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FN-Gründer Le Pen macht Rückzieher

13. April 2015

Er hält sich zwar weiter für den besten Kandidaten: auf Druck seiner Tochter Marine zieht sich der Patriarch des Front National, Jean-Marie Le Pen, nun doch aus dem Wahlkampf der Rechtspopulisten zurück.

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Gründer des Front National, Jean-Marie Le Pen (foto: Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images/A. Jocard

Im Machtkampf des rechtsextremen Front National (FN) - gleichzeitig eine erbitterte Familienfehde - ist Partei-Gründer Jean-Marie Le Pen eingeknickt: Der 86-jährige FN-Ehrenvorsitzende verzichtete auf eine eigene Kandidatur bei den Regionalwahlen im Südosten Frankreichs und schlug vor, stattdessen seine Enkelin Marion Maréchal-Le Pen ins Rennen zu schicken. Die Tochter des Partei-Patriarchen und dominierende FN-Chefin Marine Le Pen hatte ihren Vater ultimativ zum Rückzug gedrängt.

Sorge um das bürgerliche Image

Die Symbolfigur der Rechtsextremisten hatte sich den Zorn seiner Tochter und der engeren Parteiführung zugezogen, als er jüngst zum wiederholten Male die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als "Detail der Geschichte" bezeichnet hatte. Damit kam er erneut der Strategie von Marine Le Pen in die Quere, die seit ihrem Antritt als FN-Chefin 2011 versucht, die Partei aus der offen rassistischen und antisemitischen Ecke zu holen.

Apodiktisch hatte die Tochter, die unangefochtene Nummer 1 des FN, gedroht, dass sie eine Kandidatur ihres Vaters bei den Regionalwahlen in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur (Paca) verhindern wolle. Sie kündigte disziplinarische Maßnahmen gegen den FN-Ehrenvorsitzenden an. Bei den Spitzenfunktionären wurde sogar ein Ausschluss des Gründervaters für möglich gehalten.

Jean-Marie Le Pen, der sich anfangs vehement gegen die interne Kritik zur Wehr gesetzt hatte, wich nun zurück. Dem "Figaro Magazine" sagte er, dass er sich aus dem Wahlkampf abmelde, auch wenn er eigentlich der "beste Kandidat" für den FN wäre. Das alles "rechtfertigt nicht den Tumult, der in unseren Reihen ausgelöst wurde - auf die Gefahr hin, die Bewegung gefährlich zu schwächen", beklagte Le Pen nun. "Ich werde nicht Komplize dieses Manövers sein", so der FN-Altvordere in dem Interview.

Partei-Rüge oder Ausschluss?

Als "sehr weise" begrüßte FN-Vize Florian Philippot den Rückzug. Zugleich gab das langjährige FN-Mitglied Bruno Gollnisch bekannt, dass er ebenfalls in der Region Paca antreten wolle. Die Gegend ist traditionell eine der Hochburgen der FN, die bei den Regionalwahlen im Dezember darauf hofft, vier bis fünf Regionen erobern zu können.

Unabhängig von der Frage der Kandidatur dürfte Jean-Marie Le Pen, der bereits mehrfach wegen Leugnen des Holocausts oder Aufrufs zu Rassenhass verurteilt wurde, wegen möglicher disziplinarischer Konsequenzen vor das Exekutivbüro der FN zitiert werden. FN-Führerin Marine Le Pen hatte bereits mehrere Mitglieder nach rassistischen Äußerungen aus der Partei ausschließen lassen. Eine solche Möglichkeit für die Parteilegende Le Pen, wie sie FN-Vize Philippot durchaus für denkbar hielt, bezeichnete dieser selbst als "vollkommen verrückt". Schon allein die Idee berge "ein Implosions-Risiko" für die FN.

SC/sti (afpe, APE, dpa)