Werfen Sie schon jetzt einen Blick auf die Beta-Version der künftigen DW-Seiten. Mit Ihrer Meinung können Sie uns helfen, dw.com weiter zu verbessern.
Im Kosovo herrschen Armut und Arbeitslosigkeit. Zehntausende Kosovaren sind in den letzten Monaten nach Westeuropa gereist. Sie hoffen dort auf ein besseres Leben. Doch die Reise endet meist in großer Enttäuschung.
Fitim S. fragt sich, warum er in seiner Heimat, dem Kosovo, bleiben sollte. Der Arbeitslose ist Vater von drei Kindern und hat eine Frau. Die Sozialhilfe in Höhe von 80 Euro im Monat bekommt er nicht mehr, denn er hat ein Haus – und andere nicht. „Uns hat man gesagt, dass wir in Deutschland Asyl bekommen können“, sagt der Familienvater. Darum steigt die ganze Familie in einen vollen Reisebus nach Deutschland.
Der Kosovo, der sich erst 2008 für unabhängig erklärte, gilt als Armenhaus Europas. Die Arbeitslosenquote liegt bei mehr als 45 Prozent. Mehr als 34 Prozent der Kosovaren leben in Armut, mit einem Einkommen von weniger als 1,42 Euro pro Tag. Zehntausende Menschen reisen inzwischen in den Westen. Ihr Ziel: vor allem Deutschland, Österreich und Skandinavien.
Für ein Land mit nur 1,8 Millionen Einwohnern ist das besonders dramatisch. Doch außer der Armut gibt es noch andere Gründe für die Ausreisewelle: Kriminalität, Korruption und Diskriminierung. In Deutschland allerdings platzt für die Kosovaren der Traum von einem besseren Leben meist sehr schnell.
„Es gibt kein Asyl für Kosovaren“, sagt Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Fast alle Asylanträge von kosovarischen Staatsangehörigen werden abgelehnt, denn kaum jemand kann eine politische Verfolgung nachweisen. So kann der Traum von einem besseren Leben sehr schnell zum Albtraum werden. Denn viele Kosovaren haben für diese Reise ihre Ersparnisse verbraucht, Eigentum verkauft oder sich Geld geliehen. Und nach der Rückreise in den Kosovo stehen sie vor dem Nichts.
Glossar
Kosovare, -n/Kosovarin, -nen – der Einwohner/die Einwohnerin des Kosovo
Irrtum, Irrtümer (m.) – die falsche Vorstellung; die Tatsache, dass ein Gedanke, den jemand für richtig hält, falsch ist
Sozialhilfe, -n (f.) – das Geld, das arme Menschen vom Staat bekommen
sich für unabhängig erklären – hier: sagen, dass man ein eigenständiger Staat ist
Armenhaus, -häuser (n.) – eigentlich: ein Haus, in dem arme Menschen leben; hier: ein Gebiet/Land, in dem viele arme Menschen leben
Arbeitslosenquote, -n (f.) – die Anzahl der Arbeitslosen im Verhältnis zu der Gesamtzahl der arbeitsfähigen Einwohner
dramatisch – hier: problematisch; sehr schlimm
Ausreisewelle, -n (f.) – die Tatsache, dass sehr viele Menschen in kurzer Zeit aus einem Land ausreisen
Korruption (nur Singular, f.) – die Tatsache, dass jemand für bestimmte (oft politische) Entscheidungen Geld bekommt
Diskriminierung, -en (f.) – das schlechtere Behandeln von Menschen, die eine andere Hautfarbe, Religion, Kultur o. Ä. haben
platzen – hier: schnell verschwinden; schnell nicht mehr existieren
Migration, -en (f.) – die Tatsache, dass Menschen in ein anderes Land gehen, um dort zu leben
Flüchtling, -e (m.) – eine Person, die ihr Heimatland z. B. wegen → Verfolgung verlassen musste
Verfolgung, -en (f.) – hier: eine Handlung, mit der man jemanden aus einer Gesellschaft ausschließt und ihm Gewalt androht
Albtraum, Albträume (m.) – ein schlimmer Traum
Ersparnis, -se (n.) – das Geld, das jemand gespart hat
vor dem Nichts stehen – alles verloren haben; keinen Besitz mehr haben
Fragen zum Text
1. Aus welchem Grund möchte Fitim S. den Kosovo verlassen?
a) Er hat in Deutschland einen sicheren Job gefunden.
b) Er findet in der Heimat kein Haus, das für eine Familie mit drei Kindern groß genug ist.
c) Er hat weder einen Job noch bekommt er finanzielle Unterstützung vom Staat.
2. Welche Aussage steht im Text?
a) Fast ein Drittel der Einwohner des Kosovo lebt in Armut.
b) Der Kosovo hat 1,8 Millionen Einwohner.
c) Schon seit 2008 liegt die Arbeitslosenquote bei 45 Prozent.
3. Menschen mit kosovarischer Staatsangehörigkeit …
a) dürfen in Deutschland kein Asyl beantragen.
b) gelten in Deutschland als politisch Verfolgte.
c) bekommen nur sehr selten Asyl, wenn sie es in Deutschland beantragen.
4. Welche Satzstellung ist nicht möglich?
a) Für die Kosovaren platzt der Traum von einem besseren Leben meist sehr schnell.
b) Meist platzt der Traum von einem besseren Leben für die Kosovaren sehr schnell.
c) Der Traum platzt für die Kosovaren von einem besseren Leben meist sehr schnell.
5. Welche Satzstellung ist nicht möglich?
a) Für die Reise haben ihre Ersparnisse viele Kosovaren verbraucht.
b) Ihre Ersparnisse haben viele Kosovaren für die Reise verbraucht.
c) Viele Kosovaren haben für die Reise ihre Ersparnisse verbraucht.
Arbeitsauftrag
„Armut ist nach der Genfer Flüchtlingskonvention kein Grund, Flüchtlingsschutz zu gewähren“, erklärte Manfred Schmidt in einem Interview. Diskutiert in Gruppen, ob diese Festlegung gerecht und auch ob sie notwendig ist. Welche Gründe sollten eurer Meinung nach existieren, damit jemand als „Flüchtling“ gilt? (Das ganze Interview mit Manfred Schmidt findet ihr hier)