1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Sex-Skandal

9. Oktober 2009

Frankreichs Kulturminister Mitterrand ist wegen Sextourismus in Thailand in Bedrängnis geraten. Die Opposition fordert seinen Rücktritt. Jetzt zeigt Mitterrand Reue: "Ich habe Fehler begangen, aber keine Verbrechen."

https://p.dw.com/p/K2Gf
Portait des französischen Kulturministers Frédéric Mitterand (Foto: dpa)
Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand verurteilte im TF1-Interview PädophilieBild: AP

Frédéric Mitterrand sagte am Donnerstagabend (08.10.2009) im französischen Sender TF1, die "Jungen", die er für Sex bezahlt habe, seien nur wenig jünger als er gewesen und hätten ihr Einverständnis zu erkennen gegeben. Rücktrittsforderungen der Opposition lehnte er in dem Fernsehinterview entschieden ab. Sein in die Kritik geratenes Buch sei "weder eine Verteidigung des Sextourismus noch der Pädophilie", sagte Mitterrand. "Ich verurteile den Sextourismus, er ist eine Schande", sagte er. Er verurteile auch jegliche Pädophilie und habe nie an derartigen Praktiken teilgenommen.

Der Neffe des früheren Staatspräsidenten François Mitterand war wegen seines bereits vor vier Jahren erschienenen Romans "Das schlechte Leben" unter Druck geraten. Darin schildert Frédéric Mitterrand als "Ich"-Erzähler die Erlebnisse eines Sex-Touristen in der thailändischen Bordellszene. Besondere Irritationen rufen jene Passagen hervor, in denen der bekennende Homosexuelle Mitterrand die Verhältnisse auf den "Märkten für schöne Jünglinge, den Sklavenmärkten" beschreibt: "Die verschwenderische Fülle sofort verfügbarer Jungen versetzt mich in einen Zustand der Begierde, den ich nicht mehr bremsen oder verbergen muss. (…) Geld und Sex, ich bin im Herzen meines Systems. (…) Die westliche Moral, die ewige Schuld, die Schmach, die ich mit mir herumschleppe, fliegen in Stücke."

Was sind "Garçons"?

Mitterrand hatte 2005 in dem Buch seine schwierige Kindheit und den Umgang mit seiner Homosexualität geschildert. Bereits vor vier Jahren erklärte Mitterand, dass er nicht pädophil sei, sondern vielmehr die Begriffe sehr lose verwendet habe. Unter anderem bezeichnete er seine Sexualpartner als "garçons" (Jungen), "gosses" (Kinder, Kerlchen).

Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy schreitet die Ehrengarde im Schloss Versailles ab (Foto: AP)
Rückendeckung aus dem Elysee-Palast - Staatspräsident Nicolas Sarkozy bezeichnet die Kampagne gegen den Kulturminister als "unwürdig"Bild: AP

Nicolas Sarkozy ließ wissen, er halte Vorwürfe gegen Mitterand für "unwürdige Polemik". Aber diese Polemik schlägt in Frankreich hohe Wellen. Die Polizeigewerkschaft "France Police" forderte die Staatsanwaltschaft auf, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Schließlich stünden auf Sex mit Minderjährigen bis zu drei Jahre Haft.

Der prominente sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg forderte Sarkozy am Donnerstag auf, den Minister zu entlassen. Der Minister habe "vorsätzlich nationale und internationale Gesetze verletzt". Es sei unmöglich, "dass ein Minister, der Frankreich vertritt, die Verletzung der internationalen Engagements zum Kampf gegen den Sex-Tourismus ermutigen kann."

Auslöser der Debatte: Mitterrand kritisierte Polanskis Verhaftung

Benoît Hamon bei der Stimmabgabe während der letzten Präsidentenwahl (Foto: AP)
Parteisprecher der Sozialisten Benoît HamonBild: AP

Noch deutlicher wurde Benoît Hamon, der Parteisprecher der Sozialisten: "Während Frankreich mit Thailand den Kampf gegen das Übel des Sextourismus angeht, haben wir einen Minister, der erklärt, dass er selbst Kunde ist."

Unerwünschten Beifall erhalten die Sozialisten dabei von ganz rechts außen. Der rechtsextreme "Front National" hatte die Angriffe auf Mitterrand eröffnet, nachdem er die Verhaftung Roman Polanskis kritisiert hatte. Der Starregisseur war in der Schweiz verhaftet worden, weil in den USA ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt. Vor mehr als 30 Jahren hatte er Sex mit einer 13-Jährigen - eine Tat, die nach amerikanischem Recht nicht verjährt. Mitterand reagierte empört und sprach von einem "Amerika, das Angst macht."

Autor: Matthias von Hellfeld/Martin Muno (ap/dpa/afp)

Redaktion: Oliver Samson