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Formel 1: Verstappen feiert Heimsieg in Spa

28. August 2022

Der Red-Bull-Pilot fährt in seiner eigenen Liga. Beim Großen Preis von Belgien, der Heimat seiner Mutter, startet er nur als 14. und hat am Ende dennoch einen Riesenvorsprung. Sebastian Vettel gelingt ein Achtungserfolg.

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Max Verstappen bei der Siegerehrung zum Großen Preis von Belgien
Wer soll die Titelverteidigung von Formel-1-Weltmeister Max Verstappen noch verhindern?Bild: ANP/IMAGO

Eine zu große Dominanz ist - der FC Bayern München dient hier in der Fußball-Bundesliga als abschreckendes Beispiel - nie gut. Große Dominanz bedeutet nämlich allzu häufig auch: gähnende Langeweile. Dass der Große Preis von Belgien in Spa komplett zum Gähnen war, kann man trotzdem nicht behaupten - zumindest nicht in der ersten Hälfte des Rennens. Dazu passierte zu viel, auch wenn der überlegene Sieger am Ende einmal mehr und zum neunten Mal im 14. Rennen der Saison Max Verstappen hieß. Der Weltmeister, der zwar mit niederländischer Lizenz startet, aber eine belgische Mutter hat, genoss das Heimspiel auf der traditionsreichen Strecke von Spa-Francorchamps sichtlich und bewies zum wiederholten Mal seine Ausnahmestellung.

Er setzte sich mit komfortablem Vorsprung vor seinem Red-Bull-Teamkollegen Sergio Perez und Ferrari-Pilot Carlos Sainz durch. Und auch der Extrapunkt für die schnellste Runde ging an den amtierenden Weltmeister. "Es war ein unglaubliches Wochenende, das ich mir so nicht hätte vorstellen können", sagte der zufriedene Sieger anschließend und kündigte an. "Wir werden weiter hart arbeiten und wollen mehr davon."

Chaotischer Start, Verstappen früh vorne

Verstappen war nur von Rang vierzehn gestartet. Zwar hatte er das Qualifying am Samstag gewonnen, wurde jedoch - genau wie Ferrari-Pilot Charles Leclerc und vier weitere Fahrer - wegen eines Motorenwechsels in der Startaufstellung nach hinten versetzt. Dennoch schaffte es Verstappen recht schnell, den Rückstand aufzuholen. Unter dem lauten Jubel seiner Fans arbeitete er sich Platz um Platz nach vorne und war nach acht Runden bereits auf Rang drei. Vier Runden später übernahm er erstmals die Führung.

Rennszene Max Verstappen im Red Bull
"Das Auto lief wie auf Schienen" - für Weltmeister Max Verstappen war es ein unaufgeregtes RennenBild: Florent Gooden/DPPI/picture alliance

Das Rennen begann chaotisch: In der ersten Runde gerieten Lewis Hamilton und Fernando Alonso aneinander. Hamilton überholte außen, schnitt dann die Kurve und wurde bei der Berührung der Reifen von Alonsos Alpine ausgehebelt. Die harte Landung auf dem Asphalt überstand Hamiltons Mercedes nicht unbeschadet. Mit kaputtem Unterboden musste der Brite seinen Boliden bereits in der ersten Runde abstellen. Mitleid von Alonso, dem Fahrer, den Hamilton als Jungspund einst bei McLaren verdrängt hatte, gab es nicht: "Was für ein Idiot! Macht von außen die Tür zu", beschwerte sich der Spanier per Funk bei seinem Renningenieur. "Der Typ weiß halt nur, wie man vom ersten Startplatz startet und Rennen fährt." "Mir ist egal, was er sagt", entgegnete Hamilton später. "Es war mein Fehler. Er war im toten Winkel, und ich habe ihn nicht gesehen."

Langeweile ab Runde 16

Aber die dramatische Startphase ging nach dem Crash der beiden Ex-Weltmeister noch weiter: In der zweiten Runde kam Williams-Pilot Nicholas Latifi leicht von Strecke ab in den Kies. Das reichte, um einen Dreher zu verursachen, mit dem er Alfa-Pilot Valtteri Bottas von der Strecke räumte. Ausgerechnet an seinem 33. Geburtstag schied der Finne früh aus. Latifi konnte dagegen weiterfahren. Doch weil Bottas Fahrzeug im Weg stand, musste das Safety Car auf die Strecke. Leclerc hatte vom Start weg Probleme mit einem verstopften Bremslüftungsschacht und nutzte die Safety-Car-Phase daher für einen Boxenstopp. Er ließ sich statt der soften, roten die gelben Medium-Reifen anschrauben. Der Monegasse konnte sich zwar anschließend durch das Feld nach vorne arbeiten, Druck auf die Spitze konnte er aber nicht ausüben. Er wurde am Ende Fünfter, verlor damit weiter Boden auf Verstappen und auch Rang zwei der WM-Fahrerwertung. Kurz nach der Zielankunft folgte ein weiterer Tiefschlag: Weil er bei der Boxendurchfahrt zu schnell war, belegten die Renn-Kommissare Leclerc mit einer Fünf-Sekunden-Strafe, die ihn auch noch Rang fünf kostete.

