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Forscher in der Bodensee-Stadt

Hannah Fuchs3. Juli 2013

Alle Jahre wieder: Genies statt Urlauber in Lindau. Das Nobelpreisträgertreffen steht an. Hunderte Nachwuchsforscher aus der ganzen Welt pilgern in den Ferienort, um eine Woche mit Nobelpreisträgern zu plaudern.

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Lindau am Bodensee. (Quelle Flickr: http://www.flickr.com/photos/ja-pix/8762252369/ Zulieferer: Hannah Fuchs)
Lindau am BodenseeBild: cc by Juergen Adolph 2.0

Lindau, ein kleines Städtchen, direkt am Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz. Am Ufer des Bodensees, mit Blick auf die Blumeninsel Mainau und die schneebedeckten Berge. Unzählige Touristen reisen hierher - und einmal im Jahr sogar ein ganz besonderes Publikum.

Anfang Juli, zur schönsten Jahreszeit, belagern Forscher aus der ganzen Welt die Bodensee-Stadt. Der Wissenschaftler-Nachwuchs, die Genies von morgen - wie auch immer man sie nennen möchte. Sie kommen, um in Lindau auf ihre Stars zu treffen. Keine Musiker, keine Schauspieler, sondern - Nobelpreisträger. 34 von ihnen sind in diesem Jahr dabei. Darunter Mario Molina, Hartmut Michel oder Harald zur Hausen.

Seit 1951 ist die Tagung mittlerweile Tradition. Anfangs sollte das Treffen die deutsche Wissenschaft aus der Isolation des zweiten Weltkriegs holen. Gerade mal sieben Nobelpreisträger waren es damals, die zur Premiere aus Dänemark, Schweden, der Schweiz, den USA und aus näherer Umgebung anreisten.

Generationen im Gespräch

Heute kommen neben zahlreichen Nobelpreisträgern auch über 600 internationale Nachwuchswissenschaftler. Das Auswahlverfahren ist aufwändig, tausende bewerben sich jedes Jahr. "Das ist schon etwas ganz besonderes", betont Olivia Merkel. Die 32-jährige Professorin durfte vergangenes Jahr dabei sein.

Aber warum ist Lindau so besonders? Nur um sich die langatmigen Reden der Laudatoren anzuhören, deren Arbeiten sie auch in Fachmagazinen und Papern nachlesen könnten? Nein, so wissbegierig sind selbst die jungen Genies nicht. Es scheint der besagte "Spirit of Lindau" zu sein, der die jungen Menschen anzieht und den sie selbst einmal erleben wollen.

"Ich verstehe sie", schwärmt auch Walter Kölle, "es ist ein einmaliges Erlebnis!" Der pensionierte Wasserchemiker ist heute fast 80 Jahre alt, erinnert sich aber noch gut an seine Teilnahme am Nobelpreisträger-Treffen 1964. Kurz vor seiner Doktorarbeit erhielt er die Einladung vom Kuratorium der Nobelpreisträger. Mit 28 Jahren sei es schon damals eine große Ehre gewesen, als aufstrebender Wissenschaftler an der Tagung teilnehmen zu dürfen. Unter anderem auch, weil es jedem Nachwuchsgast in seiner Karriere nur einmal erlaubt ist - es sei denn, er gewinnt selbst einmal einen Nobelpreis - dann darf er wiederkommen, als Laudator.

Aber auch die einzigartige Atmosphäre war es, sagt Walter Kölle, die die Veranstaltung zu einem so besonderen Erlebnis gemacht hat: "Jung und Alt treffen in Lindau zusammen, die Nobelpreisträger geben sich wie unsereins, ganz entspannt, beim Mittagessen oder bei der abendlichen Studentengala." 

"Grüne Chemie" im Fokus des Fachchinesisch 

Die Schwerpunkte der Tagung wechseln von Jahr zu Jahr. Mal kommen die besten Mediziner, mal die besten Physiker oder Wirtschaftswissenschaftler. In diesem Jahr sind die Chemiker dran. Im Fokus: die Umwelt, "Grüne Chemie". Energie sparen und vorausschauend denken für kommende Generationen. Der Nachwuchs soll frische Ideen einbringen, die Nobelpreisträger ihre Erfahrungen und Altersweisheit.

Otto Hahn auf der Nobelpreisträger-Tagung 1964. (Foto: Privatarchiv/Walter Kölle)
Gedränge um die Nobelpreisträger gab es bereits 1964. Walter Kölles Schnappschuss von Otto Hahn zeigt es.Bild: privat

Und auch die Unterhaltung und der Spaß kommen nicht zu kurz. In Lindau geht es lässig zu: Bayrischer Abend, Grill and Chill, Bootstour mit Würstchen, Bier, Kaffee und Kuchen und jeder Menge Smalltalk.