sarkozy telefoniert (Archivfoto: AFP/Getty Images)
Bild: Emmanuel Dunand/AFP/Getty Images

Das Telefon von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wird überwacht - diesmal nicht vom US-Geheimdienst, sondern von französischen Ermittlern. Sie lauschten bei den Gesprächen des konservativen Politikers über Monate heimlich mit und tun dies wohl immer noch.

Die Telefonüberwachung wurde nach einem Bericht der Zeitung "Le Monde" von Untersuchungsrichtern angeordnet, nachdem sie im April 2013 Ermittlungen zum Verdacht der illegalen Wahlkampf-Finanzierung zugunsten Sarkozys im Jahr 2007 durch den damaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi eingeleitet hatten.

Muammar al-Gaddafi (Archivbild: AFP/Getty Images)
Muammar al-GaddafiBild: Christophe Simon/AFP/Getty Images

Der vor zweieinhalb Jahren gestürzte und getötete Gaddafi soll für Sarkozy kräftig gespendet haben. Erst im Dezember, so "Le Monde" weiter, hätten die Ermittler aber gemerkt, dass Sarkozy sich unter anderem Namen ein zweites Handy zugelegt hatte, mit dem er etwa mit seinem Anwalt telefonierte.

Schließlich kamen die Ermittler durch ihre Abhöraktion einem neuen Skandal auf die Spur, zu dem am 26. Februar eine Untersuchung wegen Bestechung und Verletzung des Ermittlungsgeheimnisses eröffnet wurde, wie Justizkreise der Nachrichtenagentur AFP bestätigten.

Anstiftung zum Geheimnisverrat?

In einem Telefonat hätten Sarkozy und sein Anwalt Thierry Herzog über einen Staatsanwalt beim höchsten französischen Gericht, dem Kassationsgerichtshof, gesprochen, berichtete "Le Monde". Dabei sei es darum gegangen, sich bei Staatsanwalt Gilbert Azibert Informationen zum Stand des Verfahrens in einer anderen Affäre um Sarkozy zu beschaffen. Laut "Le Monde" sollte Azibert - einer der höchsten Juristen des Landes - im Gegenzug für die Informationen einen Posten als Regierungsberater in Monaco bekommen. Der Jurist steht den Konservativen von Sarkozy nahe.

"Politische Kampagne"

Der frühere Staatschef ließ die Vorwürfe über seinen Anwalt zurückweisen. Herzog sprach von ungeheuerlichen Vorgängen und einer politischen Kampagne gegen seinen Mandanten. Ein Vertreter der sozialistischen Regierungspartei (PS) von Präsident François Hollande bezeichnete den Fall hingegen als "potenzielle Staatsaffäre".

Sarkozys Ehefrau Carla Bruni (Archivfoto: dpa)
Sarkozys Ehefrau Carla BruniBild: picture-alliance/dpa

Für den Ex-Staatschef sind die Enthüllungen bereits der zweite Schlag in dieser Woche. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass ein enger Berater während der Präsidentschaft Sarkozys heimlich Gespräche im Elysée-Palast mit einem Diktiergerät aufgenommen hatte. Es soll sich um Aufzeichungen von hunderten Stunden handeln. Auszüge wurden diese Woche in der Presse veröffentlicht. Sarkozy und seine Frau Carla Bruni haben angekündigt, zivilrechtlich gegen die Weiterverbreitung der Mitschnitte vorzugehen.

wl/mak (afp,dpa)