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Frachter vor Mauritius droht zu zerbrechen

11. August 2020

Vor der Küste von Mauritius verschärft sich die Lage auf dem havarierten Frachter. Mit Hochdruck versuchen Arbeiter, das restliche Öl abzupumpen. Doch nun wird ein Riss im Schiffsrumpf immer größer.

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Mauritius droht Ölkatastrophe
Um den Frachter vor Mauritius treiben breite ÖlschlierenBild: Reuters/French Army command

Der japanische Frachter "Wakashio", der vor dem Inselstaat im Indischen Ozean auf ein Korallenriff gelaufen ist, könnte schon bald in zwei Teile auseinanderbrechen. Der Riss im Rumpf habe sich ausgeweitet, teilte der japanische Betreiberkonzern Mitsui OSK Lines mit. Da das Schiff nicht mehr allein fahren könne, sei es an einem Schlepper festgemacht, um nicht abzutreiben.

Von den bereits ausgesickerten 1180 Tonnen Treibstoff seien rund 460 Tonnen aus dem Meer und am Strand eingesammelt worden. Bis zum frühen Dienstag (Ortszeit) seien zudem rund 1020 Tonnen aus dem Frachter abgepumpt worden, so das Unternehmen. Das Schiff hatte rund 4000 Tonnen Treibstoff an Bord. Es befindet sich etwa zwei Kilometer vom Festland entfernt in einer Lagune in der Nähe von mehreren Naturschutzgebieten.

Im Video: Der verzweifelte Kampf der Menschen auf Mauritius gegen die Umweltkatastrophe.

Umwelt-Notstand in Kraft

Das Schiff lief bereits vor mehr als zwei Wochen auf Grund, am Donnerstag war es dann zu einem Riss in einem der Tanks des Schiffes gekommen, woraufhin Öl austrat. Der Inselstaat im Indischen Ozean rief einen Umwelt-Notstand aus. Um ein weiteres Aussickern zu verhindern, seien die Behörden und ein Einsatzteam dabei, die verbliebenen rund 1800 Tonnen aus dem Schiff zu pumpen, teilte das japanische Unternehmen mit.

Auf die Frage, warum das Öl nicht schon vor dem Auftreten des Risses abgepumpt worden war, erklärte Konzernsprecher Atsushi Hara der Nachrichtenagentur dpa, es sei zunächst höchste Priorität gewesen, das auf Grund gelaufene Schiff wieder flott zu kriegen. Dies sei jedoch wegen widrigen Wetters nicht möglich gewesen, so der Eigner, Nagashiki Shipping. Unterdessen teilte die japanische Kontrollbehörde ClassNK in Tokio mit, der Frachter habe im März die jährliche Inspektion ohne Beanstandungen durchlaufen.

Mauritius droht Ölkatastrophe
Der Frachter hängt in gefährlicher Schieflage an einem Korallenriff fest Bild: Reuters/French Army command

Durch das Öl sei bereits enormer Schaden entstanden, hatte der Berater der Regierung von Mauritius, Ken Arian, am Montag gesagt. "Dies ist das schlimmste ökologische Desaster, das Mauritius je gesehen hat." Umweltschützer befürchten, dass die Katastrophe verheerende Auswirkungen auf die Meeresökologie haben kann. Allerdings könne der Schaden viel größer sein, sollte noch mehr Öl aus dem Schiff austreten, sagte Vikash Tatayah von der Mauritian Wildlife Foundation (MWF) der dpa am Dienstag. "Wir beten, dass das Wetter in Ordnung ist, damit die Arbeiten weitergehen können, bis das ganze Öl im Schiff komplett entfernt ist."

Tausende freiwillige Helfer

Derweil dämmen die Einsatzkräfte den ausgetretenen Treibstoff mithilfe schwimmender Ölsperren ein, pumpen ihn ab und bringen ihn mit Helikoptern und in schwimmenden Behältern an Land. Allerdings würden mehr dieser Mittel benötigt, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA mit. Demnach unterstützen Tausende freiwillige Helfer die Arbeiten, indem sie Ölsperren bauen und die Küste säubern.

Mauritius mit seinen rund 1,3 Millionen Einwohnern zieht jährlich Hunderttausende Touristen an. Der Tourismus ist daher ein wichtiger Wirtschaftszweig für den Inselstaat. Der Tourismussektor leidet ohnehin wegen der Corona-Krise enorm. Japan sagte dem Urlaubsparadies inzwischen volle Unterstützung zu. Der Frachter verursache große "Sorgen und Ärger", sagte Transportminister Kazuyoshi Akaba in Tokio. Am Vortag hatte Japan sechs Experten zu dem Inselstaat entsandt.

kle/qu (dpa, rtr)