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Folter und Tod in syrischen Gefängnissen

30. August 2011

In Syrien leben Demonstranten und Aktivisten gefährlich. Wer gefasst wird, muss mit brutaler Gewalt in den Gefängnissen rechnen. Dies hat nun Amnesty International dokumentiert. Die Proteste im Land gehen aber weiter.

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Nicht nur auf den Straßen in Syrien ist es gefährlich. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) dokumentiert, dass in den Gefängnissen des Landes brutal gefoltert und getötet wird. Seit den ersten Demonstrationen für Reformen im Frühjahr seien mindestens 88 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, teilte die Organisation am Dienstag (30.08.2011) in London mit. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass viele der Getöteten zuvor gefoltert, geschlagen und verstümmelt worden seien.

Grauenhafte Folterungen

"Die Berichte von Folterungen, die wir bekommen, sind grauenhaft. Wir glauben, dass die syrische Regierung das eigene Volk in gewaltigem Ausmaß verfolgt", sagte der AI-Syrienexperte Neil Sammonds.

Sämtliche in dem Bericht aufgeführten Opfer sollen festgenommen worden sein, weil sie an den Kundgebungen für Reformen in Syrien mitgemacht hatten. Alle 88 seien männlich. Unter den Toten seien auch Kinder, etwa ein 13-Jähriger, der mit verstümmelten Genitalien und Verletzungen durch stumpfe Gewalt aufgefunden worden sei.

Amnesty forderte aufgrund dieser Erkenntnisse den Weltsicherheitsrat erneut zu einem "harten und juristisch bindenden" Handeln auf. Bislang habe der Rat "vollkommen unangemessen" reagiert.

Auch die EU meldet sich zu Wort

Assad und Ashton im gemütlichen Ambiente im Gespräch (Foto: AP)
Im März 2010 gab es ein direktes Gespräch zwischen Ashton und Präsident Assad. Damals ging es noch um den Nahost-FriedensprozessBild: AP

Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton beklagt eine massive Verschlechterung der Menschenrechtslage in Syrien. Sie wies in Brüssel darauf hin, dass das Regime Gewalt gegen friedliche Demonstranten, Menschenrechtsaktivisten und weite Teile der Bevölkerung anwende. Die Gewaltakte müssten aufhören und inhaftierte Kundgebungsteilnehmer freigelassen werden. Es müsse ein Weg ermöglicht werden, die legitimen Forderungen des syrischen Volkes zu erfüllen, sagte Ashton.

EU-Kommissionssprecher John Clancy wies zudem darauf hin, dass die EU sich einig sei, noch mehr zu tun, um Strafmaßnahmen gegen die Machthaber in Syrien auszuweiten. Gegen zahlreiche Mitglieder der Führung bestehen bereits Einreiseverbote und Vermögenssperren. Voraussichtlich zum Wochenende sollen formell EU-Sanktionen gegen den Ölsektor Syriens beschlossen werden.

Wieder Schüsse auf Demonstranten

Unterdessen geht die Gewalt auf den syrischen Straßen weiter. Nach Angaben der Opposition sollen an diesem Dienstag mindestens sieben Menschen getötet worden sein. Regierungskräfte hätten in den Städten Daara und Homs das Feuer eröffnet, berichten Aktivisten. Auch in der Hauptstadt Damaskus soll es wieder zu Kämpfen gekommen sein.

Der Blutzoll stieg damit weiter an. Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen bei den Protesten in Syrien seit März inzwischen etwa 2200 Menschen getötet worden sein. Nach Darstellung von Menschenrechtlern sind in Syrien sogar 3100 Zivilisten durch Soldaten oder regierungstreue Milizen getötet worden.

Autor: Walter Lausch (dpa, kna, rtr)

Redaktion: Martin Schrader