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Mick Schumacher in Baku unter Druck

9. Juni 2022

Bereits zwei schwere Unfälle mit Totalschaden und noch kein einziger WM-Punkt. Die Bilanz von Formel-1-Pilot Mick Schumacher ist ernüchternd. Haas-Teamchef Günther Steiner verliert langsam, aber sicher seine Geduld.

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Mick Schumacher wird nach seinem schweren Unfall in Monaco von einem Streckenposten gestützt
Rennauto zerlegt, zum Glück unverletzt - Mick Schumacher (2.v.r.) nach seinem Unfall in Monaco Bild: Christian Bruna/AP/picture alliance

Die Luft für Mick Schumacher beim Formel-1-Rennstall Haas wird dünner - und eine Äußerung seines Teamchefs Günther Steiner darf durchaus als Warnung an den Sohn von Legende Michael Schumacher verstanden werden. "Bei Mick haben wir ja gesehen, was passiert ist. Es ist nicht sehr befriedigend, wieder einen großen Unfall zu haben", sagte Steiner mit Blick auf den schweren Crash des 23 Jahre alten Deutschen beim Rennen in Monaco. "Wir müssen sehen, wie wir von hier aus weitermachen."

Beim Regenrennen in Monte Carlo hatte Schumacher die Kontrolle über seinen Haas-Boliden verloren und war so heftig in die Leitplanken geschlagen, dass der Rennwagen in der Mitte auseinandergebrochen war. Der Pilot war unverletzt geblieben. Es war bereits sein zweiter schwerer Unfall in dieser Saison. Schon beim Qualifying zum Großen Preis von Saudi-Arabien Ende März hatte Schumacher für einen Totalschaden gesorgt.

"Wir hoffen, dass wir in Baku keine Schäden haben werden", schrieb Teamchef Steiner, der nicht gerade für seine Geduld bekannt ist, seinen beiden Fahrern Schumacher und Kevin Magnussen vor dem Großen Preis von Aserbaidschan an diesem Sonntag (Start um 13 Uhr MESZ) daher ins Stammbuch. Der Südtiroler verwies darauf, dass bereits eine Woche später das nächste Formel-1-Rennen in Kanada anstehe: "Wir haben nur wenige Tage Zeit, um uns dort einzurichten. Wenn man also einen Schaden am Auto hat, wird es noch schwieriger."

Schumacher noch nie unter den Top Ten

Doch es dürfte nicht nur die Sorge um seine teuren High-Tech-Rennautos sein, die Steiner umtreibt, beziehungsweise das seit dieser Saison engere Budget, das den Teams für das gesamte Jahr zur Verfügung steht.

Mick Schumacher und Kevin Magnussen
Der 29 Jahre alte Däne Kevin Magnussen (r.) war in der Saison bisher erfolgreicher als SchumacherBild: Hasan Bratic/picture alliance

Der Haas-Teamchef wird angesichts der mageren sportlichen Bilanz seiner Fahrer langsam, aber sicher ungeduldig. Bereits vor dem Rennen in Barcelona Ende Mai hatte Steiner von "verlorenen Möglichkeiten" gesprochen und bessere Platzierungen angemahnt.

In der WM-Gesamtwertung der Teams liegt Haas nach sieben Rennen mit 15 Punkten nur auf achten Rang, bei den letzten drei Grands Prix ging der Rennstall leer aus. Allerdings war für alle bisherigen Ergebnisse in den Punkterängen der Däne Magnussen verantwortlich, Mick Schumacher wartet nach wie vor auf seinen ersten Top-Ten-Platz und damit auf den ersten WM-Punkt seiner Karriere. Auch 2021, in seiner Premierensaison in der Formel 1, war der frühere Formel-2-Sieger im damals noch unterlegenen Auto stets recht weit an den Punkterängen vorbeigefahren. Dass der von einem Ferrari-Motor betriebene Haas dieses Jahr mithalten kann, hat Magnussen gleich im ersten Rennen in Bahrain mit Rang fünf bewiesen.

Ferrari sieht genau hin

Ferrari ist auch für Mick Schumacher das Stichwort: Der Sohn des Rekordweltmeisters ist Nachwuchsfahrer der Ferrari Driver Academy. Mittelfristig soll sein Weg zur Scuderia zurückführen, für die sein Vater Michael von 2000 bis 2004 in Serie fünf seiner sieben Weltmeistertitel gewonnen hat. Für die laufende Saison wurde Mick Schumacher bei elf der 23 Rennen als Ferrari-Ersatzfahrer nominiert. Sollte der Monegasse Charles Leclerc oder der Spanier Carlos Sainz junior bei diesen Rennen nicht starten können, würde Schumacher einspringen.

Haas müsste dann ebenfalls seinen Ersatzfahrer einsetzen. Der Rennstall arbeitet eng mit Ferrari zusammen. Der italienische Konzern stellt Haas neben den Motoren, auch das Getriebe und weitere Bauteile zur Verfügung. Auch bei Ferrari wird man daher genau verfolgen, wie sich Schumacher bei Haas entwickelt und ob er das Zeug hat, dauerhaft ein Cockpit der Scuderia zu übernehmen. Allerdings ist der schnelle Weg in den roten Boliden erstmal versperrt. Leclercs Vertrag lief ohnehin bereits bis 2024, kürzlich wurde auch der Kontrakt mit Sainz bis 2024 verlängert.

Schumacher muss daher im Haas beweisen, dass er konstante und gute Rennen abliefern kann. Je länger es dauert, umso größer wird der Druck auf den 23-Jährigen. Mick Schumacher selbst hofft, dass beim Rennen auf dem Stadtkurs in Baku der Knoten für ihn und sein Team platzt: "Dort haben wir eines unserer besten Ergebnisse der letzten Saison [Schumacher war 13. geworden - Anm. d. Red.] geholt, sodass ich hoffe, dass wir mit einem jetzt konkurrenzfähigeren Auto erneut weiter vorne landen und ein gutes Rennen haben können."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter