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Politik

Forscher nach Streit mit Bolsonaro entlassen

3. August 2019

Der Chef des brasilianischen Weltraumforschungsinstituts ist seinen Job los. Er hatte zuvor den Präsidenten für Aussagen zur Regenwald-Abholzung kritisiert. Daten des Instituts zeigten eine massive Zerstörung des Waldes.

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Wie Soja Brasiliens Regenwald in Gefahr bringt
Zerstörung des Amazonas-Gebiets: Satellitenbilder zeigen 88 Prozent mehr Zerstörung binnen eines JahresBild: picture-alliance/dpa/M. Sayao

"Meine Äußerungen über den Präsidenten haben Ärger verursacht, deshalb werde ich gefeuert werden", sagte Ricardo Galvão, Leiter des angesehenen brasilianischen Weltraumforschungsinstituts INPE. Dem ging ein Streit mit dem rechtsradikalen Staatschef Jair Bolsonaro über die Ausmaße der Zerstörungen des Regenwaldes voraus. Der INPE-Chef hatte Bolsonaro "Feigheit" vorgeworfen, nachdem dieser öffentlich die Satellitendaten des Instituts in Frage gestellt hatte. Nach Einschätzung der Forscher zeigten die Daten einen dramatischen Anstieg der Regenwald-Zerstörung um 88 Prozent binnen eines Jahres.

"Witz eines 14-Jährigen"

Bolsonaro hatte die Satelliten-Daten vor zwei Wochen mit den Worten kommentiert: "Bei all der Zerstörung, die sie uns vorwerfen, wäre das Amazonas-Gebiet bereits völlig verschwunden." Der als Klimawandel-Skeptiker bekannte Staatschef unterstellte dem INPE, im Sinne von Umweltorganisationen zu handeln. Einen Tag später konterte Galvão, die Vorwürfe des Präsidenten glichen einem "Witz eines 14-Jährigen". Die Äußerungen Bolsonaros gegenüber brasilianischen Spitzenforschern seien "unangemessen".

Umweltminister Ricardo Salles erklärte, ein Teil der Abholzung habe bereits in weiter zurückliegenden Jahren stattgefunden. Sie seien aber erst jetzt in die Berechnung von INPE eingeflossen und hätten damit die Prozentzahlen aufgebläht. Zunächst hatte Galvão einen Rücktritt ausgeschlossen, dann am Freitag aber eingeräumt, seine Entlassung sei mit Forschungsminister Marcos Pontes erörtert worden. Galvão kündigte an, seine Amtszeit werde vorzeitig enden. Das bestätigte auch Pontes und dankte dem Institutschef für seine Arbeit.

Regenwald weicht Sojabohnen

Präsident Bolsonaro gilt als Freund der Agrarlobby. So hatte er vorgeschlagen, auch geschützte Urwaldregionen für die Landwirtschaft zu erschließen. Ein großer Teil der abgeholzten Flächen wird zur Rinderzucht sowie zum Anbau von Sojabohnen genutzt. Er kündigte an, keine neuen Schutzgebiete im Amazonasgebiet auszuweisen. Umweltverbände kritisieren die Pläne, weil der Regenwald als CO2-Speicher für den internationalen Klimaschutz von großer Bedeutung ist.

pgr/AR (afp, dpa, ap)