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Folgt auf den Ball der Boom?

Peter Wozny12. Juli 2014

33 Tage hat die DFB-Elf im abgelegenen Fischerdorf Santo André auf einer Art Halbinsel gewohnt. Jetzt zieht sie wieder ab und hinterlässt vor allem eines: Hoffnung auf den wirtschaftlichen Aufschwung.

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Brasilien Fähre in Santo André
Bild: DW/J. Weber

Adeus Santo André. Nach fünf Wochen ist es unser letzter Tag hier hinterm Fluß. Was die deutsche Mannschaft mitnimmt, hat sie häufig genug in Interviews betont: Die Ruhe, die Freundlichkeit, die Kraft usw. Aber was lässt sie da? Die Pataxo-Indianer bekommen Geld für einen Krankenwagen, auch die örtliche Schule darf sich über einen großen Scheck freuen. Damit soll der Ganztagsunterricht ausgebaut werden. Nur der versprochene Bolzplatz in der Ortsmitte ist bisher nur ein mäßig geglätteter Acker. Wochenlang hat sich hier gar nichts bewegt. Der Regen habe die Arbeiten verhindert, heißt es offiziell. Im Dorf gibt es aber auch Gerüchte, der Bauunternehmer habe die Arbeiten absichtlich verschleppt. Immerhin schütten die Arbeiter schon wieder fleißig Sand auf die Fläche - mit Schaufeln und Schubkarren. Am Rand sitzen Breno (3) und Bato (4) und spielen im Dreck. Bis sie alt genug sind, um Fußball zu spielen, ist der Platz vielleicht fertig. Ich frage einen der Arbeiter nach der deutschen Mannschaft. "Ich hätte gerne mehr von den Spielern gesehen, als Schatten hinter den verdunkelten Fenstern der Mercedes-Kleinbusse."

Militärpolizei hat die Einbrecher verjagt

Brasilien DW-Reporter Peter Wozny und Joscha Weber in Santo André
Peter Wozny (l.) und Joscha Weber in Santo AndréBild: DW/J. Weber

Stattdessen sahen die Bürger von Santo André Militärpolizisten mit Maschinengewehren. Doch das hatte auch seine gute Seite: "Vor der WM hatten wir Probleme mit Einbrechern. Seit die Militärpolizei hier ist, haben wir Ruhe", erklärt Anna-Lucia. Sie lebt seit 28 Jahren in dem kleinen Fischerdorf. "Mein Mann und ich haben damals die ersten Unterkünfte an Touristen vermietet. Mittlerweile haben wir hier sehr große Kapazitäten, aber kaum Gäste." Während auf der anderen Seite des Flusses die Region Porto Seguro, der "Ballermann Brasiliens", Busladungen voll Partytouristen anzieht, will Santo André mit Ruhe punkten. So richtig gelingt das aber nicht. Die meisten hier sind immer noch sehr arm. Anna-Lucia: "Zwischen Weihnachten und Neujahr sind wir hier komplett ausgebucht. Sonst ist in Santo André nichts los." Das soll sich durch die WM ändern. "Fünf Wochen lang war der Ort weltweit in den Medien und jeder konnte sehen, wie schön es hier ist. Ich glaube, jetzt bekommen wir einen richtigen Boom."

Fährmann hofft auf die olympischen Spiele

Am Fähranleger boomt es mittlerweile auch schon. Die meisten Journalisten reisen heute weiter nach Rio und die Autoschlange ist länger als sonst. Doch die Brasilianer haben einfach noch eine zweite Fähre eingesetzt. Man hat gelernt, auf die Gäste einzugehen. Fährmann Otavio ist stolz, den Ansturm gemeistert zu haben. "Es hat sich viel getan in diesem Ort. Ich hoffe, dass hier Jobs entstehen und mehr Touristen kommen. In zwei Jahren hat Brasilien ja auch schon die olympischen Spiele. Da wird ja auch Fußball gespielt. Vielleicht kommen die Deutschen ja dann wieder." Die Fähre legt ab. 15 Minuten später erreichen wir Santa Cruz Cabrália Auf der anderen Seite des Flusses, in Santo André, kehrt wieder Ruhe ein - nach fünf Wochen Rummel.