Ferrari-Pilot Charles Leclerc steht mit enttäuschtem Gesichtsausdruck in der Box
Ferrari-Pilot Charles Leclerc erlebte in Spa einmal mehr einen ernüchternden NachmittagBild: Geert Vanden Wijngaert/AP Photo/picture alliance

Verstappen erlebte dagegen einmal mehr ein einsames Rennen. Zwar lag Ferrari-Pilot Carlos Sainz, der nach Verstappens Strafversetzung von der Pole-Position gestartet war, anfangs vorne und kam nach einem Boxenstopp Verstappens noch einmal zurück an die Spitze. In Runde 16 von 44 aber schob sich Verstappen wieder nach vorne und blieb dort bis zum Schluss - das Rennen war nun, was den Kampf um den Sieg anging, doch langweilig geworden. "Es war eine ziemlich hektische erste Runde", sagte Verstappen nach dem Rennen. "Es ist sehr viel vor mir passiert, aber als sich alles gelegt hatte - nach dem Safety Car - lief das Auto wie auf Schienen. Ich konnte mir die Stellen aussuchen, an denen ich die Gegner überhole. Wir haben gut auf unsere Reifen geachtet und so immer weiter nach vorne gekommen. Als wir dann in Führung lagen, ging es nur noch darum, alles richtig zu managen." In der Fahrerwertung hat Verstappen nun 98 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Perez.

Achtungserfolg für Sebastian Vettel

Ein gutes Rennen machte auch Sebastian Vettel im Aston Martin. Der vierfache Weltmeister, der seine Formel-1-Karriere am Ende der Saison beenden wird, hielt sich lange Zeit auf der fünften Position, belegte schließlich den achten Platz und freute sich immerhin über vier WM-Punkte. "Es war ein bisschen doof am Ende. Vielleicht hätten wir es schaffen können, den siebten Platz zu halten", sagte Vettel bei Sky. "Schade, dass es nicht gereicht hat. Aber ein achter Platz ist immer noch ein achter Platz. Es ist kein Sieg, aber trotzdem war es heute für uns sehr gut." Nicht nach Wunsch lief der Grand Prix dagegen für den zweiten Deutschen, Mick Schumacher. Auf der Lieblingsstrecke seines Vaters Michael hatte der Haas-Pilot einige Probleme und wurde als 17. am Ende Vorletzter der Fahrer, die das Ziel erreichten.

Rennszene Sebastian Vettel im Aston Martin
Endlich wieder ein Erfolgserlebnis: Sebastian Vettel steuert seinen Aston Martin auf Rang achtBild: Alessio De Marco/LPS/ZUMA/picture alliance

Mann des Tages aber war Max Verstappen. Und dessen Festspiel-Wochen sind noch nicht zu Ende: Am nächsten Sonntag steht das nächste Saison-Highlight für den 24-Jährigen an. Denn dann macht die Formel 1 in Zandvoort Station, zum Großen Preis der Niederlande - dem zweiten Heimrennen für den alten und wahrscheinlich auch neuen Weltmeister.

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Das Rennen von Spa in Zahlen:

Grand Prix von Belgien (44 Runden à 7,004 km/308,052 km)

Ergebnis: 1. Max Verstappen (Red Bull) 1:25:52,894 Std., 2. Sergio Perez (Red Bull) +17,841 Sek., 3. Carlos Sainz Jr. (Ferrari) +26,886, 4. George Russell (Mercedes) +29,140, 5. Fernando Alonso (Alpine) +1:13,256 Min., 6. Charles Leclerc (Ferrari) +1:14,936, 7. Esteban Ocon (Alpine) +1:15,640, 8. Sebastian Vettel (Aston Martin) +1:18,107, 9. Pierre Gasly (Alpha Tauri) +1:32,181, 10. Alexander Albon (Williams) +1:41,900

Ausfälle:
Lewis Hamilton (Mercedes) 1. Runde, Valtteri Bottas (Alfa Romeo) 2. Runde

Fahrer-Wertung, Stand nach 14 von 22 Saisonrennen:
1. Max Verstappen 284 Pkt., 2. Sergio Perez 191; 3. Charles Leclerc 186; 4. Carlos Sainz Jr. 171; 5. George Russell (Mercedes) 170; 6. Lewis Hamilton 146; 7. Lando Norris (McLaren) 76; 8. Esteban Ocon 64; 9. Fernando Alonso 51; 10. Valtteri Bottas 46